Trend im Jänner
Dry January – ein Monat ohne Alkohol

Dry January - ein trockener Jänner - eine Initiative aus England ist in Tirol kaum angekommen. | Foto: skn
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Der Trend des Dry January, einen Monat ohne Alkohol, kommt aus England. Inzwischen trendet dieser trockene Jänner in ganz Europa. Während einige Bundesländer wie die Steiermark schon Kampagnen für einen Dry January gestartet haben, ist das Thema in Tirol nach wie vor kaum präsent.

TIROL. Die Kampagne Dry January (trockener Jänner) kommt aus Großbritannien. Hier wird seit 2013 zu einem Jänner ohne Alkohol aufgerufen. Damals versuchten rund 4.000 Briten einen Monat ohne Alkohol auszukommen. Seit damals hat sich diese Bewegung weltweit verbreitet. Mit dem Dry January soll nicht nur einen Monat lang auf Alkohol verzichtet werden - es soll auch ein Augenmerk auf das Problem Alkohol gelenkt werden: Es soll auch ein Denkanstoß für das gesamte Jahr sein, häufiger auf Alkohol zu verzichten. 

Alkohol - gesellschaftlich anerkannte Droge

In Tirol ist Alkohol gesellschaftlich anerkannt. So gut wie überall ist man mit Alkohol konfrontiert. Der Anteil der explizit mit Alkohol in Verbindung gebrachten Todesfälle liegt in Tirol bei mindestens zwei Prozent aller Todesfälle. Die Dunkelziffer ist aber bei weitem höher. Rund 15 Prozent der Tirolerinnen und Tiroler trinken in einem Ausmaß, dass es langfristig zu gesundheitlichen Schäden kommt. Der ATHIS 2019 (Österreichische Gesundheitsbefragung) zeigt, dass  rund sechs Prozent täglich oder fast täglich Alkohol konsumieren. Weitere zwei Prozent der Befragten trinken an fünf bis sechs Tagen pro Woche. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die Bierstudie der Brauunion (November 2023): Hier geben sechs Prozent der befragten TirolerInnen an, dass sie fast täglich Bier trinken, 22 Prozent mehrmals die Woche, 18 Prozent mehrmals im Monat.

Die Statistik zeigt aber auch, dass Tiroler Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 17 Jahren mehr trinken als der österreichische Durchschnitt. Österreichische SchülerInnen liegen mit ihrem Trinkverhalten über dem ESPAD-Durchschnitt (European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs). 

Einen Monat Alkoholverzicht

Gerade nach dem Dezember und einer Zeit mit Weihnachtsfeiern und Glühweinständen, dem Glas Sekt zu Silvester, rentiert es sich, dem Körper einen Monat lang eine Pause zu gönnen. Es zeigt sich nämlich, dass ein Monat auf Alkohol zu verzichten, mehrere Vorteile für Körper und Geist hat. Viele Menschen nehmen sich zu Silvester vor, im kommenden Jahr weniger zu trinken. Mit dem Dry January geht man eine Art Verpflichtung ein: Man verzichtet genau für 31 Tage auf Alkohol. Dies klingt auf den ersten Blick einfach. Allerdings ist es das nicht: Man muss mit geliebten Gewohnheiten, wie beispielsweise dem Feiertagsbier, brechen. Außerdem muss man sich häufig anderen gegenüber für seinen Verzicht erklären - ein einfaches: ich trink lieber ein Mineral, führt häufig zu Diskussionen. Gleichzeitig merken viele beim Versuch einen Monat keinen Alkohol zu trinken, dass sie möglicherweise schon an einem bedenklichen Konsumverhalten angekommen sind - so gibt der Dry January zusätzlich die Gelegenheit, das eigene Trinkverhalten zu überdenken.

