Willkommen in der eisernen Hölle

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BEZIRK. 8:30 Uhr am Erzberg. Die Sonne steht bereits hoch am Himmel und heizt den Boden auf. Blickt man in die Ferne verschwimmen die Konturen. Ein Knistern liegt in der Luft. Mit jeder Minute, die verstreicht, steigt auch die Anspannung im Fahrerlager. So auch bei Mario und Patrick Riegler. In Behamberger Kreisen besser bekannt als „Benzinbrüder“. Um einen kühlen Kopf zu bewahren geht man ein paar Schritte. Der Rocket Ride wird inspiziert und mit einem „ned ohne“ zur Kenntnis genommen. Plötzlich taucht ein gewisser Jonny Walker, einer der besten Hard Enduro Rider des Planeten, auf. Er nimmt sich die selbe Stelle vor, wirkt jedoch unbeeindruckt. Man ist angekommen beim anspruchsvollsten X-treme Enduro Rennen der Welt. Dem Hare Scramble am Erzberg.

„Es ist unser absolutes Saisonhighlight“, sind sich die Brüder einig, die für Lietz Sport/EC Gravel Pit an den Start gehen. Das Hare Scramble findet heuer zum 24-mal im Rahmen des Erzbergrodeos statt. Auf einer Strecke von 31 beinharten Kilometern müssen 25 Checkpoints bewältigt werden. Dafür bekommt man vier Stunden Zeit. Wenn man nicht ins Ziel kommt – was vorkommen soll – wird der zuletzt durchfahrene Checkpoint gewertet. Entlang der Strecke werden die Fahrer von frenetischen Fans unterstützt. 45.000 Zuseher kamen dieses Jahr auf den Berg und feierten ein rauschendes Motorsportfest.

12:30 Uhr. Letzte Fotos vom Outfit und dem Motorrad werden verschickt, bevor sich die zwei Endurocracks zum Startareal begeben. Zur Identifikation, damit man erkannt wird vom Vater oder anderen Unterstützern entlang der Strecke. „Die Zeit kurz vor dem Start ist für mich die Schlimmste. Da bist du bis oben hin vollgepumpt mit Adrenalin“, konstatiert Patrick Riegler. Der ältere Bruder nickt nur noch. Er beschränkt das Sprechen mittlerweile auf ein Minimum, wirkt fokussiert. Dann geht es runter ins Loch. Am tiefsten Punkt des Areals findet der Start statt. Doch erst in zwei Stunden. Denn davor muss sich ein gewisser Hauptsponsor inszenieren. Es folgt Showeinlage auf Showeinlage. In einem Kessel, der einem Backofen gleicht. 500 Fahrer in voller Montur warten auf den Start. Schatten? Fehlanzeige. Da der Veranstalter nur ein kleines Zelt aufgebaut hat, das eher an ein Ein-Mann-Wurfzelt erinnert. Auch nicht ohne.

Vor einem Jahr haben sich die Brüder entschlossen sich auf Hard Enduro zu spezialisieren. Auch im Training wurde vermehrt auf Trial Einheiten gesetzt. Offroad versteht sich. Für das Techniktraining wurde Mario Riegler sogar ein Trial Bike von Peter Schnöll zu Verfügung gestellt. Die Motocross Einheiten wurden dafür zurückgeschraubt. Deshalb reichte es in der Qualifikation, dem Prolog, auch nur für die dritte und vierte Startreihe. „Im Prolog brauchst du gute Motocross-Skills um vorne mitzumischen. Die sind im Rennen nicht mehr gefragt und dann versperren dir die Motocrosser den Weg, weil sie es nicht schaffen", gibt Mario Riegler zu verstehen.

14:30 Uhr. Motoren heulen auf. Die Plätze werden eingenommen. Es geht los. Bereits bei der ersten Startreihe wird klar, diese Staubentwicklung könnte zum Problem werden. Eine lärmende Wolke, in der nichts zu erkennen ist. Nur laute Motoren sind zu hören. Über die ersten Steilhänge blitzten die Benzinbrüder immer nur kurz aus dem Nebel hervor. Bei der ersten Steigung kommt jemand zu Sturz – vermutlich einer der angesprochenen Motocrosser. Mario Riegler muss daraufhin stoppen und verliert wertvolle Zeit. Danach verschwindet er wieder in der Erzbergwolke.

Im sogenannten Zumperlwald, in der Passage wo Fahrer teilweise mit Seilen hochgezogen werden, wird es richtig hart. Nur Trial Götter wie Graham Jarvis, Jonny Walker oder Manuel Lettenbichler benötigen keine Hilfe. Hier, zwischen herausragenden Wurzeln, Geröll und großen Steinen, wird ersichtlich was die Faszination Erzberg ausmacht. Die Sportler bleiben hängen, kommen nicht voran und stürzen teilweise wild auf den harten Untergrund. Wenn sie aufstehen wollen, schaffen sie es kaum. Doch ans Aufgeben denkt hier keiner. In diesem Wald wartet auch Konrad Riegler auf seine Söhne. Selbst großer Fan seiner Sprösslinge. „Im Wald hat er gesagt ich soll kurz stehen bleiben für ein Foto. Papa ich fahre hier ein Rennen, habe ich gesagt. Unglaublich“, lacht Patrick Riegler. Doch ohne den Senior wären beide nicht da wo sie sind. „Er ist die größte Unterstützung“, werden sie nicht müde zu betonen.

19:00 Uhr. Schluss. Aus. Vorbei. Am Ende des Tages bleiben 16 Checkpoints und der 120 Platz für Patrick Riegler. Zehn Plätze dahinter landet Mario mit 15 bestandenen Teilstücken. Sie wirken geschafft, verärgert über den Rennverlauf und doch glücklich. Beide stürzten schwer und steckten die meiste Zeit im Verkehr fest. Ihre Gesichter, überzogen von einer dicken Staubschicht. Doch nicht nur der eigene Körper wurde geschunden. Patrick mustert seine verbogene Felge am Hinterrad und stellt fest, dass wenigstens seine Klim Montur heil blieb. Doch wie er sein Motorrad so zurichten hat können, werde ihm immer ein Rätsel bleiben. Beim Abendessen hadert man noch mit der Qualifikationsleistung und dem Top Speed. „130 Km/h sind zu wenig für den Prolog“, ist man sich einig. Der Vater verschluckt sich beinahe an seinen Käsespätzlen. Er dreht sich ungläubig zu einem Bekannten und teilt ihm mit: „Unsere Burschen san aweng deppert.“ Ein sich sorgender Vater eben. Am Heimweg lässt das Brüderpaar den Tag noch einmal Revue passieren. Die schwierigsten Stellen werden besprochen. Erfahrungen werden ausgetauscht. Nur um unterm Strich festzustellen.

Dieser Erzberg ist wirklich nicht ohne. 

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