Heftige Kritik an Kinderdorfleiter Schmidt
Im Kinderdorf Imst kracht es gewaltig

Steht in heftiger Kritik: Kinderdorfleiter Jörg Schmidt | Foto: © Perktold
  • Steht in heftiger Kritik: Kinderdorfleiter Jörg Schmidt
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IMST. Seit langem wird der Führungsstil vom Imster Kinderdorfleiter Jörg Schmidt intern heftig kritisiert. 

Hermann Gmeiner sagte einmal: „Red's nit, tuat's was!“ Und das tun jetzt Mitarbeiter und ehemalige Mitarbeiter in Bezug auf die prekären Arbeitsbedingungen sowie auch über die Probleme bei der Betreuung der Kinderdorfkinder im SOS-Kinderdorf Imst, über die bereits seit geraumer Zeit hinter vorgehaltener Hand geredet wird.
 „Es herrscht ein Klima der Angst, bei geringster Äußerung von Kritik wird mit Kündigung gedroht, Mobbing und Burnouts sind an der Tagesordnung, wir arbeiten alle am obersten Limit, seit Kinderdorfleiter Jörg Schmidt das Dorf mit harter Hand führt“, sagt ein Mitarbeiter (Name der Redaktion bekannt).

Dabei hat Schmidt keine pädagogische Ausbildung, die pädagogischen Aufgaben werden durch die pädagogischen Leiter abgedeckt. Und auch hier gibt es gewaltige Differenzen. „So haben heuer vier Mitarbeiter wegen Auffassungsunterschieden mit einem pädagogischen Leiter aus einem Team gekündigt“, so der Mitarbeiter zum Bezirksblatt. Der angesprochene pädagogische Leiter wurde von der österreichischen Geschäftsführerin Elisabeth Hauser fristlos gekündigt.
Es fehlt an Personal, es müssen laufend Überstunden geleistet werden. Auch im Krankheitsfall gibt es nur selten personelle Ressourcen. „Und Nein zu Mehrarbeit zu sagen, ist wegen drohender Repressalien sehr schwer.“
Die Mitarbeiter trauen sich nicht einmal mehr, mit den Firmenhandys untereinander zu telefonieren, übergreifende Teammeetings seien nicht erwünscht.

„Es herrscht Diktatur und eine stasiähnliche Atmosphäre“, das bezeugen auch ehemalige Mitarbeiter (Namen der Redaktion bekannt).

So wurden von Mitarbeitern die 2020 in Betrieb genommenen neuen Häuser in Imst vorsorglich mit Wanzensuchgeräten abgesucht.Zwar gibt es einen Betriebsrat, nur der hatte längere Zeit Betretungsverbot in Imst. Betriebsrätin Zuhra Tutic bestätigte gegenüber den Bezirksblättern die Beeinträchtigung der Arbeit, die nun aber auch in Imst wieder möglich ist.
Als eines der Ziele von SOS-Kinderdorf ist „die Chance für Kinder auf ein neues, liebevolles Zuhause – und damit neue Hoffnung für die Zukunft“ angegeben. „Davon sind wir weit entfernt – die Kinder haben kein Mitspracherecht, in welche Gruppe sie kommen, Altersunterscheide in den Gruppen sind ein großes Problem und Gruppenwechsel werden oft über Nacht angeordnet“, klagen die Mitarbeiter. Das führe zu schwierigen Situationen für die Kinder, speziell für die betreuten Jugendlichen. „Denn um sich in eine Gruppe einzugewöhnen, braucht es etwa 3 Monate.“

Stellungnahme SOS Kinderdorf

Selbstverständlich baten wir Jörg Schmidt um Stellungnahme und warteten sein Urlaubsende ab. Zu den Vorwürfen nahm dann Christine Weilhartner, externe Kommunikation SOS-Kinderdörfer Österreich, Stellung: „Es gab interne Beschwerden zum Arbeitsklima im SOS-Kinderdorf Imst, die wir sehr ernst nehmen und derzeit intensiv prüfen. Gemeinsam mit externer Expertise und in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat gehen wir jedem Vorwurf nach.“

Für Kritik und Verbesserungsvorschläge gibt es neben einer jährlichen anonymen Mitarbeiterbefragung und Qualitätsaudits regelmäßige Austauschformate sowie die Möglichkeit, sich an den Betriebsrat, die Vorgesetzten oder die interne Qualitätssicherung von SOS-Kinderdorf zu wenden. Über diese Wege wurden Problemfelder um das Arbeitsklima im SOS-Kinderdorf Imst gemeldet, die nun bearbeitet werden. „Derzeit werden Gespräche mit den betroffenen Personen geführt, die interne Qualitätssicherung wurde hinzugezogen und der Betriebsrat ist aktiv an der Seite der Arbeitnehmer um eine Lösung bemüht. Das SOS-Kinderdorf legt großen Wert darauf, dem Betriebsrat jene Bedingungen zur Verfügung zu stellen, die für eine unabhängige Arbeit notwendig sind“, sagt Weilhartner gegenüber dem Bezirksblatt.

Parallel zur internen Aufarbeitung wurde ein externes Institut beauftragt, Verbesserungspotentiale umzusetzen. „Dieses Projekt startet in den nächsten Wochen und wird neben den Mitarbeitern und dem Betriebsrat auch die Kinder und Jugendlichen einbinden“, verspricht Weilhartner.
Und was wünschen sich die Mitarbeiter im SOS-Kinderdorf? „Endlich wieder menschliche Bedingungen für die Betreuer, aber vor allem für die Kinder und Jugendlichen.“

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