Ingrid Felipe im Gespräch
Felipe: "Georg Willi ist ein Unikat"

Ingrid Felipe: "Eine dauerhafte Transitlösung für Tirol gibt es nur auf europäischem Niveau."
  • Ingrid Felipe: "Eine dauerhafte Transitlösung für Tirol gibt es nur auf europäischem Niveau."
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Ist es in Zeiten wie diesen nicht unheimlich schwierig, Grüne zu sein?
Ingrid Felipe: "Nein! In Zeiten wie diesen ist es unheimlich wichtig, Grüne zu sein. Die Grünen fehlen im österreichischen Parlament extrem, umso wichtigere Aufgaben habe die Grünen in den Bundesländern, um sich um Belange wie Umwelt, Klima oder sozialen Ausgleich zu kümmern. Und wir sind auch Teil der Friedensbewegung."

Aber gerade in Tirol sind die Grünen ein Feindbild für den Tourismus sowie für große Teile der Wirtschaft und gelten noch immer als Verhinderer. Wie sehen Sie das aktuell?
"Nicht so. Ich war vergangene Woche beim Seilbahntag. Und ich erlebe die Unternehmer, auch im Tourismus, sehr differenziert. Natürlich gibt es noch solche, die immer noch weiter wachsen wollen, aber bei vielen ist die Wachstumsgläubigkeit passé. Viele Unternehmen denken bereits um und sind dankbar für klare Rahmenbedingungen und hohe Umweltstandards."

Ihre Aufgabe ist auch der Naturschutz. Für den Landeshauptmann sind mit der Nachnominierung der Bergmähder in Trins die Natura-2000-Gebiete erledigt. Eine grüne Niederlage?
"Überhaupt nicht. Natura 2000 ist eine Freude für mich und ich sehe, wie gut sich die Natura-2000-Gebiete positiv entwickeln. Natürlich könnten es mehr sein, aber wenn wir das Vertragsverletzungsverfahren positiv erledigen, dann ist es ein Erfolg. Und da sind wir auf dem richtigen Weg."

Tirol wird immer mehr vom Transit geknebelt, immer mehr Touristen bedeuten auch immer mehr Verkehr. Die Tiroler leiden. Das ist aber eine grüne Niederlage.
"Das Problem ist ein gesamtgesellschaftliches. Wir in Mitteleuropa leben massiv über unsere Verhältnisse, sind sehr individuell mobil, unser Konsumverhalten erzeugt sehr viel Verkehr. Darum müssen wir manches verändern und viele Menschen spüren bereits die Auswirkungen dieser Gewohnheiten. Das Rezept dagegen wäre die Kostenwahrheit für den Transport. Dann würden weit gereiste Waren unattraktiv, die regionale Wirtschaft würde profitieren und der Verkehr ginge auf ein erträgliches Maß zurück. Die Lösung geht aber nur europäisch."

Auch beim neuen Tiroler Seilbahnkonzept sind grüne Gedanken nur wenig berücksichtigt. Oder glauben Sie, ein guter Kompromiss ist hier mit der ÖVP gelungen?
"Die grünen Gedanken sind zu wenig berücksichtigt, aber es ist ein guter Kompromiss. Dafür wird es in Zukunft im Land eine sehr breite Debatte geben, wo es mit dem Tiroler Tourismus hingehen wird. Und das ist mir sehr wichtig."

Innsbruck ist grün, Georg Willi sieben Monate Bürgermeister, die grüne Erfolgsgeschichte. Warum funktioniert grün nicht so im Land Tirol?
"Viele Themen sind urbaner Natur, die die Grünen besetzen. Aber Georg Willi ist ein Unikat und in Innsbruck sehr bekannt und beliebt und er geht angenehm auf die Menschen zu. Ich habe sehr viel von ihm gelernt und Georg Willi war auch Wegbereiter, dass die Grünen 2013 in die Regierung gekommen sind. Leider ist aber in Tirol nicht überall ein Georg Willi unterwegs."

Wie sehen Sie generell die Zusammenarbeit mit der ÖVP in der Regierung? Ist das nicht nach wie vor eine Gratwanderung zwischen oppositionellem Denken und regierungstreuem Handeln?
"Auch in Schwarz-Grün II gibt es ein ausgezeichnetes Miteinander auf ehrlicher Basis. Offenheit und Diskussionen auf Augenhöhe ergeben eine hohe Qualität in der Zusammenarbeit. Was ich schon merke, ist das für die ÖVP veränderte Umfeld durch die türkis-blaue Bundesregierung. Das beschäftigt mich immer öfter."

Und die Arbeit mit der Opposition?
"In den großen Bereichen wie Verkehr und Wohnen sind wir einer Meinung und können mit der Opposition arbeiten. Sonst sehe ich die Oppositionsarbeit durchaus unterschiedlich, aber im Großen und Ganzen ist das Verhältnis in Ordnung."

Aber die Opposition wird geschlossen gegen das Budget stimmen. Berechtigt?
"Berechtigt oder nicht, generell stimmt die Opposition schon aus der demokratischen Aufstellung gegen ein Budget. Das Budget ist sehr solide, ich habe mehr Mittel für den öffentlichen Verkehr oder den Klimaschutz zur Verfügung."

Wie sehr fürchten Sie die EU Wahlen im Mai? Wird Europa nach rechts gleiten?
"Klar, die Rechtspopulisten haben Aufwind, ich werde persönlich sehr dafür kämpfen, damit das Friedensprojekt Europa als Sieger daraus hervorgeht. Und mit Werner Kogler können die Grünen einen sehr guten Beitrag leisten."

Ihre politischen Pläne mit den Grünen für 2019 in Tirol?
"Für mich zentral ist die Weiterentwicklung der Tarifreform II für den öffentlichen Verkehr. Auch beim Klimaschutz müssen wir weitermachen, die Auswirkungen des Klimawandels sind heuer sehr spürbar. Und das Impulspaket für Soziales wird erarbeitet und vorgestellt."

Es ist bald Weihnachten. Welchen politischen Wunsch hätten Sie ans Christkind?
"Wir sollten darauf achten, dass uns die Menschlichkeit, die Barmherzigkeit und die Nächstenliebe nicht abhandenkommen. Das wäre wohl auch der Sinn von Weihnachten."

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