Urzeit zum Leben erweckt
Wiener Forscher – darunter der Steyrer Alexander Lukeneder – rekonstruierten marines Massensterben.
STEYR, WIEN. Ein Projekt des FWF (Österreichischer Forschungsfonds) beschäftigte sich am Naturhistorischen Museum in den vergangenen vier Jahren mit einem der erstaunlichsten marinen Massensterben der Erdgeschichte vor rund 234 Millionen Jahren. Die Reise führte den Paläontologen Alexander Lukeneder und das internationale Forscherteam in das Hinterland der Türkei, nach Anatolien. Zu Millionen starben Ammoniten aus noch ungeklärter Ursache in der oberen Trias und wurden im Meeresbecken des Ur-Ozeans Tethys abgelagert. „Möglicherweise war es eine Ökokatastrophe, etwa mit Sauerstoffmangel, vielleicht starben sie auch nach der Fortpflanzung, ähnlich wie dies heute noch bei vielen Tintenfischen der Fall ist“, erklärt Wissenschafter Lukeneder.
Bis dato unbekannte Gattung
Die kalkigen Schalen der Ammoniten dürften in weiterer Folge von Strömungen am Meeresboden konzentriert worden sein. Von Erdbeben ausgelöst wurden sie schließlich durch marine Hangrutschungen zu ihrem endgültigen Ablagerungsort transportiert. Diese Massensterbe-Ereignisse sind heute in bis zu einen Meter großen Ammoniten-Kalkbänken, die über 200 Millionen Ammoniten in sich bergen, überliefert. „Die massenhaft auftretenden Ammoniten zählen zu einer bis dato unbekannten Gattung und neuen Art und erhielten den Namen Kasimlarceltites krystyni“, berichtet Lukeneder.
Film über Forschungsarbeit
Ihre Erkenntnisse haben die Wissenschafter auch für ein breites Publikum aufbereitet. In Kooperation mit dem Animations-Unternehmen „7reaseons“ haben die Forscher die Ammoniten digital zum Leben erweckt und ihren urzeitlichen Lebensraum und die Vorgänge rund um die Ablagerung rekonstruiert. Lukeneder hat zudem eine Dokumentation über die Arbeiten in der Türkei gedreht. Beide Filme werden am 2. Oktober im Vortragssaal des Naturhistorischen Museums in Wien im Rahmen der Reihe „Forschung aktuell“ präsentiert.
http://www.nhm-wien.ac.at
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