Blutiger Brauch in Abtenau?
Der Verein „RespekTiere“ kämpft für artgerechte Tierhaltung und den Stopp von Tierquälerei. Vergangene Woche konnte man vier Aktivisten am traditionellen Abtenauer Rösslmarkt antreffen, wo auf die Situation der Pferde, die versteigert wurden, aufmerksam gemacht werden sollte.
ABTENAU (ebk). Einmal jährlich verwandelt sich eine Weide außerhalb vom Abtenauer Ortskern zu einem Marktplatz für Tierzüchter und interessierte Käufer, zu einer Plattform, wo Angebot und Nachfrage aufeinander treffen, so Johann Wieser, Geschäftsführer des Landespferdezuchtverbandes Salzburg. Neben einigen Schaulustigen ist allerdings auch immer der Verein „RespekTiere“ vertreten, der unter anderem aufzeigen will, was mit jenen Tieren passiert, die nicht den Kritierien eines „Elite-Tieres“ entsprechen.
Schlachtung in Italien?
Tom Putzgruber von „RespekTiere“: „Es wird immer versucht, ein vollkommenes Tier zu züchten, welches dann für teures Geld verkauft werden kann. Das gelingt allerdings in 98 Prozent der Fälle nicht. Auf den Rest wartet der Metzger.“ Dazu wird aber, so vermutet Putzgruber, nicht der Schlachthof ums Eck gewählt, sondern die Pferde mit Tiertransportern nach Italien gekarrt, um dort in großen Massen geschlachtet zu werden. Wieser weist diese Anschuldigung entschieden zurück: „Ich gebe zwar zu, dass einige Tiere ihr Ende im Schlachthof finden, aber diese sind in Österreich, Transporte nach Italien gibt es nicht.“
Dieser Beteuerung schenken „RespekTiere“ kein Vertrauen - um auf die vermeintlichen Missstände aufmerksam zu machen, wird provoziert: Verkleidet als Metzger und gequältes Pferd am Strick drehen Putzgruber und seine Kollegin einige Runden durch das Veranstaltungsareal, dabei müssen sie sich einiges gefallen lassen: Von „Verschwindet‘s“ bis „Am besten wäre, ihr würdet‘s euch selbst mit der Axt erschlagen“ reichen die Kommentare der Marktbesucher. Eine Besucherin findet sogar, dass den Beiden eine ordentliche „Detschn“ gut tun würde. Unmittelbare Anerkennung seitens der Bevölkerung wird von Putzgruber nicht erwartet: „Sowas geht nicht von heut‘ auf morgen, Veränderung braucht Zeit.“ Auch die Verbalattacken nimmt er nicht übel: „Zuerst schimpfen die Leute immer, das regt sie zum nachdenken an.“
Obwohl das große Ziel die Verhinderung von Events wie dem Rösslmarkt wäre, bleibt Putzgruber realistisch: „Es würde uns schon reichen, wenn strengere Standards in puncto Zucht festgelegt werden könnten.“ Und schon die bloße Anwesenheit der Tierschützer zeige Wirkung: „Wir haben hier eine gewisse Kontrollfunktion, die Händler überlegen sich gut, ob sie ihre Tiere vor unseren Augen misshandeln.“
Friedliche Ko-Existenz
Fest steht, dass die Mitglieder von „RespekTiere“ schon einige Jahre fixer Bestandteil am Rösslmarkt sind, gröbere Probleme mit Verkäufern habe das aber noch nicht ausgelöst, „außer, dass uns halt mal die Polizei zurückgeschickt hat.“ Wieser sieht ihre Anwesenheit - trotz konträrer Gesinnung - als wichtig: „Jeder hat das Recht, seine Meinung zu vertreten, solange Respekt vorhanden ist.“ Vollkommen unverständlich sei für sie jedoch die Einstellung, dass Pferdefleisch nicht gegessen werden soll: „Es ist legitim, Pferde nicht nur als Freizeittiere zum Reiten, sondern auch als Nutztiere zu sehen. Und die isst man eben.“
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