Jugendpsychiatrie
Keine Triage im Tullner Spital
Der Andrang auf Kinder- und Jugendpsychiatrie ist enorm, aber alle bekommen die benötigte Therapie.
TULLN. Steigende Zahlen an Covid-Infektionen zwingen die Politik zu weiteren Maßnahmen. Argumente dafür sind unter anderem auch die Situation auf den Intensivstationen in den Spitälern. Doch wie sieht es im Landesklinikum Tulln aus? Die Situation ist momentan stabil. "
50 Prozent unserer für Covid- Patienten gewidmeten Beatmungsplätze sind derzeit frei, was sich allerdings stündlich ändern kann",
gibt Pressesprecherin Viola Hirschbeck Einblick. Zusätzliche Kapazitäten stehen in Reserve und könnten umgehend aktiviert werden. Ein weitestgehender Normalbetrieb inklusive der Operationen kann derzeit noch aufrechterhalten werden. Tief getroffen sind vor allem auch Kinder und Jugendliche. "Der Andrang ist enorm", spricht Primar Paulus Hochgatterer über die Situation in der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Gründe für eine stationäre Behandlung sind vielreichend und gehen von Magersucht, über Depressionen bis hin zu Suizidideen. Bei Kindern und Jugendlichen wirken sich die Einschränkungen der sozialen Beziehungen besonders hart aus.
Station ist voll ausgelastet
Die Station ist voll ausgelastet aber: "Es gibt keine Triage", versichert der Experte. Niemandem werden therapeutische Maßnahmen verwehrt, die dringend benötigt werden.
Auch die Personalkapazitäten sind voll ausgeschöpft. "Wir setzen alle Leute ein, die zur Verfügung stehen. Es muss auch improvisiert werden", schildert der Primar die Situation.
Die Patienten erstrecken sich über alle Altersgruppen. Aber besonders für Jugendliche ist die Situation schwierig.
"Heranwachsende, die sich in der Phase der Loslösung von der Familie befinden und viel Zeit mit Gleichaltrigen verbringen würden, leiden sehr",
erzählt Hochgatterer. Doch wie kann man die psychischen Leiden der Kinder und Jugendlichen lindern? "In den Familien soll offen über die Situation gesprochen werden", erklärt der Psychiater zum richtigen Umgang in schwierigen Zeiten. Das gilt auch für kleine Kinder. Themen wie Maskenpflicht und Abstand halten sollten immer offen besprochen werden. Auch Dinge, die in der Familie problematisch sind, wie gefährdete Arbeitsplätze oder Einkommen sollten offen angesprochen werden. "Kinder bekommen es mit, wenn es Probleme gibt und stellen sich Dinge selber vor", führt Hochgatterer dazu aus. Ein offenes Gespräch kann ihnen irrationale Ängste ersparen. Jugendliche können auch als Ressource herangezogen werden. Vor allem im Social Media Bereich oder wenn es darum geht ein Zoom-Meeting zu starten. Dort kennen sie sich oft besser aus. "Das fördert die Kommunikation und gibt ihnen das Gefühl der Aufwertung", erklärt Paulus Hochgatterer.
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