Kaiserschnitt liegt im Trend
Jede dritte Frau betroffen: Tullner Spital liegt um acht Prozent über dem NÖ-Durchschnittswert.
BEZIRK TULLN. "Das war für mich von Anfang an klar: Zwei Kinder, aber definitiv wird das keine natürliche Geburt", sagt Kerstin Rath.
Jede dritte Frau entbindet im Tullner Landesklinikum via Kaiserschnitt, Trend steigend. Mit knappen 38 Prozent liegt das Spital damit um acht Prozent über dem niederösterreichweiten Durchschnitt (siehe "Zur Sache") und das, obwohl für eine natürliche Geburt geworben wird.
Sectio bei Frühgeborenen
Grund für die hohe Kaiserschnittrate ist die Frühgeburtenstation. "Bei Frühgeburten wird ebenso wie bei Mehrlingsgeburten ein Kaiserschnitt gemacht. Aber wir haben auch Mütter aus den umliegenden Regionen wie Klosterneuburg und Korneuburg, die bei uns via Kaiserschnitt gebären", erklärt Christian Obruca, interimistischer Leiter der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe am Landesklinikum Tulln. (Hier geht's zum Artikel: Klosterneuburg – Negativrekord: Vier von zehn Frauen entbinden per Kaiserschnitt, von Cornelia Grobner).
Wunsch umgesetzt
Warum jedoch die Rate in Klosterneuburg bei knapp 40 Prozent liegt? Das liege an der Wien-Nähe. Viele Frauen würden hier in Begleitung ihrer Ärzte entbinden, womit schon fast der Status des Privatkrankenhauses erreicht werde. Aber grundsätzlich würden sich schon immer mehr Frauen für die Sectio entscheiden, vermutet Obruca.
"Ich konnte mir den Geburtstermin aussuchen, ohne Schmerzen entbinden und außerdem gibt’s da keinen Stress", ist die zweifache Mutter Kerstin Rath von dieser Art zu gebären überzeugt. Doch sie hatte Gegenwind: "Vor allem die ältere Generation aus der Verwandtschaft wollte mir die natürliche Geburt einreden", erinnert sie sich.
Zur Sache
35,3 Prozent haben 2010 im Tullner Klinikum per Kaiserschnitt entbunden, 2013 waren es bereits 37,7 Prozent. Damit liegt Tulln über dem NÖ-Durchschnitt, der 2010 bei 28,5 und 2013 bei 29,7 Prozent lag. Auch im angrenzenden Klosterneuburg setzt sich der Trend fort: Jede 2,5. Frau entschied sich 2013 gegen die natürliche Geburt.
Meinung: Kinder kriegen leicht gemacht
Wenn Frauen eine Entscheidung getroffen haben, dann ist sie zumeist unwiderruflich. So auch bei einer jungen Mutter im Bezirk, die von vornherein gewusst hat, dass ihre Kinder per Kaiserschnitt zur Welt kommen werden (Seite 4/5). Auf diesen Trend springen immer mehr Frauen auf – Ärzte und Hebammen jedoch empfehlen die natürliche Geburt.
Ein Gespräch darüber zu führen, Vor- und Nachteile der Methoden des Gebärens zu erläutern ist das eine, Frauen jedoch unter Druck zu setzen und auf die natürliche Methode zu pochen das andere.
Natürlich sind beide Seiten abzuwägen, doch eins ist am Ende der Geburt fix: Mütter lieben ihre Kinder. Und zwar bedingungslos – egal, wie sie auf die Welt gekommen sind!
Jetzt sind Sie am Wort: Ihre Meinung an tulln.red@bezirksblaetter.at
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