Feuerwehr-Seelsorge
Über den Einsatz hinaus gut betreut
Anita Aigner ist nicht nur aktiv bei der FF Maria Neustift. Sie kümmert sich auch um die Seele der Kameraden.
MARIA NEUSTIFT. "Es gab eine Anfrage von der Feuerwehr, ob ich als Seelsorgerin tätig sein möchte, damit die Kameraden auch über den Einsatz hinaus gut betreut sind", erzählt Aigner wie sie zur Feuerwehr kam. Die Mutter von drei Kindern ist hauptberuflich in der Diözese Linz als Seelsorgerin beauftragt. "Wir sind für die Menschen da, gehen mit ihnen mit in ihr Umfeld und öffnen Perspektiven und bringen Hoffnung. Und das erfüllt mich durch und durch". Aigner war früher Gärtnerin und Floristin. Im zweiten Bildungsweg in der Karenzzeit entschied sie sich für die Seelsorge.
Die Feuerwehr war für sie früher nur eine Einsatzorganisation. Die inneren Abläufe kannte sie nicht. "Es berührt mich sehr, wenn sich Menschen für andere in den Dienst nehmen lassen, so wie es bei der Feuerwehr eben ist. Da konnte ich mich als Seelsorgerin nicht außen vorhalten".
Aigner beschäftigte sich mit dem Thema Feuerwehr und wie sie sich dabei engagieren könnte. "Bei einem Fest half ich hinter der Bar aus und merkte, es ist ein großes Gesprächspotenzial da".
"Wenn die Sirene burrt, dann rücke ich mit der Truppe aus"
Die Maria Neustifterin absolvierte den Grundlehrgang und ist seit 2018 Feuerwehrfrau bei der FF Maria Neustift. "Wenn die Sirene burrt, dann rücke ich mit der Truppe aus". Im Einsatz ist sie entweder im Lotsendienst oder legt Relaisleitungen. Eine Alarmierung kann für die 48-Jährige auch erst nach einem Einsatz erfolgen. "Ist ein SVE-Einsatz für eine einrückende Truppe notwendig, werde ich hinzugezogen. SVE bedeutet 'Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen', also Hilfe für die Helfer. Dafür gibt es ein eigenes Netzwerk bestehend aus verschiedenen Einsatzorganisationen. Die Notfall-Seelsorge ist Teil davon. Man geht mit der Truppe mit, wenn es tragische Vorfälle gibt oder sich etwas Tragisches ereignet. Wenn eine Situation aussichtslos erscheint und es keine Perspektiven gibt, dann muss Seelsorge vor Ort sein", so Aigner. Klassische Felder für die Feuerwehrseelsorge sind auch Ritualkompetenzen, wenn beispielsweise ein Todesfall vorkommt oder es ein Fest für ein neues Feuerwehrfahrzeug gibt. Da gibt es Rituale, die man dann mit dem Kommandanten vorbereitet. Insgesamt neun Feuerwehrseelsorger gibt es in Steyr-Land. Seit 1. September ist Aigner auch designierte Pfarrvorständin im Ennstal.
Einsatz klingt nach
Richtig kritische Einsätze kommen laut Aigner nicht so oft vor. "Letztes Jahr im Sommer bei dem Großbrand war ich auch als Seelsorgerin vor Ort. Man ist dann auch noch im Nachhinein mit den Betroffenen in Kontakt und auch für die Kameraden da. Solche Einsätze klingen schon nach, so gut man auch ausgebildet ist. Man fährt dann heim und muss eine Methode für sich selbst finden, das Ganze zu verarbeiten. Es ist gut, dass es solche Möglichkeiten für die Psychohygiene heute gibt und Vorgesetzte, die das auch anfordern".
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