Rollstuhlrampen sind nicht alles
Bei körperlichen Erkrankungen sind die Arbeitsbedürfnisse vorhersehbar - nicht bei psychischen.
HALLEIN (tres). Ab dem Jahr 2014 tritt in Österreich eine Reform der Pensionsversicherung in Kraft: Die befristete Form (für alle vorübergehend Arbeitsunfähigen) der Invaliditätspension, kurz IV-Pension, wird zur Gänze abgeschafft.
Als IV-Pension wird eine gesetzliche Rente wegen dauernder oder vorübergehender verminderter Arbeitsfähigkeit eines Arbeiters bezeichnet und setzt eine schwere körperliche oder seelische Beeinträchtigung voraus.
Ab 2014 soll es so geregelt sein: Ist jemand psychisch oder physisch so schwer beeinträchtigt, dass er vorübergehend nicht arbeiten kann, bekommt er ein Rehabilitationsgeld und soll Schulungen besuchen bzw. eine Rehabilitation machen mit dem Ziel, wieder in den Arbeitsmarkt integriert zu werden.
In die Reha und zurück?
Nur wenn eine Arbeitsfähigkeit zu 100 % ausgeschlossen werden kann, wird eine "I-Pension" gewährt. Für Alois Autischer-E.-Norman von der Halleiner Laube Sozial-Psychiatrische Aktivitäten GmbH ist diese Neuerung schwer umsetzbar: "Wenn jemand im Rollstuhl sitzt, kann man ihm eine Rampe errichten und die Räume behindertengerecht ausbauen, aber mit psychischen Erkrankungen ist das komplizierter." Es erfordere hier Flexibilität, die am realen Arbeitsmarkt schwer zu finden sei.
Arbeitsunfähig im Herbst
Walter Reschreiter, Bereichsleiter für Beschäftigung bei der Laube GmbH, klärt auf: "Es gibt Menschen, die können nicht arbeiten gehen, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Es gibt auch welche, da wissen wir, immer wenn es Herbst wird, dann kommt bei ihnen die Depression. Oder welche, die, wenn der Anflug einer Depression zu spät erkannt wird, von heute auf morgen drei Monate lang nicht arbeiten können, weil sie nicht aus dem Bett kommen. Kein Chef wird das lange mitmachen."
Den Arbeitsmarkt anpassen
Die Laube GmbH tritt für die gesellschaftliche Teilhabe psychisch kranker Menschen ein, vermittelt ihnen u. a. eine Arbeit, z. B. in der Postpartnerstelle Hallein. Die Reform bedeutet für Autischer-E.-Norman, "dass wir bereits an einem Halleiner-Modell arbeiten, um zu versuchen noch mehr barrierefreie Arbeitsplätze anzubieten, die den nötigen Begleitrahmen ermöglichen". Das heißt für ihn: "Nicht zu versuchen, die Leute an den Arbeitsmarkt anzupassen, der häufig dafür verantwortlich ist, dass sie überhaupt krank geworden sind, sondern den Arbeitsmarkt an die Leute anzupassen."
Bis Ende 2013 hofft die Laube zehn bis zwölf Menschen einen passenden Job verschaffen zu können: "Aber Österreich muss sich hier eine Fördertechnik überlegen, sonst wird diese Reform in einem Arbeitsmarkt, der immer schneller wird, nicht möglich sein."
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