Es geht auch ohne Farbe
Rassismus-Debatte im Bezirk: Kinder werden auf eigenen Wunsch geschwärzt.
BEZIRK TULLN. Die Sternsingeraktion ist ein Großereignis, das lebendiges Brauchtum mit solidarischem Engagement von Kindern verbindet. Caspar, Melchior und Balthasar bringen zum Jahreswechsel die Friedenswünsche ins ganze Land. "Damit wird ein Zeichen für eine gerechte Welt gesetzt, jeder ist herzlich willkommen mitzumachen – egal welche Hautfarbe er hat", so Thomas Banasik, Referent für die Dreikönigsaktion Katholische Jungschar St. Pölten.
Zeitgemäß ist anders
Hier drängt sich die Frage auf, ob schwarz geschminkte Sternsinger noch zeitgemäß sind. Das könne jeder halten, wie er wolle, so Banasik, wichtig ist jedoch, dass "wir mit der Aktion gegen Fremdenhass und Rassismus ankämpfen wollen".
Vertreter der schwarzen Communities – wie Simon Inou etwa – sind anderer Meinung: "Ein schwarz bemaltes weißes Kind repräsentiert kein schwarzes Kind." "Ich überlasse es den Kindern. Wenn sie nicht geschminkt werden wollen, ist es auch okay", sagt Elisabeth Frahberger von der Pfarre Zwentendorf. Sie bietet neben der Farbe Schwarz auch Braun und Rot an, "doch die meisten Kinder entscheiden sich dagegen, wegen dem Runterwaschen".
Zur Sache
Für die Projekte der Dreikönigsaktion St. Pölten 2013 wurden insgesamt 1.321.556,58 Euro gesammelt. 49 Projekte in 17 Ländern, wie etwa Kenia, Tansania, Philippien, Indien, Bolivien, Kolumbien, etc. wurden unterstützt. 22.500 Kinder ziehen in Niederösterreich mit etwa 3.000 Betreuern von Haus zu Haus.
Meinung
Das Kind im Mittelpunkt, es wird wertgeschätzt und man soll Vertrauen haben – so steht’s in den Lehrbüchern für pädagogische Ausbildungen. Entscheidungen zu treffen, kann man Kindern zumuten, doch nicht alle. So wie auch jene, ob sie bei der Sternsingeraktion geschwärzt von Haus zu Haus gehen möchten, oder nicht.
Österreichweit hat man vereinbart, dass auf Prospekten keine Kinder mit schwarz bemalten Gesichtern abgebildet werden — schließlich kämpfe die Sternsingeraktion gegen Rassismus an. Dann – liebe Weiße – ist es jedoch auch an der Zeit, dass die Farben endgültig verräumt werden, denn für schwarze Menschen empfingen "Blackfacing" als Kränkung. Empathie ist hier also angesagt und Aufklärung dringend erforderlich!
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