Viel Sitzen zwingt zum Gegensteuern: Tipps einer Physiotherapeutin

- Gerade die Halswirbelsäule leidet durch das viele Sitzen. Dort (und im Lendenwirbelsäulenbereich) setzen Physiotherapeuten oft an.
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- hochgeladen von Julia Schwaiger
Sekretärinnen, Grafiker, Kassiererinnen, Informatiker, Bürohengste – aufgepasst: Eine Halleiner Physiotherapeutin gibt smarte Tipps für "Sitzberufler".
HALLEIN (jus). Jetske Schwaiger ist Physiotherapeutin am Therapiezentrum Hallein. Hier gibt sie Empfehlungen, wie man sich und seine Wirbelsäule möglichst wohlbehalten durch einen Berufsalltag, der sich vorrangig im Sitzen abspielt, bringt.
BEZIRKSBLÄTTER: Viele von uns arbeiten in „sitzenden Berufen“ – manche wöchentlich 40 Stunden. Welche sind Ihrer Erfahrung nach die Top 3 der körperlichen Folgeerscheinungen?
JETSKE SCHWAIGER: Es sind meiner Meinung nach Top 2: die meisten Beschwerden sind im Halswirbelsäulen(HWS)-/Nackenbereich bzw. Lendenwirbelsäule(LWS)/unterer Rücken. Ursächlich können auch Verspannungen oder Beschwerden in Arm oder Bein sein, die mit der Wirbelsäule zusammenhängen.
Weshalb verursacht Sitzen einen beleidigten Rücken?
Weil es eine sehr statische und einseitige Haltung ist. Es sind immer die gleichen Muskeln, die sich anspannen und nicht entlastet werden, wodurch die Durchblutung dieser Muskeln nicht optimal funktioniert.
Können Sie uns Tipps, vor allem für den Büroalltag, geben?
Wichtig sind ein individuell gut eingestellter Arbeitsplatz (Schreibtisch, Sessel, Computer) und mehr Bewegung in den Tagesablauf zu integrieren, wie etwa regelmäßiges Aufstehen. Man kann sein Wasserglas woanders hinstellen, um dort hingehen zu müssen. Manche verwenden gerne ein Fitnessarmband mit einem Schrittzähler. Im Bereich LWS gilt: aufstehen und gehen. Auch eine Runde um den Sessel ist besser als nichts. Bereich HWS: Schulterkreisen und Armpendelbewegungen im Stehen. Ein paar Wiederholungen reichen, dafür mehrmals am Tag (auch morgens und abends). Alle Übungen dürfen nur schmerzfrei durchgeführt werden.
Gute Ausgleichstätigkeiten...
sind Spazieren, Wandern, eventuell Laufen, Schwimmen und Stärken von Bauch- und Rückenmuskulatur, damit diese die Wirbelsäule schützen und stützen. Letzteres kann im Fitnessstudio, in Gymnastikgruppen, zu Hause, beim Yoga, etc. passieren.
Sind Gymnastikball oder "swingende" Bürostühle sinnvoll?
Gymnastikball oder Sitzkissen bzw. bewegliche Stühle laden zum Bewegen ein, was natürlich positiv ist. Aber wenn man längere Zeit darauf sitzt, wird die Haltung auch schlampig. Zur Abwechslung würde ich es jedenfalls empfehlen.
Wie sitzt man ergonomisch richtig?
Im Allgemeinen sollten beide Füße am Boden stehen können, die Lendenwirbelsäule unterstützt von einer Rückenlehne, sodass die Unterarme am Schreibtisch oder den Armlehnen abgelegt werden können. Der Bildschirm gerade vor sich und auf Augenhöhe (damit man den Nacken nicht nach unten biegen muss).
Sie haben viele Weiterbildungen im Bereich Physiotherapie. Welche Methoden-Kombination hat sich für Sie als besonders sinnvoll erwiesen?
Sehr interessant finde ich die Zusammenhänge vom Kopf bis zum Fuß, wobei der Bereich der Organe und ihrer Aufhängungen bzw. Verbindungen mit den Muskeln und Knochen besonders spannend ist. Auch die Faszien gewinnen immer mehr Beachtung. Fitness für ältere Menschen durch gezieltes Gleichgewichtstraining und leichte Kraftübungen, die auch zur Sturzprophylaxe dienen, sind ebenfalls ein wichtiger Bereich.



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