Mikroplastik – die unsichtbare Gefahr?

Foto: Greenpeace/Georg Mayer
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SIERNING. Dem brisanten Thema Mikroplastik widmen sich die familienfreundliche und Gesunde Gemeinde Sierning am Donnerstag, 13. November 2014. Um 18 Uhr wird Gundi Schachl von Greenpeace im Veranstaltungszentrum „Ins Kulinari“ in Neuzeug über die „unsichtbare Gefahr“ referieren.

Kügelchen oder Fasern aus Kunststoffen werden Mikroplastik, auch Microbeads, genannt. Es ist vielfach im Alltag zu finden. Vor allem dort, wo man es nicht unbedingt erwartet: in Kosmetik- und Pflegeprodukten, wie Zahnpasta, Duschgel, Peeling oder Schaumbad. Es gelangt über die Haushaltsabwässer in die Umwelt und ist so klein, dass es selbst Kläranlagen unbeschadet passiert. Mikroplastik trägt zur Verschmutzung von Flüssen, Seen und Meeren mit Plastikmüll bei.

Ernstzunehmendes Umweltproblem
„Plastikmüll in unseren Gewässern ist ein ernstzunehmendes Umweltproblem mit globaler Dimension in Form des schwimmenden Plastikmüllteppichs“, sagt Gundi Schachl. In Trinkwasser, Milch und Honig wurde Mikroplastik bereits nachgewiesen. Die möglichen negativen Auswirkungen von Mikroplastik auf die Gesundheit sind noch nicht ausreichend erforscht. Manche dem Plastik zugesetzten Stoffe gelten jedoch als hormonell wirksam und krebserregend.

Einkaufsratgeber von Greenpeace
„Wenn man sich den Mikroplastik-Einkaufsratgeber von Greenpeace durchsieht, stößt man sogar auf Babyartikel, die mit Mikroplastik versetzt sind. Das haben wir so nicht bestellt!“ sagt Birgit Heidlberger, Familienreferentin der Gemeinde Sierning und Organisatorin des Vortrags. Dabei gibt es genug Alternativen: Kunststoffe können in Kosmetika durch in der Natur vorkommende und biologisch abbaubare Stoffe wie gemahlene Nuss- und Kokosschalen, Mandelkleie, Pflanzenpulver oder Tonerde ersetzt werden.

Lebenswerte Welt erhalten
Auch Siernings Vizebürgermeister und Umweltreferent Franz Krondorfer ist es wichtig, Plastikmüll zu reduzieren: „Wir müssen die Bevölkerung entsprechend informieren, welche gesundheitlichen Auswirkungen Plastikmüll langfristig gesehen haben kann und wie wichtig es daher ist, Plastikmüll so gut es geht zu reduzieren. Wir haben die Verpflichtung, unseren Kindern eine lebenswerte Welt zu erhalten!“

ZUR SACHE:

Kunststoffteilchen mit einer Größe von unter fünf Millimetern werden als Mikroplastik bezeichnet. Zumeist sind die Teile kleiner als 1 mm und mit dem freien Auge gerade noch erkennbar. Dabei wird unterschieden zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik. Bei primärem Mikroplastik handelt es sich um winzige von der Industrie hergestellte Kunststoffpellets, die in Kosmetika etwa als Schleifmittel eingesetzt werden. Sekundäres Mikroplastik entsteht durch Zerfall oder Zersetzen größerer Kunststoffteile in kleinste Teilchen durch Umwelteinflüsse wie Sonne (durch UV-Strahlung) und Wasser (Wellenbewegung).
Nähere Infos und Ratgeber zum Downloaden unter
http://www.mikroplastik.at
http://www.greenpeace.org

GUNDI SCHACHL IM INTERVIEW:

Welche Auswirkungen hat Mikroplastik auf die Umwelt?
In den Gewässern schwimmen die leichten, kleinen Teilchen mit dem Plankton an der Oberfläche. Sie werden von den Meeresbewohnern aufgenommen, die nicht zwischen Nahrung und Plastik unterscheiden können. Das Plastik verletzt die Schleimhäute, belegt die Atmungsorgane oder verletzt und verstopft Magen und Darm. Die Tiere sterben an ihren Verletzungen oder verhungern. Muscheln leiden unter schweren Entzündungen. An dem Mikroplastik mit seiner relativ großen Oberfläche reichern sich zahlreiche Umweltgifte aus den Gewässern an, etwa Schwermetalle und schwer abbaubare Schadstoffe (POPs) wie PCBs, DDT und andere Pestizide oder Nonylphenol.

Wo findet man Mikroplastik?
Häufige Kosmetik-Kategorien, wo Mikroplastik enthalten sein kann: Zahncremen, Duschgels, Seifen, (Gesichts-)Peelings, Hautpflege, dekorative Kosmetik (Make-up, Rouge, Lippenstifte). Auch einige Lebensmittel wurden auf Mikropartikel untersucht. Fündig wurde man bisher in Milch, Honig, Trinkwasser und Bier.

Wie gefährlich schätzen Sie Mikroplastik im Vergleich zu großem Plastikmüll ein?
Auch aus Plastikmüll entsteht im Verlauf der Zeit Mikroplastik. Mikroplastik hat eine relativ große Oberfläche und bindet dadurch viele Schadstoffe. Fische und Muscheln verwechseln Mikroplastik mit Futter und so können das Plastik oder die an den Mikroplastik-Partikeln gebundenen Schadstoffe auch in die menschliche Nahrungskette gelangen.

Warum verwendet die Industrie Mikroplastik für die Herstellung von Kosmetika?
Das Warum können letztlich nur die Hersteller selbst beantworten. Ich vermute, der Grund ist, dass Plastik billig und einfach einzusetzen ist. Denn Plastik verhält sich im Produkt neutral, weil primäres Mikroplastik mit genau definierten Eigenschaften hergestellt werden kann.

Kann man ein zum Beispiel ein Peeling auch ohne Mikroplastik herstellen?
In Naturkosmetik kommen natürliche Stoff wie zerriebene Schalen, Kerne, Sande, Salze zum Einsatz. Wer selber gerne Hand anlegt, findet im Internet viele Rezept mit Zutaten aus der Küche, wie Kaffeesatz, Salz und Zucker.

Gibt es auch ein umweltfreundliches Plastik?
Stoffe auf natürlicher Basis wie Celluloseacetat, Polymilchsäure (PLA) und Polyhydroxyfettsäuren (PHA) werden als Ersatz für die derzeit in der Kosmetik verwendeten Mikrobeads vorgeschlagen. Sie sind unter bestimmten Bedingungen biologisch abbaubar und würden daher kein Mikroplastik bilden.

Wie kann man Mikroplastik vermeiden?
Ich rate dazu, auf die Inhaltsstoffliste seiner Lieblingsprodukte zu schauen und möglichst die neun Kunststoffe zu vermeiden, die im "Greenpeace Mikroplastik Ratgeber" gelistet sind. Häufig in Kosmetika eingesetzt werden: PE (Polyethylen), PET (Polyethylenterephthalat), PA (Polyamid, z.B. Nylon-12, Nylon-6).
Wesentlich einfacher ist es, zertifizierte Naturkosmetik (mit Siegeln wie BDIH, Natrue, EcoControl, EcoCert) oder Produkte mit Biosiegel zu verwenden. In diesen Produkten wird kein Plastik eingesetzt.

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Foto: Cityfoto
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