Kunstwerke auf der Haut

Phil Haas und Teddy Skibinski: "Beruf ist unsere Berufung: Trend geht eindeutig in Richtung Fineline und Dot-Work, Mandalas und Geometrie sind angesagter denn je. | Foto: Zeiler
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TULLN. "Das ist kein Beruf, das ist eine Lebenseinstellung", sagt Tätowierer Phil Haas. Er hat das Hobby zum Beruf gemacht, schon als kleiner Bub hatte er sich auf diesen Job fixiert. Mit 18 dürfe er, meinte seine Mama. Ja, und das hat er auch getan. Heute hat er – gemeinsam mit Teddy Skibinski – ein Studio in Tulln. Und dort herrscht Platzmangel – also nur was die Trophäen und Auszeichnungen anbelangt, die die beiden bereits abgeräumt haben (siehe "Zur Sache").
Die Bezirksblätter wollten wissen, wleche Motive im Trend liegen, wann der nächste Termin frei wäre, welche Tätowierungen niemals durchgeführt werden würden und wie es mit Intim-Tattoos aussieht.

Mandalas und Geometrie

An Ideen scheiterts nie – die Kunden haben immer etwas im Hinterkopf. Doch der Trend gehe eindeutig in Richtung Fineline und Dot-Work, Mandalas und Geometrie sind angesagter denn je. Aber auch die Fotorealistik wäre nicht zu unterschätzen und zwar in den Farben schwarz und grau. Kopiert wird hier nichts: "Wenn Kunden mit Motiven anderer Tätowierer kommen, machen wir das nicht nach. Wir haben Respekt vor den anderen Künstlern", erklärt Phil. Umsetzbar wäre grundsätzlich alles, das Maß müsse passen: "Bei vielen Details muss man schon drauf achten, dass man etwas größer machen muss. Zwischen 18 und 60 Jahre sind die Kunden, die Wünsche so unterschiedlich wie ihre Berufe, wie Teddy erzählt: "Ein Mann kam mit einem Bild eines Frauenkopfes, der in Flammen stand. Ich dachte, dass seine Frau sehr krank, sie nicht mehr am Leben sei. Doch es stellte sich heraus, dass die Gattin eine Künstlerein ist, die dieses Bild gezeichnet hat. Das hat mich schon mitgenommen", so der 40-Jährige. Eine Linie hat Phil tätowiert: "Bei einer Kundin waren zwei Zehen zusammengewachsen, sie wollte eine strichlierte Linie und eine Schere als Tattoo. Das hab ich gemacht und sie war sehr zufrieden".

Ornamente auf der Brust

Und im Schambereich? "Das ist eher rückläufig", wissen die beiden. Allerdings steigt die Nachfrage an Tätowierungen nach Brustkrebs: "Ich habe sehr schöne Barockelemente auf die operierte Brust gezeichnet, auch eine dreidimensionale Brustwarze tätowiert. Das war schon ganz schön schwieirg, da muss man mit Schatten arbeiten", so Teddy, dass er dies von einem ganz großen in der Branche, nämlich von Mario Barth aus Graz gelernt hätte.

Es ist wie eine Sucht

Ein Tattoo ist kein Tattoo: "Wir müssen immer weiterdenken. Wenn der Kunde mit einem Wunsch kommt, dieser auf dem Oberarm ungesetzt wird, dann denken wir auch sofort daran, wie es weitergeht", so Phil. Zeiten ändern sich, nicht immer gefällt ein Tattoo aus der Jugend. "Kein Problem, wir überdecken es, aber man muss sich dessen bewusst sein, dass "das kein Wunschkonzert ist". Die Reparatur sei grundsätzlich möglich, zwei Varianten gebe es, nämlich das Reparieren oder das Überdecken. Klar ist natürlich, dass das Motiv größer wird. Und hier arbeiten die Jungs mit "gewissen Tricks", indem das Hauptaugenmerk darauf abzielt, dass eine Seite beleuchtet (heller) wird.

Jetzt geht's ans Eingemachte

Step 1: Eine Stunde nehmen sich die Tätowierer Zeit, da werden Motive und Positionen mit dem Kunden besprochen, ein Konzept wird ausgearbeitet, ein Termin augemacht.
Step 2: Motiv wird ausgedruckt und anatomisch angepasst. Der Aufdruck (Stencil) erstllt, die entsprechende Stelle rasiert und desinfiziert. Durch das Aufdrücken des Stencils bleibt die Abzugsflüssigkeit auf der Haut, der Arbeitsplatz wurde bereits eingerichtet, die Nadelstärken zwischen fünf und zehn vorbereitet. Und los geht's, wie hier in diesem Video zu sehen ist.
Wo es am meisten weh tut? "Der Oberarm ist die klassische Stelle, gefolgt von Rippen-, Leisten und Ellbogengegend. In der Kniekehle tut's dann schon richtig weh", so Phil. Und danach? Da gibt's dann eine Pflegeempfehlung und einen Termin, der ein paar Wochen danach angesetzt wird. Zur Kontrolle.

Zur Sache:
Diese Auszeichnungen haben Phil und Teddy bereits abgeräumt:
Best of Black & Grey: 2. und 3. Platz.
Best of Colour: 1., 2. und 3. Platz
Best of Day: 3. Platz
Best of Sunday sowie Best of Saturday: Jeweils 1. Platz
Best of Show: 1. Platz
Best of realistic Portrait: 22. Platz
Weltrekord in Klagenfurt: 25 Tätowierer haben auf einer Person gearbeitet

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