Arbeiterkammer Tulln erkämpft 1,2 Millionen Euro

Günter Kraft berichtet über Fälle des ersten Halbjahres. | Foto: Talkner
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BEZIRK TULLN (bt). An der Wertschätzung für seine Beschäftigten ließ es ein Gastwirt aus dem Bezirk Tulln mangeln. Als eine weibliche Hilfskraft nach einem knappen halben Jahr krank wurde, drängte er sie zu einer einvernehmlichen Auflösung des Arbeitsverhältnisses. Die Betroffene lehnte das ab und bekam prompt die Kündigung. "Wir haben den Lohn für die nicht eingehaltene Kündigungsfrist und das Krankengeld für sie eingefordert, samt anteiligem Urlaubs- und Weihnachtsgeld“, sagt Günter Kraft, Leiter der Arbeiterkammer Tulln. Auf der Forderung fanden sich auch 132 Mehr- und Überstunden. "Die Arbeitnehmerin war nur ein knappes halbes Jahr zu 30 Stunden die Woche im Betrieb beschäftigt. Das heißt, sie hat in der Zeit einen Monat zusätzliche Arbeit geleistet. Ohne unsere Hilfe wäre das für den Arbeitgeber gratis gewesen", so der Bezirksstellenleiter. Insgesamt beliefen sich die Schulden des Arbeitgebers bei seiner ehemaligen Beschäftigten auf 3.600 Euro.

Zeit für eine Bilanz

Fälle wie diese beschäftigten die Arbeiterkammer Bezirk Tulln im ersten Halbjahr 2017. Zeit für eine Bilanz: Bisher forderte die Bezirksstelle für 46 Arbeitnehmer ausstehende Löhne und Gehälter ein. "Leider haben es einige Arbeitgeber auf eine gerichtliche Auseinandersetzung ankommen lassen", sagt Kraft. In 27 Fällen klagte die AK zugunsten der Arbeitnehmer vor dem Arbeitsgericht. Außerdem wurden im Bezirk 243 Beschäftigte aus 14 insolventen Betrieben vertreten. Insgesamt bekamen die Betroffenen durch die Unterstützung 1,2 Millionen Euro an ausstehenden Löhnen und Gehältern nachbezahlt.

Fälle werden immer komplexer

Ganze Branchen in ein schlechtes Licht rücken, das will Günter Kraft nicht, aber das Gastgewerbe neige im Bezug auf Über- und Mehrstunden eher zu Problemen als andere Wirtschaftszweige. Die Fälle für die Arbeiterkammer werden aber in allen Bereichen immer komplexer: "Der Arbeitnehmer selbst blickt sich auch immer schwieriger durch. Es ist einfach mehr Aufwand und nicht mehr so transparent wie früher", meint Kraft und nennt als Beispiel, dass eine Abrechnung früher in zehn Minuten erledigt war, heute aber meist eine Stunde dauert.

WK-Chef lobt Zahlungsmoral

"Grundsätzlich glaube ich, dass wir mit Fug und Recht behaupten können, dass die Zahlungsmoral unserer Firmen im Bezirk, wie auch in ganz Niederösterreich, absolut in Ordnung ist", so Christian Bauer, Obmann der Wirtschaftskammer Tulln. Absolute Zahlen ohne Vergleichswerte zu präsentieren, erachtet er als "gefährlich". "In Niederösterreich haben wir eine Lohn- und Gehaltssumme von 15 Milliarden. Da sind die 41 Millionen erstrittenen Euro im Promillebereich.“ Häufig stecke dahinter auch keine böse Absicht. "Ich kann sagen, die Lohnverrechnungsbestimmungen sind schon sehr komplex. Das schafft auch ein breites Feld für das Arbeitsgericht, weil viele Bestimmungen sehr interpretationsbedürftig sind."

Zur Sache: Halbjahresbilanz 2017 der Arbeiterkammer Tulln

- Beratungen: 775
- Interventionen beim Arbeitgeber: 46
- Kostenloser Rechtsschutz: 27
- Außergerichtlich eingebracht: 48.783 Euro
- Gerichtlich eingebracht: 82.416 Euro
- Insolvenzvertretung: 1.042.419 Euro
- Gesamt: 1.173.618 Euro

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