Gedanken zum Thema Reparatur
„Wer billig kauft, repariert keinmal“

Siegfried Gschwandtner: Wer billig kauft, repariert keinmal. | Foto: kai
  • Siegfried Gschwandtner: Wer billig kauft, repariert keinmal.
  • Foto: kai
  • hochgeladen von Sandra Kaiser

LehrlingsRedakteur Siegfried Gschwandtner hat sich Gedanken zum Thema Reparatur gemacht.

STEYR-LAND. Wie viele Menschen gehen 2023 mit kaputten Schuhen zum Schuster? Wer lässt sich ein gerissenes T-Shirt flicken? Wie viel bin ich bereit, einer Tischlerei für die Restaurierung eines 200 Euro teuren Schrankes zu bezahlen? Seit sich die Gesellschaft dazu entschlossen hat, auf billige Wegwerfprodukte umzusteigen, ist natürlich die Nachfrage nach Reparaturen und langlebigen Produkten stark rückläufig. Schnell und billig statt langsam und teuer lautet das Motto. Doch manche Branchen können sich vor Reparaturen kaum retten und das aus unterschiedlichen Gründen.

Beim Stichwort Reparatur dürfte bei den meisten einer der ersten Gedanken in Richtung Auto gehen. In keiner anderen Branche gibt es so viele sehr gut ausgelastete Werkstätten wie in dieser. Doch liegt es hierbei nicht an einem noblen Streben nach Nachhaltigkeit und der Liebe zur Umwelt, sondern an gnadenlosem Profitstreben riesiger Konzerne. Dass regelmäßige Überprüfungen von Fahrzeugen zur Beibehaltung der Verkehrssicherheit sinnvoll sind, ist freilich unbestritten. 
Ein Bereich, in dem Reparaturen oft dringend benötigt würden, aber absichtlich erschwert werden, ist der der elektrischen Geräte. Unsere Haushalte füllen sich mit ihnen, doch bei den allerwenigsten kann man selbst ein Ersatzteil tauschen oder eine preiswerte Reparatur durchführen lassen. Die Erzeugung von Elektrogeräten verbraucht Unmengen an Ressourcen für eine oft viel zu geringe Lebensdauer. Das Recycling der verbauten Metalle ist wiederum ein aufwendiger Prozess. Hersteller von digitalen Endgeräten wehren sich mit überteuerten Exklusivreparaturwerkstätten und Werbeverboten für Reparaturen gegen eine zu lange Nutzungsdauer. Durch den öffentlichen Diskurs über Nachhaltigkeit steigt jedoch der Druck auf die Politik, Reparierbarkeit bei elektronischen Geräten verpflichtet vorzuschreiben. Boni für die Reparatur sind wenigstens schon ein Schritt in die richtige Richtung.

Gallisches Dorf

Eine Branche, die sich wie das Gallische Dorf gegen Wegwerfprodukte zu wehren versucht, ist der Musikinstrumentenbau. Am deutlichsten zu sehen ist dies bei Orgeln, die bei der meist individuellen Neuerrichtung zwar Millionen kosten, aber dafür Jahrzehnte oder Jahrhunderte ihren Dienst tun und in den seltensten Fällen durch kurzlebigere Alternativen getauscht werden. Aber auch bei Blasinstrumenten, wo es ganz besonders um die Harmonie zwischen Instrument und spielender Person geht, werden gerne Reparaturen in Auftrag gegeben. Bei regelmäßiger Wartung und Pflege kann die Lebensdauer beträchtlich verlängert werden und selbst verwahrlosten Instrumenten kann immer wieder neues Leben eingehaucht werden. Oft handelt es sich bei Musikinstrumenten um individuell angepasste Liebhaberstücke, die dementsprechend behandelt werden. Doch auch diese Sparte kämpft immer mehr gegen Billigprodukte, bei denen selbst der Preis für kleinere Reparaturen oft den Neuwert des Instruments übersteigen. Gleichzeitig zwingt die meist mangelhafte Verarbeitung zu regelmäßigen Besuchen in der Werkstatt.
Solange der Kauf und die Entsorgung von Wegwerfprodukten so einfach gehalten wird und mit allen Mitteln billigste Ware hergestellt wird, wird auch der Wille am Behalten und Reparieren nicht signifikant steigen. Durch das Auslagern von Produktionen und Massenanfertigungen verlieren wir immer mehr den Bezug und die Wertschätzung von ehrlichem Handwerk und den daraus entstehenden Produkten. Wenn man in unserer rasenden Konsumwelt jedoch genau danach sucht, gibt es für einige Produkte eine reparaturfreudige Alternative und vielleicht sollten wir dieser wieder häufiger eine Chance geben. Möglicherweise erlangen wir dadurch auch die Fähigkeit wieder, über Jahre mit etwas zufrieden zu sein, was zwar nicht der letzte Schrei ist, aber uns viele neue Trends überdauernd gute Dienste leistet und Freude bereitet.

Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Steyr & Steyr-Land auf MeinBezirk.at/Steyr&Steyr-Land

Neuigkeiten aus Steyr & Steyr-Land als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Steyr & Steyr-Land auf Facebook: MeinBezirk.at/Steyr&Steyr-Land - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Steyr & Steyr-Land und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.