Kurt bleibt bei "seinen Leisten"
Maßschuhe aus dem Wienerwald: Schuhsalon Schuller übersiedelt von Wien nach Königstetten.
WOLFPASSING / KÖNIGSTETTEN. Er schaut Frauen zuerst auf die Fesseln, hat bereits zwei Lehrlinge ausgebildet und bezeichnet die Tätigkeit des Grob-Nähens als seine Passion. Die Rede ist von Kurt Schuller, seines Zeichens Schuhmacher, der den gleichnamigen Schuhsalon in dritter Generation führt. Und die vierte Generation? "Die ist gerade im Kindergarten", lacht der zweifache Vater.
Alles ist möglich
Herrenschuhe, Pumps, Golf- und Wanderschuhe in allen erdenklichen Größen und Farben fertigt er auf Bestellung an. Und dann werden sie in die ganze Welt versendet, so auch ein Paar Stiefel, der von einer japanischen Frau in Auftrag gegeben wurde. Damenpumps in Größe 46, 26 cm-hohe Absätze – alles ist möglich. Sein Lieblingsstück? "Ist immer das Paar, an dem ich arbeite", sagt der 47-Jährige. Nach einem Kundengespräch wird der Fuß vermessen, besprochen, wofür der Schuh eingesetzt wird, das Ober- und Futterleder sowie die Sohle ausgesucht. Ein Holzmodell wird hergestellt, das ausgewählte Leder entsprechend der Schablone zugeschnitten und aufgebracht. Obwohl Schuller drei Lehrberufe in nur drei Jahren erlernt hat, behauptet er nicht von sich ein Superhirn zu sein: "In der Schule war ich eine komplette Niete", lacht er und fügt hinzu, dass "ich dafür ein sehr guter Schuhmacher bin".
"Power mich voll aus"
Was ethisch gar nicht geht? "Die Anfertigung von Schuhen aus Elefantenrüsseln, aus weißen Haien oder Kamelmäulern: Die Anfrage hatte ich im Haus, habe ich aber abgesagt", erzählt er. Er setzt dann doch lieber auf das gute österreichische Rindsleder, verarbeitet aber auch Straußen-, Krokodil- oder Haileder. 50 Paar pro Jahr werden im Schuhsalon maßgefertigt, in nur vier Tagen ist ein Paar fertig: "Das ist allerdings nur die Arbeitszeit – Trocknen müssen sie auch", erklärt er. Verausgaben tut er sich entweder beim Schifahren oder beim Grob-Nähen: "Das ist mit richtigem Kraftaufwand verbunden, da power ich mich voll aus", sagt Schuller.
Zum Unternehmen
Die Familie Schuller ist schon in 3. Generation im Schuhmacherhandwerk tätig. Großvater, Onkel und Vater erlernten den Beruf des Schuhmachers von der Pike auf. 1992 bestand Kurt Schuller jun. die Meisterprüfung, als er 21 Jahre war, übernahm er die Firma am 1. Juni 1993.
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