Wenn die Landidylle bröckelt
Von "Hiesigen" und "Zuagroastn": Nicht immer ist es einfach, sich im neuen Wohnort heimisch zu fühlen.
PUCH (tres). An ein ernstes Thema kann man auch mit Humor herangehen, findet Kabarettist und Musiker Fritz Messner ("Querschläger") und sorgte im randvollen Pucher Pfarrsaal mit einem Kurzkabarett für viele Lacher.
Wie geht Integration?
"Zuagroast oda dahoam?" lautete das Thema des Abends. Der Diskussion nach dem Kabarett stellten sich Puchs Bürgermeister Helmut Klose, Bildungswerksleiterin Irmgard Lanz, Pfarramtsleiterin Anna Grabner und Gerlinde Hörl von der Caritas.
Nicht immer ist es einfach, sich leicht zu integrieren, wenn man in eine Gemeinde zieht, weiß Lanz aus eigener Erfahrung - und daran ist man oft gar nicht allein Schuld. Sie zog schon vor einigen Jahren von der Stadt Salzburg nach Puch, trotzdem fühlt sie sich erst seit 2014 richtig als Pucherin, seit sie das örtliche Bildungswerk leitet und mehr Kontakt mit der Bevölkerung hat: "Aber auch selbstverschuldet: Zuvor war mein Lebensmittelpunkt nämlich immer noch stark in der Stadt Salzburg, bei unseren alten Freunden."
Zum Pucher einheiraten?
Um sich in einer Gemeinde zu integrieren, sei es hilfreich, Vereinen beizutreten, weiß Bgm. Klose, auch ein einstig "Zugezogener". Zumindest bei ihm habe das gut funktioniert.
Grabner will gehört haben, dass man in Puch nur dann ein "Zuagroaster" ist, wenn man von einem anderen Ort hierher zieht, "aber nicht, wenn man einen Pucher oder eine Pucherin heiratet", wie sie schmunzelnd berichtet.
Messner sang in seinem Kabarett u. a. über "Stodinger", die sich ein Bauernherbstfest anschauen und glauben, das Leben am Land ist wirklich so: "Und donn ziagns aussa", nur um sich wenig später über den Lärm von Kuhglocken und den Gestank vom gedüngten Feld aufzuregen.
Die "Geierwally" gibt es nicht
Was das kritische Thema Zuzug betrifft, so ist der Kabarettist überzeugt: „Wir können heute, in einer Welt der fast uneingeschränkten Mobilität, in der alles und jeder ständig in Bewegung ist, nicht so weitertun, als würden wir immer noch in den idyllischen, isolierten Dörfern alter Heimatfilme leben, die es ja im wirklichen Leben auch so nie gegeben hat.“
Einen guten Input gab eine Zuschauerin, die die vergangenen 20 Jahre viel gereist und in vier verschiedenen Kulturkreisen gelebt hat. Nun wohnt sie mit ihrem mexikanischen Ehemann wieder in ihrer Heimat Puch: "Überall, wo ich war, haben die Leute gefragt: Wer bist du, wo kommst du her? Sie waren neugierig und sind auf mich zugegangen. Das war mir immer wichtig, weil so kam ich mit den Menschen in Kontakt und habe mich wohl gefühlt."
Mehr Nachbarschaftsfeste
Sie gab den Anreiz, öfter einmal Nachbarschaftsfeste zu feiern, "denn essen tut jeder gern. Beim Reden und Essen kommen die Leute zusammen."
Auch auf das Flüchtlingsthema wurde eingegangen, in Puch leben ja derzeit 40 Flüchtlinge. "Das Zusammenleben mit ihnen verläuft gut", erklärt Klose. Sie haben auch für das Buffet mit selbstgemachten Speisen im Anschluss an den Diskussionsabend gesorgt.
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