Jesus lebt in Hallein

Opa war auch schon Jesus: Caspar Pfisterer zeigt Bilder von ihm und sich selbst (vorne).
  • Opa war auch schon Jesus: Caspar Pfisterer zeigt Bilder von ihm und sich selbst (vorne).
  • hochgeladen von Theresa Kaserer-Peuker

HALLEIN/ERL. "G'rissen hab ich mich damals nicht darum, den Jesus zu spielen", erinnert sich der gebürtige Erler (74), der seit 1968 in Hallein lebt und es hier bis zum Vizebürgermeister und WKS-Bezirksstellenleiter gebracht hat.

In Erl in Tirol ist es Tradition bei den Passionsspielen, die auf ein Pest-Gelübde aus dem Jahr 1613 zurückgehen, mitzuspielen. Die Spiele werden durchwegs mit Laienschauspielern aus dem 1.452 Seelen-Dorf besetzt. So gut wie jeder Erler möchte einmal in seinem Leben dort auf der Bühne stehen.

Spiele wichtiger als Matura
Allerdings war Pfisterer, damals 18, gerade mit Maturavorbereitungen im Internat in Vorarlberg beschäftigt, als der Anruf von Zuhause kam: "Mein Vater hat gesagt: 'Nix da, Bub, lernen kannst du später. Du kommst heim, weil nächste Woche wird der Christus ausgewählt, da bewirbst du dich!'" Denn auch der Opa war einst Jesus, der Vater spielte den Johannes.

Pfisterer hat die Rolle bekommen. Das hieß: Text auswendig lernen und Haare wachsen lassen! Schließlich hatte Jesus langes Wallehaar samt Bart (so ist es zumindest überliefert).

Eine haarige Angelegenheit
Ob er Ende der 50er Jahre gern als prärevolutionärer Hippie herumgerannt sei?
"Nein!", sagt der einstige Erlöser, "ich war damals schüchtern und wollte eigentlich nicht auffallen. In Erl war es ja - damals wie heute - normal, dass die Männer zur Zeit der Spiele mit Wallehaar und Rauschebärten herumrennen. Aber ich habe begonnen in Innsbruck Jus zu studieren und da wurde ich immer komisch angeschaut."
Aufgefallen ist er aber immerhin auch seiner heutigen Ehefrau Christa. Sie erinnert sich: "Gut, dass mir Caspar bei unserem Kennenlernen gleich gesagt hat, warum er so lange Haare hat! Sonst hätte ich ihn nämlich für einen Blödmann gehalten. Das hat mir dann aber schon imponiert, dass er in Erl den Jesus spielt."

400 Jahre Passionsspiele
Vier Saisonen war Pfisterer der Heiland, über 1.000 Aufführungen, und es hat ihm letztendlich doch Spaß gemacht: "Besonders der Augenblick, kurz bevor der Vorhang aufging, war immer sehr erhebend." 1963 hat er aufgehört - gerade da, als die jungen Männer auf der ganzen Welt begannen, sich die Haare wachsen zu lassen, ging der Möchtenichtmehrgern-Jesus zum Friseur. "Vielleicht war ich doch ein Revoluzzer?! Jedenfalls habe ich mein Haar nie wieder lang getragen", lacht er.
Heuer feiern die Passionsspiele in Erl ihr 400-Jahr-Jubiläum, den Text dafür hat dieses Mal der Autor Felix Mitterer verfasst. Pfisterer war bei der Première dabei: "Absolut sehenswert!", lautet sein Urteil.

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