Sankt Andrä-Wördern: Kahlschlag am Bahndamm
ÖBB holzen in zwei Nächten alles kurz und klein: Anrainer und Pächter wurden nicht informiert.
SANKT ANDRÄ-WÖRDERN. "Wenn man hier am Bahndamm wohnt, dann ist es klar, dass man die vorbeifahrenden Züge hört", sagt Edith Steindl. Wenn jedoch Bäume und Sträucher zwischen Bahn und Haus wachsen, dann ist dies auf jeden Fall ein Sichtschutz und auch ein gewisser – wenn auch geringer – Schallschutz.
Ohrenbetäubend waren jene Geräusche, die die Familie Steindl in den Nächten von 19. auf 20. sowie auf 21. Mai unbarmherzig aus dem Schlaf gerissen haben. Die Bäume neben dem Gleiskörper in St. Andrä-Wördern wurden gefällt – alles, was hier gewachsen ist, wurde rigoros entfernt. Und das stößt bei den Steindls auf Verwunderung: "Man hat es nicht einmal für nötig empfunden, uns über die Arbeiten zu informieren", sagt Edith Steindl gegenüber den Tullner Bezirksblättern. "Wobei", führt die 55-Jährige weiter aus, "wenn wir das gewusst hätten, hätten wir uns sicher an die Bäume gekettet."
Sicherheit der Fahrgäste
Die Arbeiten mussten in den Nächten durchgeführt werden, weil es aus Sicherheitsgründen erforderlich sei, dafür die Oberleitungen auszuschalten, informiert Mario Brunnmayr, Pressesprecher der ÖBB. Von Rodung könne nicht die Rede sein, nur von Fällungen, schließlich habe man die Bäume einer genauen Begutachtung unterzogen und festgestellt, welche eine Gefahr darstellen könnten – sowohl für die Züge als auch für die Fahrgäste. Zudem habe man die Wurzeln nicht entfernt, ergo "kommt es in kürzester Zeit zu Stock- und Wurzelaustrieben und somit wieder zu einer Begrünung der Bahnböschung", so Brunnmayer.
Lärmschutz hin oder her
Einen Schallschutz zu errichten, lautet nun die Forderung der Anrainer: Brunnmayer schreibt in seiner Stellungnahme, dass man "gesprächsbereit" sei. "Lärmschutzwände sind in diesem Bereich keine geplant", heißt es von Franz Hammerschmid, Geschäftsbereichsleiter der ÖBB.
Defizit bei Kommunikation
"Ich bin entsetzt und enttäuscht über diese Vorgehensweise", sagt Anrainer und Pächter Michael Stiller gegenüber den Tullner Bezirksblättern dazu, dass er nicht im Vorfeld über die Fällungen informiert wurde. Der Gemeinde habe man schon Bescheid gegeben, so die ÖBB.
Meinung: Diese Spatzen pfeifen nicht mehr
Dass Anrainer auf die Barrikaden gehen, wenn sie glauben, dass etwas nicht ganz koscher ist, ist klar. So derzeit am Bahndamm in Sankt Andrä-Wördern, wo sowohl Bäume als auch Sträucher der Kettensäge zum Opfer fielen.
Dass damit der Sichtschutz der Anrainer wegfällt, logisch. Dass dadurch der Lärmpegel steigt, ebenso logisch.
Nicht aber für die ÖBB – die hält Bäume und Sträucher nicht im Geringsten für einen Lärmschutz. Da kommt man sich als Bürger schon auf den Arm genommen vor, denn das pfeifen sogar die Spatzen vom Dach, dass Grün auch Geräusche schlucken kann. Die Spatzen in St. Andrä jedoch – die nicht, denn das Gefieder hat dort nichts mehr, worauf es sitzen kann...
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