MAN stellt im Oktober auf Kurzarbeit um
STEYR. MAN Truck & Bus, einer der führenden Arbeitgeber in Steyr, hat gemeinsam mit dem Betriebsrat Kurzarbeit für rund 2000 der 2400 Mitarbeiter beantragt. Sie gilt ab Oktober und wurde vorerst für sechs Monate beantragt. Kündigungen sollen keine ausgesprochen werden.
Mehr als 1000 LKW weniger am Band
Die weltweit gespannte Wirtschaftslage macht dem Nutzfahrzeuge-Hersteller schwer zu schaffen. „Wir haben schon vor dem dreiwöchigen Betriebsurlaub im August gesehen, dass der Auftragseingang niedrig ist“, sagt Betriebsratschef Erich Schwarz. Die Hoffnung auf Besserung hat sich zerschlagen. „Im vierten Quartal wird eine ganze Monatsproduktion, das sind rund 1300 LKW, ausfallen“, kündigt er an. Der Markt in Europa liege am Boden, erklärt er, auch andere LKW-Hersteller leiden.
Russland sei nur am Rand ein Auslöser der MAN-Krise. „Nur rund 800 Stück der 16.000 Lkw, die im Schnitt pro Jahr bei MAN in Steyr produziert werden, geht nach Russland“, erklärt Schwarz, „achtzig Prozent gehen nach Westeuropa.“
Entwicklung schwer abzusehen
Die weitere Entwicklung sei schwer abzusehen. „Wir können derzeit das erste Quartal 2015 auch noch nicht einschätzen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Derzeit laufen noch Verhandlungen über die Leasing-Mitarbeiter. „Wir versuchen auch diese zu halten“, betont Schwarz.
Der Steyrer Nationalratsabgeordnete Markus Vogl, Angestelltenbetriebsrats-Obmann bei MAN Steyr, meint: „Ende dieses Jahres wird sich entscheiden, wo die Reise hingeht.“ Noch vor einem Jahr seien die Auftragsbücher voll gewesen, sogar zusätzliche Leasingkräfte wurden eingestellt.
Die EU soll helfen
Die Gewerkschaft PRO-GE OÖ nimmt die EU in die Pflicht. „Wir verstehen die EU-Sanktionen gegen Russland. Wenn aber dadurch österreichische Betriebe und ihre Arbeitnehmer Probleme bekommen, muss die EU helfen“, sagt PRO-GE-Landesvorsitzender Karl Schaller in Sachen Kurzarbeit beim Steyrer LKW-Hersteller.
„Die Gewerkschaft hat in Österreich mit Kurzarbeit, Qualifizierungsmöglichkeit und Stiftungen gute Werkzeuge erreicht, mit denen Arbeitnehmer bei Auftragseinbrüchen geholfen wird. Diese Maßnahmen kosten aber Geld“, stellt PRO-GE-Landessekretär Walter Schopf klar. „Die EU muss sich deshalb zumindest an den Kosten beteiligen.“
Industriefonds schaffen
Die Gewerkschaft fordert, dass auf europäischer Ebene Begleitmaßnahmen zu den Sanktionen gegen Russland beschlossen werden, die den negativen Auswirkungen auf Arbeitnehmern Rechnung tragen. Eine Möglichkeit wäre die Schaffung eines europäischen Industriefonds, aus dem rasche Hilfe finanziert werden könnte. „Es geht nicht nur um MAN. Es geht darum, dass wir nicht wollen, dass die Arbeitnehmer in Europa die Zeche für die Sanktionen gegen Russland zahlen“, betont Schaller.
http://www.man.eu/at
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