Allerheiligen & Allerseelen
„Jeder Mensch hat Fragen an den Tod“

Johann Haselbauer führt mit seinem Bruder Heinrich in dritter Generation den Familienbetrieb. | Foto: Auer
  • Johann Haselbauer führt mit seinem Bruder Heinrich in dritter Generation den Familienbetrieb.
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Allerheiligen steht vor der Tür und ist für viele Anlass, die Gräber der Verwandten aufzusuchen.

BEZIRK. Wenn’s ums Sterben geht, machen wir Lebenden gerne die Augen zu. Allerheiligen und Allerseelen erinnern trotzdem jedes Jahr an die Endlichkeit unseres Daseins.
An 365 Tagen im Jahr sind die heimischen Bestatter erreichbar. So auch die Haselbauers in Ternberg. Johann Haselbauer führt mit seinem Bruder Heinirch in dritter Generation den Familienbetrieb, der mit Blumen und Möbeln noch zwei weitere Standbeine hat. Bleibt der Trend der letzten Jahre gleich, kommen bald arbeitsintensive Monate auf den Bestatter zu: Von den jährlich etwa 80 Bestattungen fanden die meisten davon für die Brüder Haselbauer im Dezember und Jänner statt.

„Sterben fängt im Leben an“

„Manchmal haben wir 15 Bestattungen im Monat, manchmal zwei oder drei. Der Tod kommt, wie es ihm passt.“ Steht keine Bestattung ins Haus, befasst sich Haselbauer mit Küchenplanung oder sieht im Blumengeschäft nach dem Rechten. Seine Arbeit als Bestatter macht er gern. Der Tod ist für Haselbauer etwas Alltägliches: „Meine Arbeit belastet mich nicht. Ein Todesfall ist immer eine Ausnahmesituation. Mit meiner Erfahrung kann ich anderen helfen und so Gutes tun.“ Im Umgang mit Hinterbliebenen ist großes Einfühlungsvermögen gefragt: „Das Sterben fängt schon im Leben an und endet nach dem Tod. Sterben ist ein Prozess.“ Angehörigen hilft Haselbauer beim Realisieren und Abschiednehmen. Nur wer seine Trauer zulässt, könne auch loslassen. „Trauer sollte niemanden jahrelang überschatten. Ich muss mich irgendwann davon lösen können. Sonst habe ich als Lebender ebenfalls meinen Platz im Leben verloren“, weiß der Bestatter.

Partezettel in der Enge

In der Engen Gasse in Steyr befindet sich die Auslage der Firma Stigler. Zig Passanten bleiben hier stehen, um aktuelle Partezettel zu begutachten. 1910 gegründet, führt heute Josef Stigler das Bestattungsunternehmen in vierter Generation. Pro Jahr wickelt das Unternehmen Stigler 300 bis 330 Begräbnisse ab. Wurde der Steyrer im Kindergartenalter gefragt, was er einmal werden wolle, war schon damals klar: „Rallyefahrer oder Bestatter.“ Für Stigler ist der Tod ständiger Begleiter – nicht nur in seinem Job: „Alle Menschen haben Fragen an den Tod. Das Tabu daran sind häufig die Emotionen, die Trauer auch zu zeigen, die er mit sich bringt.“

Noch offene Aufträge

Sowohl bei Haselbauer als auch bei Stigler gibt es einen Ordner mit „offenen“ Bestattungsaufträgen. „Manche Menschen wollen zu Lebzeiten ihre Beerdigung planen. Das kann auch finanzielle Gründe haben, um die Angehörigen nach dem eigenen Tod nicht mit Kosten zu belasten“, so Haselbauer. Bei diesen Aufträgen fehle eigentlich nur noch der „Tag X“.
Vor allem die Hinterbliebenen zeigten sich meist sehr erleichtert, wenn es noch zu Lebzeiten ein „Vorsorgegespräch“ gab: „Es ist eine Ausnahmesituation. Und dann stellt der Bestatter eine Stunde lang Fragen, auf die man keine Antworten hat. Da ist es gut, wenn jemand vorgesorgt hat.“

Mehr zum Thema

Die Zahl der Erdbestattungen ist eher rückläufig. Seit einigen Jahren ist ein starker Trend zur Feuerbestattung erkennbar. Immer häufiger nachgefragt wird die Urnenbeisetzung.

Bestattungsalternativen

• Baumbestattung: Unter einem Baum im Wald oder im „Bestattungswald" wird die Totenasche beigesetzt.
• Diamantbestattung: Ein Teil der Asche wird zu einem Edelstein. Daraus werden Erinnerungsstücke gefertigt.
• Bestattung zu Hause: Mit einer Ausnahmebestätigung des Bürgermeisters kann eine Urne auch in Form einer Gedenkstätte zuhause aufgestellt werden. Die Genehmigung wird nur zum Aufstellen der Urne zuhause erteilt.
• Urnenwand: Die Asche wird in der Urnenwand am Friedhof beigesetzt.
Mehr dazu auf stigler.at und bestattung.haselbauer.at

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Foto: Cityfoto
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