Was ein Monat ohne Alkohol bringt

Ein Monat ohne Alkohol hat mehrere positive Auswirkungen. Zunächst profitieren Magen, Herz und Leber. Alkohol ist ein Nerven- und Zellgift. Er schädigt nicht nur die Leber, die Bauchspeicheldrüse oder den Darm, er verursacht aber auch Schäden an verschiedenen Zellen und steigert so die Krebsgefahr. Durch einen Monat ohne Alkohol profitieren daher der gesamte Körper. 

  • Durch den Alkohol wird im Magen mehr Magensäure produziert. Dies führt auf Dauer, bei regelmäßigem Konsum, zu einer Entzündung der Magenschleimhaut. Nach zwei bis drei Monaten Abstinenz kann sich der Magen wieder erholen. 
  • Regelmäßiger Alkoholkonsum kann sich negativ auf das Herz auswirken. Viele Biertrinker leiden unter Herzrhythmusstörungen beziehungsweise Herzrasen. Bereits nach einem halben Tag ohne Alkohol normalisiert sich der Herzschlag wieder. Durch einen Try January normalisieren sich auch der Herztakt und der Wasserhaushalt. Die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinkt. Man fühlt sich dadurch insgesamt wieder fitter. 
Der Sober October - ein trockener Oktober - ist die nächste gute Gelegenheit, einen Monat lang auf Alkohol zu verzichten. | Foto: skn
  • Der Sober October - ein trockener Oktober - ist die nächste gute Gelegenheit, einen Monat lang auf Alkohol zu verzichten.
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  • Von einem trockenen Jänner profitiert am meisten jedoch die Leber. Diese leidet am meisten unter einem regelmäßigen Alkohol. Als Entgiftungsorgan ist sie auch für die Energieverteilung im Körper zuständig. Durch den ständigen Abbau von Alkohol, lagert sie die Abbauprodukte in Form von Fett ab. Dadurch entsteht jedoch zunächst eine Fettleber. In Folge kann dies zu Diabetes und Übergewicht führen. Die gute Nachricht jedoch: Die Fettleber kann sich bei völliger Abstinenz wieder zurückbilden. Es ist möglich, dass sich die Leber schon nach drei bis vier Wochen vollständig erholt hat.
  • Auch das Immunsystem leidet unter dem regelmäßigen Alkoholkonsum, denn der Körper kann dadurch weniger Vitamine und Mineralstoffe aufnehmen. Verzichtet man nun einen Monat auf Alkohol, stärkt man dadurch wieder das Immunsystem. Erste Verbesserungen kann man bereits nach zwei Wochen Alkoholverzicht bemerken.
  • Durch den Verzicht auf Alkohol verbessert sich auch die Schlafqualität. Alkohol wirkt zwar entspannend, jedoch stört dieser die Tiefschlafphasen, die verkürzt werden. Dadurch kann es untertags zu Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisproblemen und vermehrtem Hungergefühl führen. Der Schlaf verbessert sich nach rund zwei Wochen ohne Alkohol.
  • Regelmäßiger Alkoholkonsum entzieht dem Körper Wasser. Dies macht sich häufig in auf der Haut bemerkbar. Diese wirkt dadurch aufgedunsen und fahl. Gleichzeitig regt er die Talgproduktion an und die Haut kann dadurch pickelig und unrein werden. Nach zwei bis vier Wochen Abstinenz kann man von einem besseren Hautbild ausgehen. 
  • Ein Monat Alkoholverzicht kann auch Auswirkungen auf das Körpergewicht haben. Einerseits hat Alkohol viele Kalorien, andererseits behindert er den Muskelaufbau und die Testosteronproduktion lässt nach. Der Alkohol beeinflusst den Stoffwechsel und verlangsamt ihn. Zusätzlich dämpft der Alkohol das Sättigungsgefühl. Man fühlt sich hungriger und nimmt daher mehr Kalorien zu sich. Die ersten Auswirkungen der Abstinenz können sich bereits nach zwei Wochen bemerkbar machen. 
  • Regelmäßiger Alkoholkonsum hat auch Auswirkungen auf das seelische Wohlbefinden. Dieses verbessert und stabilisiert sich meist nach rund sechs Wochen. Allerdings kann es auch drei und mehr Monate dauern, bis sich die Psyche weiter verbessert. Die Verbesserung macht sich durch einen Motivationsgewinn, erhöhtem Tatendrang, emotionaler Festigkeit und erhöhter Lebensfreude bemerkbar. Es kann auch zum Abbau von Schuldgefühlen kommen.
  • Auch die Lust auf Sex sowie die Potenz können sich durch regelmäßigen Alkoholkonsum verringern. Hier bemerken Betroffene meist nach drei Monaten wieder eine Verbesserung.
Auf Alkohol zu verzichten, fällt vielen Tirolerinnen und Tirolern schwer. Alkohol ist gesellschaftlich anerkannt. | Foto: unsplash/Bermix Studio
  • Auf Alkohol zu verzichten, fällt vielen Tirolerinnen und Tirolern schwer. Alkohol ist gesellschaftlich anerkannt.
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Kampagnen zum Dry January – nicht in Tirol

