Marcel Schreter im Interview
"Niemand kann die Fans ersetzen"

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TELFS. Mit den neuen Corona-Bestimmung nimmt die aktuelle Regionalliga-Saison vorerst ein Ende. Das letzte Spiel vor der Winterpause fällt für den SV Telfs und des Rest der Liga aus. Wie es im Frühjahr weitergeht, steht noch in den Sternen. Marcel Schreter, Spieler und Trainer des SV Telfs gibt im Interview mit den Bezirksblättern Einblicke in den Corona-Alltag der Spieler und den Umgang mit der Krise. 


Wie geht es euch als Verein in diesen schwierigen Zeiten?

Als relativ kleiner Verein leben wir natürlich zu einem Großen Teil von den Einnahmen aus unseren Kartenverkäufen. Wir haben uns in den letzten Jahren einen guten Ruf erarbeitet und konnten stets zwischen 500 bis 800 Zuschauer bei unseren Heimspielen begrüßen. Da sind wir unter den Vereinen in der Regionalliga ganze vorne mit dabei. Trotz Geldern von unseren Sponsoren, waren diese Einbußen heuer aber nur schwierig zu kompensieren. Noch schwieriger zu kompensieren war jedoch die Stimmung und die Emotionen, die unsere zahlreichen Fans mit auf den Platz bringen. Am schlimmsten war es, Fans wieder nach Hause zu schicken, die laut Regelungen nicht mehr auf die Tribüne durften. 

Wenige bis keine Fans im Stadion, was macht das mit euch?

Für uns als Spieler ist das sensationell, wieviele Zuschauer uns Woche für Woche in Telfs den Rücken stärken. Da in den letzten Monaten jedoch meistens nur maximal 250 Leute – mit Schutzmasken und Abstand – zu unseren Spielen kommen durften, ging davon viel verloren. Das ist in den großen Stadien auf der ganzen Welt jedoch nicht anders. Ob nun für einen Cristiano Ronaldo oder für einen für uns, vor fast leeren Rängen zu spielen, ist einfach nicht das gleiche. Die Zuschauer können bei engen Spielen oft das Zünglein an der Wage sein und über Sieg und Niederlage entscheiden. Auch Schiedsrichterentscheidungen fallen oft vielleicht anders aus, wenn 800 Fans von den Rängen schreien. Diese Emotionale Unterstützung fehlt uns Spielern sehr. Respekt haben sich die Zuschauer verdient, die trotzdem zahlreich gekommen sind und die Regelungen mit Respekt eingehalten haben. Da war die Disziplin hoch. Dass wir tolle Siege nicht mit unseren Fans feiern können, ist natürlich ein großer Verlust für den Amateurfußball. Auch der Dialog mit den Fans fällt fast komplett in's Wasser. 
 

Gestalten sich die Trainings zurzeit anders?

Da beim Training keine Zuschauer sind, läuft das einigermaßen normal ab. Ich bin mit meinen Mannschaften fast täglich zusammen, da gab's bis jetzt keine Probleme. Dieser Umstand ist sicher auch unserem guten Umfeld zu verdanken. Wir haben großzügige Räumlichkeiten, können uns auf bis zu fünf Kabinen aufteilen und hatten somit auch noch keinen Ausfall, was die Kampfmannschaft betrifft. Dadurch mussten wir heuer auch noch kein einziges Meisterschaftsspiel der KM1 und 2 von uns aus absagen. Das ist in Tirol recht selten. Nachdem das letzte Spiel der Saison nun abgesagt wurde, gehen wir nun in die Winterpause, wo es natürlich trotz den Corona-Regeln heißt: fit bleiben! Im Jänner wollen wir dann wieder mit dem Mannschaftstraining beginnen. Das ist zumindest mal unser Wunschtraum. 

Wie gehen die Spieler mit der Situation um?

Alle unsere Spieler hoffen natürlich dass so schnell wie möglich wieder Normalität in den Fußballsport zurückkehrt. Die Spieler leben von der Stimmung und dem emotionalen Kontakt mit den Anhängern. Das ist natürlich nicht einfach, da dann auch etwas die Wettkampfstimmung verloren geht. Das merkt man teilweise auch an der Leistung, weil die Spannung teilweise einfach fehlt. Drei Punkte sind zwar immer ein großer Ansporn, aber Fans sind einfach nicht zu ersetzen. Das wird jeder Fußballer der Welt so sehen. 

Wie geht es euch sportlich?

In der Kampfmannschaft haben wir heuer versucht, viele junge Spieler aufzubauen, da wir nicht vom Kauf von Spielern leben. Durch die mangelnde Erfahrung ist der bisherige Saisonverlauf durchwachsen, wir können aber trotzdem zufrieden sein, immerhin spielen wir in der dritthöchsten Spielklasse Österreichs – nur eine Liga unter den Profis. Mit 80% einheimischen Spielern ist das schon eine beachtliche Leistung. Unsere Philosophie heißt Heimat. In der Kampfmannschaft 2, sieht es sehr gut aus. Wir sind nun seit 12 Spielen ungeschlagen und überwintern auf Tabellenplatz 1. Ich bin stolz, dass ich die Burschen als Trainer so weiterentwickeln konnte. Auch in der U15, U13, usw. gab es heuer durch die Bank starke Leistungen. Unsere hervorragende Jugendarbeit macht sich sichtlich bezahlt. Wir sind aber euch mit jeder Menge Talent gesegnet. In jedem Jahrgang sind mindestens fünf bis sechs Spieler dabei, die eine Chance auf eine Profi-Karriere haben. Sie müssen nur die Pubertät überstehen(lacht). 

Nehmen Spieler auch privat mehr Rücksicht?

Da wir nur Amateure sind, können wir natürlich keinem Spieler sagen, was er tun oder lassen soll. Aber der Appell nicht auf Partys zu gehen und ein wenig aufzupassen hat stets gegolten. Da hat auch Wirkung gezeigt, wir mussten kein Spiel absagen. 

Was macht ihr, wenn im Frühjahr nicht gespielt wird?

Ein Ausfall der Rückrunde wäre für mich persönlich ganz schlimm. Vor allem aber für die Kinder wäre das eine Katastrophe. Der Freizeitsport ist so wichtig für die jüngeren unter uns, ein so langer Ausfall darf einfach nicht sein. 

Wie habt ihr den ersten Lockdown erlebt?

Wir haben uns zu Hause fit gehalten und uns gegenseitig Videos von unseren Übungen geschickt. Da waren schon einige witzige Sachen dabei. Vor allem für die Kindermannschaften war diese Zeit jedoch sehr herausfordernd. Das merkte man vor allem im ersten Spiel nach dem Lockdown, als die Fußball-Leidenschaft ihren Platz im Leben der Kinder wieder einnehmen durfte. Da haben auch wir Erwachsenen gesehen, was wir an dem Ganzen eigentlich haben.

Dein Appell an die Fans?

Ich bitte unsere treuen Fans vor allem um drei Dinge: Geduld, Hoffnung und Sicherheit. Haltet dem Fußballsport weiterhin die Treue. Wir bedanken uns für eure Unterstützung und danken euch, dass ihr trotz den schwierigen Umständen immer hinter der Mannschaft steht. Wir haben Edelfans und das wissen wir zu schätzen.

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