Willi Hauser: "Meldet sich wer freiwillig, ist auch die Motivation höher"

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Am Sonntag, 20. Jänner entscheidet Österreich über Wehrpflicht oder Freiwilligen-Heer. Vizebürgermeister Willi Hauser, Vizeleutnant beim Bundesheer seit 1975 und Personalvertreter über das neue System.
STEYR. Wehrpflicht und Zivildienst oder Berufsheer und freiwilliges Sozialjahr. Eine Volksabstimmung soll die Entscheidung bringen. "Auf der einen Seite soll es das Berufsheer oder freiwilligen Heer geben. Die Leute melden sich dazu freiwillig, entweder für einen befristeten Zeitraum oder sogar bis zur Pension", erklärt Willi Hauser, Vizebürgermeister und Vizeleutnant.
Da es dann keine Wehrpflicht im klassischen Sinne mehr gibt, fällt auch der Wehrersatzdienst oder Zivildienst weg. Als Alternative ist das soziale Jahr geplant. "Das soziale Jahr ist für ein Jahr anberaumt für eine Gruppe von rund 8000 Freiwilligen, die im Gesundheits- und Betreuungsbereich eingesetzt werden können, wo natürlich auch die Rettung hineinfällt".
Die Befürchtungen, zuwenig Freiwillige für Heer und Sozialdienst zu finden teilt Hauser nicht. "Ich denke, wir sind in einer gefestigten Demokratie, wo es möglich sein muss, so etwas auch auf freiwilliger Basis zu machen. Meldet sich jemand freiwillig ist auch die Motivation höher. Ich finde es fatal, wenn man sagt, wenn es den Zivildienst nicht mehr gibt, gibt es auch keine Ehrenamtlichen mehr. Die Leute können nur ein Jahr das soziale Jahr absolvieren und sich dann entscheiden in dieses Berufsfeld einzusteigen. Oder aber sich für einen anderen Beruf entscheiden, aber trotzdem weiterhin ehrenamtlich tätig sein".
Als Vorteil sieht Hauser, dass das soziale Jahr ab dem 18. Lebensjahr bis zum Pensionsantritt von Männern und Frauen gleichermaßen absolviert werden kann. "Es gibt zum Beispiel viele Frauen nach der Karenzzeit, die überlegen in einen anderen Job zu wechseln. Alleine im Pflegebereich werden sehr viele Leute über Stiftungen ausgebildet. Das wäre eine Chance für diese, sich das vorher anzuschauen".
An einen Mangel an Freiwilligen für das Berufsheer glaubt Hauser genau so wenig, wie an einen Personalmangel bei Katastropheneinsätzen. "Die Tätigkeiten, die bisher die Präsenzdiener erledigt haben, werden dann von Berufssoldaten übernommen." Zu den Aufgaben des neuen Berufsheeres zählen neben der klassischen Landesverteidigung und des Schutzes der Infrastruktur auch der Einsatz bei Cyberattacken bis hin zu Pandemien und technischen Gebrechen wie beim Atomunfall in Japan.
Wird am Sonntag für die Wehrpflicht entschieden glaubt Hauser nicht, dass es zu Veränderungen kommt. "Das Bundesheer befindet sich seit 1992 in einer Permanent-Reform. Jedes Mal wird ein Stück weggeschnitten von der Salami und diese Taktik wird weitergeführt. Und wie Erich Fritsch immer sagte: Wer haben will, dass das Heer so bleibt wie es ist, will nicht haben, dass es so bleibt, das ist mein Zugang dazu. Als gelernter Österreicher hab ich die Befürchtung, dass man sich dann zurücklehnt und sagt, gut ist es gegangen, nix ist geschehen.


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