Masterplan gegen unterirdische Flut für südliches Tullnerfeld

- Foto: Stadtgemeinde Tulln
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Die Gemeinden des südlichen Tullnerfeldes sagen nun dem Grundwasser gemeinsam den Kampf an. Ende September fand die konstituierende Sitzung einer gemeinsamen Plattform statt. Die erste Maßnahme ist die Beauftragung eines gemeindeübergreifenden Masterplans. Über 250 Betroffene aus Tulln und den umliegenden Gemeinden informierten sich im Rahmen einer Tullner Veranstaltung bei Experten über die aktuelle Situation, mögliche Lösungen und Fördermöglich- keiten.
TULLN. „Gemeinden und Bürger sitzen alle im selben Boot. Das Grundwasser kennt keine Gemeindegrenzen, deshalb müssen übergreifende Lösungen gesucht werden“, begründete Tullns Bürgermeister Peter Eisenschenk die Initiative zur Schaffung der gemeindeübergreifenden Grundwasser-Plattform. Mit im Boot sind die Bürgermeister der Gemeinden Königstetten, St. Andrä-Wördern, Zeiselmauer, Muckendorf- Wipfing, Langenrohr, Zwentendorf, Atzenbrugg und Judenau-Baumgarten. Roland Nagl, Bürgermeister von Königstetten, und Atzenbruggs Bürgermeister Ferdinand Ziegler begrüßen die Initiative: „Mit der gemeinsamen Plattform sind wir besser aufgestellt und kommen – im Sinne der Betroffenen – effizienter an unser aller Ziel: einer nachhaltigen Entspannung der Grundwasser-Situation im südlichen Tullnerfeld.“
Gute Voraussetzungen für ein gemeinsames Vorgehen schuf vor kurzem das Land NÖ mit seinem 16,6 Millionen Euro dotiertes Maßnahmenpaket. Aufgrund der hohen Niederschläge der letzten Jahre und der dadurch verursachten Grundwasser-Höchststände schwimmt nicht nur das Tullnerbecken, sondern auch das Marchfeld und Teile des südlichen Wiener Beckens. Bürgermeister Eisenschenk: „Mit der neuen Zwei-Drittel-Förderung für Maßnahmen von Gemeinden und einer Sonderförderung zur Sanierung von Einzelgebäuden hat das Land die Förderkulisse auf die heikle Ist-Situation abgestimmt. Nun sind auch koordinierte Maßnahmen für Gemeinden leichter.“
Kurzfristige Sofortmaßnahmen und langfristig nachhaltige Lösungen
In den nördlichen Katastralgemeinden Tullns, die seit 2002 mit dem gestiegenen Grundwasserspiegel kämpfen, wurden bereits Maßnahmen gesetzt. Um ein schnelleres Abziehen des Oberflächen- und Grundwassers zu ermöglichen, wurden ab dem Jahr 2003 die landwirtschaftlichen Vorflutgräben revitalisiert. Seit einigen Wochen sind 2 Pumpen im Einsatz. Mit einer weiteren Pumpe, die in den nächsten Tagen in Betrieb gehen wird, werden hier bis Ende des Jahres täglich 11 Millionen Liter in die Donau gepumpt. Mittels eines Sonden-/Brunnensystems im Umfeld wird überprüft, ob sich der gewünschte Erleichterungseffekt einstellt. Die Ergebnisse werden in den Masterplan für das südliche Tullnerfeld einfließen.
Südlich der Donau werden seit einigen Wochen mittels Pumpen am Gelände der Agrana und des städtischen Wasserwerkes rund 8 Millionen Liter täglich aus dem Tullner Grundwassersee entnommen. Trotz der enormen Pumpleistung gibt sich Tullns Bürgermeister zurückhaltend: „Ob die Pumpungen die gewünschten Effekte erzielen, soll dieser Probebetrieb zeigen. Darüber hinaus müssen wir beim Grundwasser in größeren Dimensionen und in Jahrzehnten denken. Wir wollen nicht – aus kurzfristigem politischen Kalkül – falsche Hoffnungen bei den Betroffenen wecken, sondern gemeinsam mit den Experten nach langfristig nachhaltigen Lösungen suchen.“ Derzeit laufen Voruntersuchungen zur Räumung von Jahrzehnte lang ungenutzten Drainagen und Grabensysteme.
Teilen des Expertenwissen bei der Grundwasser-Infoveranstaltung
Eine im Sommer durchgeführte Erhebung der Stadtgemeinde Tulln hat gezeigt: Knapp 200 Familien sind vom Grundwasseranstieg der letzten Jahre betroffen. Sie wurden zu einer von der Stadt organisierten Expertenrunde eingeladen, wo sich die betroffenen Bürger über den aktuellen Wissensstand, über durchgeführte kurzfristige und angedachte langfristige Maßnahmen und Fördermöglichkeiten informieren konnten. Ca. 250 Bürger Tullns und der umliegenden Gemeinden haben dieses Angebot angenommen.


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