Frauenpower in Tirol – Teil 2
Alexandra Flür: "Tirols Wein hat Zukunft"

Alexandra Flür ist noch immer die amtierende "Tarrenzer Weinkönigin" und hat den Schritt in die Selbstständigkeit nie bereut.  | Foto: © Weingut Flür
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  • Alexandra Flür ist noch immer die amtierende "Tarrenzer Weinkönigin" und hat den Schritt in die Selbstständigkeit nie bereut.
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Alexandra Flür aus Tarrenz ist die erste hauptberufliche Winzerin in Tirol im Weingut Flür. Teil zwei unserer Sommerserie "Frauenpower in Tirol".

 Was ist Ihre persönliche Lieblingssorte?
Alexandra Flür:
Eindeutig die "Solaris", unser Casanova. Für mich die „Tiroler Sorte“, da sie sehr früh reift und fast resistent gegen jede Art von Krankheiten ist. Man findet sie auch, auf Grund der frühen Reife, österreichweit fast nur hier in Tirol.

Sie sind Tirols einzige hauptberufliche Winzerin. Haben Sie den Schritt in die Winzer-Professionalität je bereut?
Nein, auf keinen Fall. Obwohl der Tag 12 Stunden hat und die Ausgaben noch relativ hoch sind, ist es schön, so einen abwechslungsreichen Beruf zu haben. Die Frage, ob es sich rentiert, ist derzeit nur vorsichtig mit Ja zu beantworten. Aber ich bin sehr optimistisch, dass wir in Zukunft mit dem Weingut gut bestehen können und was man gern macht, ist ja bekanntlich keine Arbeit.

Trotzdem ist das Weingut aber auch ein Familienbetrieb geblieben.
Ja. Neben unseren Kindern Marcel und Natalie, helfen uns bei der Lese, in der Hofschank und auch im Weingarten Freunde und Bekannte – darüber sind wir sehr glücklich und dankbar dafür.

Wie hat sich Ihr Hofschank in Tarrenz etabliert? Oder heißt es auch Heuriger oder Buschenschank?
Unser Hofschank besteht seit nunmehr einem Jahr und wird sehr gut angenommen, auch haben wir nun die für uns optimalen Öffnungszeiten gefunden. Samstag und Sonntag ab 15 Uhr sind wir persönlich für unsere Gäste da, die restliche Woche dürfen sie sich bei unserem Weinautomaten selbst bedienen.

Guter Wein entsteht im Weingarten, sagt die Fachwelt. Woher kommt Ihr Wissen um das Weinkeltern und für die Arbeit im Weingarten?

Vor 25 Jahren gab es in Tarrenz bereits kleine Weinbauern. Beim zweiten Versuch ist es dann auch ein guter, für mich persönlich gut trinkbarer Wein geworden. 2006 wurde der Verein "Die freien Weinbauern Tiroler Oberland" gegründet und so konnten wir auch Winzer, speziell im Vinschgau, besuchen und laufend dazulernen. Die Vinschger haben uns sehr geholfen und auch klimatisch ist dieser Landstrich dem unseren am nächsten.

Sind die Böden im Gurgltal überhaupt gut für die Weinerzeugung geeignet?
Ja, wir haben Kalkböden, die Burgundersorten wie etwa der Chardonnay oder der Pinot noir sowie auch der Solaris fühlen sich sehr wohl im Gurgltal.

Seit 2007 produzieren Sie in Tarrenz Wein, der Grundstein für das Weingut Flür wurde 2010 gelegt. Seit dieser Zeit hat sich aber sehr viel verändert, oder?
Natürlich. Unser Wissen über den Wein steigt, auch die Kellertechnik hat sich verbessert und die Weinstöcke werden älter. Und durch den Tiroler Weinbauverein werden immer wieder Seminare angeboten. Das Schwierigste ist derzeit für uns die Vermarktung, weil eben nur Qualität am Markt besteht. Du musst als Winzer hinter deinem Produkt stehen und unser Erfolg gibt uns mittlerweile auch bei der Qualität recht. Ich bin überzeugt – wir sind auf dem richtigen Weg.

Merken Sie den Klimawandel im Gurgltal und welche Auswirkungen hat dieser auf die Produktion?
Ich würde sagen, wir sind zur richtigen Zeit auf diesen Zug aufgesprungen. Man merkt einerseits die Zunahme der Öchslegrade und auch der Zeitpunkt der Reife hat sich verändert. Der Weinbau wird immer nördlicher, Tirols Wein hat sicher eine enorme Zukunft.

Das Weingut Flür erhält immer wieder Auszeichnungen, auch auf internationaler Ebene. Wie wichtig sind diese für Sie?
Es ist schon ein Schulterschlag, wenn wir international mithalten können und auch zu wissen, wo wir international stehen. So etwa bei der AWC in Wien oder in Frankreich, in Lyon, sind wir mit Winzern aus 51 Ländern vertreten und holen regelmäßig Gold und Silber. Es hilft auch dabei, den Leuten das schelmische Lächeln wegen der vermeintlich schlechteren Qualität der Tiroler Weine aus dem Gesicht zu holen.

Die Preisgestaltung der Tiroler Weine ist – sagen wir es einmal höflich – sehr ambitioniert. Sind die Konsumenten bereit, diese doch höheren Preise auch zu bezahlen?

Es sind die großen Investitionen, die wir Winzer derzeit leisten müssen, denn wir haben keinen Weinbau in dritter Generation übernehmen können. Kellertechnik, Weingarten, Maschinenpark – alles musste neu erworben werden. Darum geht sich ein Flaschenpreis von acht Euro bei uns nicht aus. Für unsere Nachfolgegeneration wird es schon leichter werden.

Und in der Gastronomie?
Der Gast will im Urlaub regionale Spezialitäten, das ist auch beim Wein so und wir sind immer besser in der Gastronomie vertreten. Sorgen machen mir manchmal die Aufschläge der Wirte, wodurch unsere Weine dann über Verhältnis teuer erscheinen.

Ihr Sohn hat in Imst kürzlich eine Vinothek eröffnet, wohl der nächste Schritt für die Entwicklung des Weingutes?
Neben unserer Arbeit im Keller, im Hofschank und im Weingarten wäre ein solcher Schritt nicht möglich. Darum hat auch unser Sohn mit seiner Freundin die Vinothek eröffnet. Wir sind damit in zweiter Reihe und helfen, wenn nötig, natürlich gerne mit.

Wohin fährt eine Tarrenzer Winzerin auf Urlaub?
(lacht). Mein Urlaub findet im Weingarten, im Keller und im Hofschank statt.

Teil 1 der Serie "Frauenpower in Tirol" hier zum Nachlesen:

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Alexandra Flür ist noch immer die amtierende "Tarrenzer Weinkönigin" und hat den Schritt in die Selbstständigkeit nie bereut.  | Foto: © Weingut Flür
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