Corona
Ungewohnte und neue Arbeit
Ein Jahr Corona: Bezirkshauptmann Andreas Riemer erzählt wie die Behörde das Geschehen meisterte.
BEZIRK. Wann haben Sie persönlich bemerkt, dass es sich um eine ernste Situation handelt?
ANDREAS RIEMER: Erste Meldungen über ein neues Virus, das in China aufgetreten sei, habe ich wie viele andere in Europa im Jänner 2020 mitbekommen. Damals ging man allgemein davon aus, dass dieses keine Gefahr für Europa sei. Im Februar 2020 hat sich nach den ersten Fällen in Österreich die Situation dann immer mehr verschärft, die Bezirkshauptmannschaften wurden darauf vorbereitet, dass für sie neue ungewohnte Arbeit dazukommen könnte und die vorhandenen Pandemiepläne wurden gesichtet, um entsprechend vorbereitet zu sein. Am 5. März 2020 wurde im Rahmen einer von mir geleiteten Sitzung einer Arbeitsgruppe für Katastrophenschutz (die aus ganz anderem Anlass angesetzt war) ein aktuelles Konzept für die eventuell erforderliche Stabsarbeit bei der Bewältigung der möglicherweise auftretenden Pandemie erstellt. An diesem Tag wurde mir bewusst, dass die Herausforderung größer werden könnte, als ich es geahnt habe.
Was waren die ersten Maßnahmen der BH?
Da der Amtsarzt mit seinem Team allein mit den neuen Aufgaben (Contact Tracing, Absonderungsmaßnahmen) überfordert gewesen wäre, wurde zu seiner Unterstützung ein Einsatzstab gebildet, dem auch andere Bedienstete des Hauses angehörten. Die Stabsarbeit musste von Anfang an zusätzlich zur „normalen“ Arbeit geleistet werden. Da schrittweise immer mehr Mitarbeiter für die Stabsarbeit herangezogen werden mussten und der übliche Betrieb mit einem großen Umfang an Kundenkontakten schon im ersten Lockdown nicht mehr stattfinden konnte, verlagerte sich die Arbeit im Haus immer stärker zur Bekämpfung der Pandemie. Trotz anfänglicher Skepsis konnten wir feststellen, dass das bewährte Bürgerservice dank moderner Techniken aufrecht erhalten werden konnte.
Was waren die neuen Aufgaben der Leiter des Krisenstabes?
An der BH Tulln sind zwei Stabsleiter und eine Stabsleiterin täglich wechselnd (Montag - Sonntag) im Einsatz. Sie koordinieren und verteilen die Arbeit unter den Stabsmitgliedern. Das erfordert durchaus Flexibilität, da an manchen Tagen mehr Telefonisten für das Contact Tracing benötigt werden, an anderen Tagen wieder mehr „Bescheidschreiber“ etc. Zudem halten die Stabschefs den Kontakt zur Sanitätsdirektion in St. Pölten und informieren die Dienststellenleitung regelmäßig über die aktuelle Situation.
Ist irgendwann mal ein „Alltag“ in der Krise eingekehrt?
Tatsächlich hat sich nach einigen Wochen so etwas wie Routine in der Stabsarbeit eingestellt, damals aber immer in der Hoffnung, dass im Sommer und Herbst 2020 das meiste vorbei sein würde. Diese Hoffnung hat sich aber leider nicht erfüllt.
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