Am eigenen Leib

Freud und Leid im schönen Oberbergtal bei Neustift

Von sportlichen Hausfrauen, dem legendären Kräulspitz-Staffellauf und der Franz-Senn Hütte, wo die Enttäuschung über die ungelöste sommerliche Problemlage im Tal groß ist.

NEUSTIFT. Aber von vorne! Einmal im Monat lädt der Alpenverein Stubai im Winter stets zur Hausfrauenskitour. Die jüngste führte auf die Franz-Senn Hütte. Ob das damit zu tun hatte, dass AV-Obmann Armin Stern heuer wieder beim Kräulspitz-Staffellauf an den Start geht, wurde bis zum Ende des schönen Tages nicht restlos geklärt. Stern bildete im Jahr 2020 – damals fand die letzte Auflage statt – jedenfalls zusammen mit Arnold Span und Markus Kindl die Siegerstaffel beim legendären Rennen. Der Pokal ging damit also auch an einen Nicht-Neustifter! Die Chance auf Revanche bzw. die Trophäe zurückzuholen, besteht am kommenden Samstag, 24. Feber, wenn die wilden Hunde wieder mit teils über 100 Sachen durch das hochalpine Gelände brettern! Die Vorbereitungen laufen seit Wochen.

Zufahrt bleibt auch heuer zu

So schlurfte Stern also mit seiner Damenschar vorbei an mehreren Lebensgefahr-Schildern vom Schranken in Seduck in Richtung Franz-Senn Hütte. Im Winter ist die Straße in diesem Bereich ja immer gesperrt. Im Sommer kommt der selbe Umstand seit dem Hochwasser vom Juli 2022 zum Tragen. Auch heuer werden die vielen Parkplätze im Talschluss nicht mit dem Auto erreichbar sein (wir berichteten). Das sorgt für Ärger bei Almbesitzern, Touristikern & Co.

Könner unter sich

Vorbei an Helfern, die die Strecke schon für den Staffellauf präparieren und mit Toren versehen, ziehen die Hausfrauen zum Tagesziel. Die Franz-Senn Hütte hat gerade erst geöffnet. Seniorchef Horst Fankhauser sitzt in der Stube und plaudert mit seinem alten Freund Pepi Gleirscher, der für einen Besuch aufgestiegen ist. Zusammen seien sie 167 Jahre alt, lachen sie – stimmt nicht ganz: Horst Fankhauser feiert seinen 80er erst im heurigen Sommer. Beide sind salopp gesagt fit wie Turnschuhe und erzählen sich wohl auch von der ein oder anderen Skitour, die sie noch regelmäßig unternehmen. Der Trubel in der größten Hütte der Alpenvereinssektion Innsbruck ist überschaubar.

Fankhauser fordert Zwischenlösung

Wegen der Straßensperre im Tal leide der Andrang – insbesondere von Tagesgästen – sehr, bedauert Hüttenwirt Thomas Fankhauser: "Dass die Zufahrt in diesem Sommer wieder nicht aufgeht, wusste ich noch gar nicht. Tja, es geht halt einfach nichts weiter", teilt er die Meinung u.a. der politischen Opposition in Neustift. "Für uns ist das natürlich sehr ungut. Wir erwarten uns schon, dass jetzt dringendst Strategien entwickelt werden." Konkret wünscht sich Fankhauser, dass er wenigstens offiziell die Auskunft erteilen darf, dass Radfahrern möglich ist und dass ein Shuttle eingerichtet wird: "Uns ist klar, dass alles noch Jahre dauern kann, deshalb braucht es praktikable Zwischenlösungen! Die sollten bitte auch schnell gefunden werden – die Leute fragen laufend an. Meiner Meinung nach gehört dafür auch eine Arbeitsgruppe gegründet. Der Bürgermeister kann ja nicht alles selbst machen."

"Langfristige Schäden"

Insgesamt seien die Einbußen beträchtlich, ergänzt Fankhauser: "Wir hatten die letzten Jahre null Tagesgäste. Auch Stammleute, die uns lange die Treue hielten, kommen nicht mehr, weil ihnen der Weg zu weit ist. Sie weichen langsam auf andere Stützpunkte aus.“ Alles in allem verursache die Lage langfristige Schäden. Die Hausfrauen ließen sich freilich gerne mit einem ausgezeichneten Mittagessen verwöhnen, ehe es für die Truppe wieder retour ging. Bei dieser Abfahrt hatte Stern die Skispitzen vorne, ob das auch am Samstag so sein wird? Die zweite Teilstrecke, die er heuer befährt, hat er jedenfalls schon einmal gut studiert.

Das könnte Sie auch interessieren: Kräulspitz-Staffellauf – mit 126 Sachen durch's Gelände

Hochwasserschutz ist eine echte Mammutaufgabe

www.meinbezirk.at