Der Dry January wird international von zahlreichen Kampagnen begleitet. Die Kampagnen werden entweder von offiziellen Stellen oder NGOs initiiert. Viele dieser Kampagnen begleiten Interessierte dabei, die 31 Tage im Jänner auch abstinent zu bleiben. Eine Studie aus England belegt, dass Menschen, die durch eine Kampagne begleitet wurden, wesentlich häufiger den Jänner abstinent lebten und danach noch mindestens ein Jahr auf Alkohol in problematischer Menge verzichteten. Außerdem zeigte die Studie die positiven Folgen eines trockenen Jänners. Die Kampagnen werden beispielsweise durch Trocken-Apps oder auch durch E-Mail-Unterstützung für Interessierte begleitet. Zusätzlich finden sich auf den diversen Homepages auch zahlreiche Tipps für einen trockenen Jänner. Hilfreich ist auch das sogenannte Trinktagebuch.

In der Steiermark wurde der Dry January beispielsweise durch den Gesundheitsfonds Steiermark und den Gesundheitsförderungsfonds Steiermark begleitet. Die Aktion der vergangenen Jahre, wird auch 2024 fortgeführt (www.mehr-vom-leben.jetzt). In Tirol gibt es derartige Initiativen nicht. 

Alkoholfreie Getränke liegen im Trend

Alkoholfreie Getränke liegen auch außerhalb des trockenen Jänner im Trend. So zeigt die Bierstudie der Brauunion Österreich aus dem November 2023, dass 27 Prozent der befragten ÖsterreicherInnen beim Bierkonsum alkoholfreies Bier bevorzugen. Auch andere alkoholproduzierende Unternehmen haben erkannt, dass "No Alcohol" hip ist. Zusätzlich zu jenen, die den Dry January oder den Sober October mitmachen, gibt es immer mehr Menschen, die auch während der anderen Monate alkoholfreie Getränke bevorzugen. Zahlen aus Deutschland zeigen, dass sich der Anteil an alkoholfreiem Bier am Biermarkt auf sieben Prozent erhöht hat. Das Deutsche Weininstitut nennt einen Anteil von fünf Prozent bei alkoholfreiem Sekt. 

Alkoholfreie Cocktails – die fünf besten Rezepte

Inzwischen gibt es über 700 verschiedene Arten von alkoholfreiem Bier und Biermischgetränken. Alkoholfreier Sekt ist mittlerweile auch Standard im Supermarktregal. Es gibt aber inzwischen auch alkoholfreie Varianten von Wein, Tequila, Gin, Whiskey, Bourbon, Amaretto-Likör, Wermut, weißen und dunklen Rum,  Wodka und vieles mehr. 

Eine gute Chance für einen weiteren Monat ohne Alkohol bietet der Sober October.

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