Frauenpower in Tirol – Teil 1
Natascha Müllauer: "Wagner erst seit Erl"

Tiroler-Festspiele-Erl-Geschäftsführerin Natascha Müllauer sieht großes Publikumsinteresse am Sommerprogramm. | Foto: Krabichler
2Bilder
  • Tiroler-Festspiele-Erl-Geschäftsführerin Natascha Müllauer sieht großes Publikumsinteresse am Sommerprogramm.
  • Foto: Krabichler
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Unsere Sommer-Interviewserie "Frauenpower in Tirol" starten wir mit Natascha Müllauer, Geschäftsführerin der Tiroler Festspiele Erl, die am vergangenen Donnerstag eröffnet wurden.

Interessieren Sie sich generell für Klassik und im Speziellen für die Werke von Richard Wagner?
Natascha Müllauer:
Für klassische Musik habe ich mich schon immer interessiert, dabei spielte Richard Wagner eher eine geringe Rolle. Seit ich aber in Erl arbeite und sehe, wie das Werk Wagners inszeniert und grandios aufgeführt wird, komme auch ich der Musik Wagners näher. Aber als "Wagnerianerin" würde ich mich trotzdem nicht bezeichnen.

Die Tiroler Festspiele Erl sind in vollem Gange. Wie steht es um das Publikumsinteresse im Jahr fünf nach Kuhn?
Das Interesse am Programm ist auch im Sommer 2023 außerordentlich gut. Auch unser stabiles Stammpublikum hält den Festspielen die Treue.

Mit „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ wird heuer der Ring in der neuen Inszenierung durch Brigitte Fassbaender abgeschlossen und kommendes Jahr als Zyklus angeboten. Ein Erfolg für Erl?
Eindeutig, denn Frau Fassbaender hat mit sehr viel Fingerspitzengefühl den "Ring des Nibelungen" inszeniert und auch durch die Qualität der Künstlerinnen und Künstler ist unser Ring jeder Konkurrenz gewachsen. Das goutiert auch das Publikum.

Wie beeinträchtigt das bekanntgewordene Zerwürfnis von Präsident Haselsteiner und Noch-Intendant Loebe den künstlerischen Betrieb?
Ist es überhaupt ein Zerwürfnis? Natürlich, Präsident Haselsteiner und Intendant Loebe sind sich über die zukünftige künstlerische Ausrichtung nicht ganz einig gewesen. Loebe hat auf alle Fälle die Festspiele nach Kuhn nach vorne gebracht, auch die Ringinszenierung von Brigitte Fassbaender ist ihm zu verdanken und eine Fülle von außergewöhnlichen Opernproduktionen. Längerfristig braucht es aber schon jemanden, der sich mehr mit dem Haus verbinden möchte. Aber: Derzeit laufen die Proben sehr professionell und die Verkaufszahlen sind gut.

Als Geschäftsführerin dürfte Ihr Glücksmoment bei der Intendantenauswahl ab September 2024 mit Jonas Kaufmann wohl sehr groß gewesen sein?
Für mich war es nicht ganz überraschend und eine sehr kluge Entscheidung, jemanden zu finden, mit dem man die Festspiele in Zukunft identifizieren kann. Wie sich die Zusammenarbeit mit Jonas Kaufmann entwickelt, kann ich noch nicht sagen. Natürlich herrscht auch in Erl die Unsicherheit und die Frage: "Was kommt mit dem neuen Intendanten?" Aber ich freue mich schon jetzt auf seine Arbeit in Erl.

Werden sich die Besucher den Intendanten Kaufmann noch leisten können, speziell wenn er selbst etwa als „Lohengrin“ auf der Bühne steht?

Nachdem er ja Intendant ist und nicht für eine Opernproduktion engagiert wurde, wird es sich weisen, wie viel Zeit er neben seinen Verträgen als Sänger und als Intendant für eine aktive Rolle in Erl zur Verfügung hat. Natürlich hoffen wir alle, dass er in einer Produktion in Erl singt. Finanziell wird aber auch unser Budget hier den finanziellen Rahmen setzen. Aber ich bin überzeugt – man wird sich einen Jonas Kaufman in Erl leisten können.

Womit wir bei den Finanzen wären. Kultur kostet Geld, so kann auch Erl trotz Präsident Haselsteiner nicht ohne Subventionen auskommen. Wie sehen Sie die gewissen finanziellen Abhängigkeiten von der öffentlichen Hand für Erl?
Natürlich kann eine kulturelle Institution wie die Festspiele in Erl nicht gewinnorientiert arbeiten und sie kann – auch trotz der hohen Zuwendungen von Präsident Haselsteiner – nicht ohne öffentliche Mittel auskommen. Tirol und der Bund stehen aber zu den Festspielen, weil sie sich als Stifter verpflichtet haben und im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten uns großzügig unterstützen. Langfristig sehe ich die Festspiele finanziell auch durch die Haselsteiner-Familien-Privatstiftung weitestgehend abgesichert.

Aber die Festspiele sind auch für die gesamte Region ein Gewinn, auch für Erl, auch weil Sie viel mit regionalen Betrieben zusammenarbeiten?

Natürlich, Erl profitiert u. a. durch die Kommunalsteuer, aber auch der Tourismus sowie Handwerk und Gewerbe profitieren in der ganzen Region. Immerhin vergeben wir 80 Prozent der Aufträge in Österreich, davon die Hälfte in Tirol und in der Region. Darum profitieren auch wir davon, Aufträge im Umkreis vergeben zu können.

Es mangelt in vielen Bereichen an Personal. Wie geht es Ihnen da neben den künstlerischen Engagements bei anderen Jobangeboten bei den Festspielen?
Bis vor einem Jahr war alles im grünen Bereich, nun trifft uns auch der Mangel an Arbeitskräften in vielen Bereichen. Wir suchen in Jahresstellung Tischler oder Schlosser, ganz schlimm trifft es uns im Bereich der Bühnentechnik. Hier können wir finanziell mit den am Markt bezahlten Gagen nicht mithalten, darum ist hier die Situation bei uns sehr prekär.

Schlusssatz: Wie verbringt Frau Müllauer nach den Festspielen ihren Urlaub?
Nach dem Ende der Festspiele am 30. Juli werden noch liegen gebliebene Aufgaben abgearbeitet, dann geht es Ende August für zwei Wochen in Etappen nach Süditalien.

Nachrichten aus dem Bezirk Kufstein lest ihr hier:
Weitere Nachrichten aus Tirol lest ihr hier:

Tiroler-Festspiele-Erl-Geschäftsführerin Natascha Müllauer sieht großes Publikumsinteresse am Sommerprogramm. | Foto: Krabichler
Heimat von Natascha Müllauer: Das neue Festpielhaus in Erl. | Foto: Schwaighofer
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.