Jetzt sind Ratscher dran
Am Gründonnerstag ist es so weit: Die Kinder treten in den Dienst der schweigenden Kirchenglocken.
BEZIRK TULLN. Um 6 Uhr Früh bereits auf den Beinen zu sein, ist kein Zuckerschlecken. Den Ratscher-Gruppenführern Stephan Weinlingen, Viola Fischer und Julia Knell macht das nichts aus. Die Jugendlichen sind sich einig: "Es macht wirklich Spaß." Am Gründonnerstag fliegen die Glocken nach Rom, die Ratscherkinder übernehmen ihren Job bis Ostern.
Das Schweigen der Glocken
Die Bezirksblätter sprachen mit jungen Absdorfern, die diesen alten Brauch pflegen, und besuchten die Kirchenglocken noch kurz vor Abflug in ihren Turmstuben. Und auch Promis aus der Region verraten ihre privaten Osterbräuche.
"In der Pfarrkirche Absdorf gibt es heute fünf Glocken. Das war nicht immer so. Nur eine hat alle Kriege überlebt", erzählt Altpfarrer Roland Moser, der in jungen Jahren ebenfalls ein begeistertes Ratscherkind war. "Bei uns in Gänserndorf sind wir mit Schubkarren-Ratschen gefahren. Erst hier im Tullnerfeld habe ich die kleinen Handratschen kennengelernt", erinnert er sich.
Wir ratschen und ratschen...
Bis zu sechs Mal am Tag ziehen die Ratscher durch ihre Heimatorte. "Wir sind etwa 30 Kinder. In drei Gruppen aufgeteilt, gehen wir dann unterschiedliche Routen ab", erzählt Viola Fischer. "Wir Gruppenführer sorgen dafür, dass genug Essen und Trinken da ist, und passen auf, dass nichts passiert." Gesammelt wird primär für die Kinder selbst, die Leute spenden aber auch für die Kirche.
In langer Tradition werden die Ratschen vom Ortsansässigen Franz Neuwirth-Endl gebaut. "Unser Opa hat richtig Spaß daran. Das Ratschen-Bauen ist sein Hobby. Es gibt Jahre da fertig er keine an, weil eh genug da sind. Heuer hat er aber sogar zwei neue Ratschen gebaut", erzählen die Geschwister Johannes und Julia Knell, die jedes Jahr fleißig mitratschen.
Bräuche rund um Tulln
An einen ganz besonders netten Osterbrauch erinnert sich Günther Franz aus Sitzenberg: "Wer bei uns am Ostersonntag als Erster den Palmbuschen ins Haus geholt hat, bekam zur Belohnung das erste rote Ei."
Bei Ulli Fischer aus St. Andrä-Wördern ging’s am Ostersonntag tierisch zur Sache. Nach der Ostereiersuche ist die Familie mit den Ponys und Schafen spazieren gegangen: "Als ich klein war, durfte ich sogar auf den Schafen sitzen. Meine Eltern hatten auch viele Hühner. Es war besonders nett mitzubekommen, dass aus den Eiern kleine Küken wurden."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.