Was macht der stechende Schradler im Palmbuschen?

- Adlwanger Palmbuschen haben neun Bestandteile, was Rosi Schuster und Elisabeth Gurtner (von links) seit vielen Jahren wissen
- hochgeladen von Katharina Ulbrich
Die Stechpalme oder Ilex wird in Österreich gerne Schradler genannt. Sie darf in keinem Palmbuschen fehlen, weil sie mit ihren stacheligen Blättern an die Dornenkrone von Jesus erinnert. Viel Heilkraft und verborgene, geheime Botschaften vermitteln aber auch die anderen Bestandteile eines Palmbuschen. Viel Tradition, aber auch Wissen gibt es in Adlwang und Waldneukirchen, was in einem „Palm“, auch „Palmbesen“ oder „Palmbuschen“ genannt, enthalten sein muss. „Neun verschiedene Zweige sollen im traditionellen Adlwanger Palmbuschen sein“, erzählt die Ortsbäuerin Elisabeth Gurtner. In Waldneukirchen machen die Jungscharkinder unter Anleitung der Großen die schönen „Palm“, die meist nur sieben verschiedene Zweige enthalten. Auf alle Fälle sollen Buchsbaum, Wacholder, Eibe, Eiche, Segenbaum, Kopfweide oder Felbern und Schradler enthalten sein, die auf einem Haselnussstecken angebracht werden. Es steckt eine tiefe Symbolkraft in allen Bestandteilen drinnen, die auf christliches und heidnisches Brauchtum zurückgeht. Die Palmkätzchen erinnern an den Einzug von Jesus in Jerusalem, die stechenden Zweige wie die Stechpalme und Wacholder versinnbildlichen die Dornenkrone. Den Segen im Haus und in den Familien bringen Buchs- und Segenbaum. Die Haselnuss bewahrt vor bösen Geistern und vor Blitzschlag. Eichen stehen für Gerechtigkeit, Wacholder ist eine gute Medizin, gilt als „Lebendigmacher“ und sollte früher vor Pest schützen. Hingegen mahnt die Eibe zur Vorsicht und die „Zwielindn“, der alte Name für Seidelbast, wird heute durch Erikazweige ersetzt. Bis ein Palmbuschen gebunden ist, bedarf es vieler kleiner Arbeitsschritte. Wie auf einem Fließband werden die Arbeiten von den Frauen in der Küche und Stube beim „Bernauergut“ und auch beim „Wimmer“ in Adlwang durchgeführt. „Zuerst müssen die Zweige auf das Maß geschnitten und gesäubert werden, dann muss jemand die Büscherl machen und schließlich die Weide mit der Ahle herumbinden“, schildert Rosi Schuster die aufwändige Arbeit. Sie weiß über jeden Arbeitsschritt und die viele Vorbereitungsarbeit genauestens Bescheid, denn schließlich macht sie schon seit 30 Jahren die Palmbüscherl.



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