"Auch der Hund darf natürlich nein sagen"
Tiertherapie: Brigitte Girard begleitet mit ihren beiden Hunden Menschen in Krisensituationen.
BEZIRK. "Angefangen hat alles mit meinem Labradorrüden Berillo, den ich als Welpe übernahm, damit er in einer Familie aufwachsen kann. Er sollte zum Assistenzhund ausgebildet werden- aufgrund nicht optimaler Hüften durfte ich diesen geduldigen und wesensfesten Vierbeiner behalten und entschloss mich für die Ausbildung zum Therapiebegleithunde-Team", erzählt die Hargelsbergerin über die Anfänge. Seit 2014 bietet sie mit Nicole Lachmair unter Therapiehunde OÖ auch Ausbildungen an.
Spielerisch arbeiten
Eine fixe Therapieform gibt es nicht. "So wie Hunde unterschiedlich sind, so sind auch die Menschen, die wir begleiten individuell." Gearbeitet wird in einem Beziehungsdreieck. Das beinhaltet den Hund, den Hundebegleiter und den Klienten. "Jeder ist gleich bedeutend, jeder soll mit Freude dabei sein und jeder darf „Nein“ sagen", so Girard und fügt hinzu: "Wir arbeiten spielerisch und überall dort, wo ein gut ausgebildetes und staatlich zertifiziertes Mensch-Hund-Team gebraucht wird. In Einrichtungen für Menschen mit Handicap, in Schulen und in der Erwachsenenbildung, in Altersheimen, Kinder- und Jugendwohngruppen, Krisenzentren." Girard ist mit ihren Therapiehunden auch im Landeskrankenhaus Steyr tätig. "In Steyr sind wir in einen Therapieplan eingebunden. Wir arbeiten hier vor allem mit Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichsten Themen von der Kinder- und Jugendpsychosomatik." Die Therapie passiert nicht auf der Station, sondern im Freien. Niemand wird dabei zum Mitmachen gezwungen. "Auch der Hund darf nein sagen. Nehmen die Kinder oder Jugendlichen am Programm teil, müssen die Klienten auch da bleiben. Nur beobachten ist ok."
Bevor ein Hund-Mensch-Team eingesetzt wird, ist eine umfangreiche Ausbildung notwendig. Je nach Team dauert die Ausbildung zwischen einem dreiviertel und einem Jahr. Abgeschlossen wird mit einer Prüfung. "Das Wichtigste ist, dass der Hund lernt, sich relativ schnell auf fremde Personen einzulassen, und dass der Hund sich in der Tätigkeit auch wiederfindet". Geht's zu einem Einsatz bekommt der Hund ein Kenntuch. "Es ist ein äußeres Zeichen für einen Therapiehund".
Feingefühl erwünscht
Girard selbst hat derzeit vier Hunde. Zwei davon sind als staatlich zertifizierte Therapiebegleithunde eingesetzt. "Citta ist mein Senior, mit seinen neun Jahren ist er in Altersteilzeit, er darf wenige Einheiten mit Klienten begleiten. Diamo ist mit seinen knapp drei Jahren in der Blüte, ein richtig guter und verlässlicher Partner in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oder auch Menschen mit Handicap." Was man sonst noch braucht für die Arbeit mit einem Therapiehund? "Einen feinfühligen Menschen".
Infos: therapiehunde-oö.at
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.