Tullnerin haucht Puppen Leben ein

- <f>Michaela Aigner</f> mit dem ersten Kasperlinchen.
- hochgeladen von Bettina Talkner
Berufung gefunden: Mit ihrer Puppenbühne entführt Michaela Aigner Kinder ins "Träumeland".
TULLN (bt). Michaela Aigner ist ein bunter Mensch. Ihre Küchenschränke sind gelb, rot und blau. Die früher weißen Rahmen der großen Fenster hinter dem Esstisch sind grün bemalt und mit Glitzersteinchen verziert. Ihre Wohnung hat etwas von Pippi Langstrumpfs Villa Kunterbunt. Genauso ungewöhnlich ist auch Aigners Berufswahl: Die Tullnerin ist Puppenspielerin.
Puppen erwachen zum Leben
"Für Kinder sind die Puppen lebendig" und "das Puppentheater wirkt ganz tief, da kann der Fernseher nicht mithalten", schwärmt Michaela Aigner. Seit 13 Jahren haucht sie Kasperlinchen, Schlumpumpel und Co als "Puppenbühne Träumeland" Leben ein. Bis dahin war es eine "quälende Suche". "Das steht in keinem Berufsberatungsbuch drinnen", lacht die 34-Jährige. Doch schließlich stellte sie fest, dass sie im Puppentheater alles vereinen kann, was sie bisher gemacht hatte: Schreiben, Literaturstudium, Kinderanimation und Radio-Erfahrung. Nun lässt Aigner ihre Handpuppen und Marionetten 120 Mal im Jahr auftreten, initiiert das erste Figurentheater-Museum Österreichs auf der Burg Plankenstein und arbeitet an einem Erzählfestival in Tulln.
Verrenkungen hinter der Bühne
Neue Stücke für ein Puppentheater zu schreiben, ist nicht einfach. "Es muss auch mechanisch möglich sein", schildert die Tullnerin. Etwa kann die Figur auf ihrer linken Hand nicht auf der rechten Seite der Bühne abgehen. "Wenn ich schreibe, denke ich mir auch manchmal die Szene ist urwitzig. Dann spiele ich vor Kindern und die finden das überhaupt nicht komisch. Auf der anderen Seite gibt es Sachen, die schlagen ein und ich denke mir nur, 'echt'?"
Kinder, die ehrlichsten Kritiker
Multitasking, Spontanität und Schlagfertigkeit, ohne diese Eigenschaften funktioniert die Kunstform Figurentheater nicht. Erst die Interaktion mit den Kindern macht den Charme. "Ich höre ja was die Kinder sagen und sie begreifen, wenn sie jetzt nicht das Kasperlinchen rufen, geht alles schief." Einfacher zu bespielen wären ruhige Zuschauer, aber genau das Gegenteil reizt die Künstlerin: "Wenn von 60 Kindern eines nicht mitmacht, dann kriegt das eine Dynamik, die nicht lustig ist", erklärt sie und ergänzt: "Die größte Herausforderung sind kleine Kinder, wenn denen fad ist, stehen sie auf und gehen."
Kur in St. Andrä-Wördern
Allerdings hat Michaela Aigner eine andere Angst: etwas zu vergessen. "Ich hatte jahrelang Albträume", gesteht sie. Verständlich, denn über die unzähligen Puppen und Requisiten der Puppenbühne, der Guckkastenbühne und der Märchenkoffer lässt sich nur schwer der Überblick bewahren. Alles was die zweifache Mama für ihre aktuellen Stücke braucht, verlässt ihr Auto bis zur Sommerpause nicht. Und dann geht das große Reparieren los. In Mitleidenschaft gezogene "Darsteller" verbringen den Sommer in St. Andrä-Wördern. Auf Kur bei der Puppenbauerin Guni Zeppelzauer, von der auch die Idee zum weiblichen Kasperl stammt.
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