So „heilig“ ist der Bezirk Tulln
Knochen und Kreuzsplitter: Auf der Suche nach heiligen Reliquien im Bezirk Tulln.
BEZIRK TULLN (bt/KaZe). In der neuen Ausstellung auf der Schallaburg sind sie die Hauptdarsteller. Kunstvolle Reliquien aus dem oströmischen Reich. Auch im Bezirk Tulln gibt es Splitter des Kreuzes Christi oder Knochen von Heiligen. Die Bezirksblätter haben in Kirchen und Katakomben nach den „heiligsten“ Reliquien gesucht. Und bei Historikern und Priestern nachgefragt, welche Bedeutung sie für uns haben.
Es war am 31. Mai 2003 als eine Delegation von Tullnern in Italien, genauer gesagt in Frattamaggiore, eintraf. Bürgermeister Willi Stift und Pfarrer Anton Schwinner holten einen Teil des Mittelfingers des Hl. Severin nach Tulln zurück. "Die Römer haben ihn um 1600 wegtransportiert und wir haben Stückerl zurückgeholt", lacht Stift. Im Stift-Sackerl ging's dann von Italien direkt nach Tulln in den Privatsafe der Familie, wo der Knochen bis zur Übergabe an die Pfarre Tulln-St.Severin am 28. September 2003 aufbewahrt wurde.
Ein Stück vom Kreuz
Die Praxis in den Altar Überreste einzubetten, lebt auch in der Pfarre Tulln St. Stephan. "Es handelt sich um eine Blutreliquie des Heiligen Papst Johannes Paul II. und um eine Haarreliquie der Heiligen Teresa von Kalkutta, besser bekannt als Mutter Teresa", berichtet Pfarrer Krzysztof Kowalski. Zudem hütet die Pfarre eine Knochenreliquie des Heiligen Stephanus. "Dem Patron unserer Stadtpfarrkirche und der Stadt Tulln."
In der Pfarre Abstetten hingegen gibt es besondere Reliquien-Steine. In einer Vertiefung, auf deren Rückseite, sind sterbliche Überreste der Märtyrer Amantus, Maximus und Firmus. "Auf der Rückseite befinden sich die Siegel des Bischofes, in unserem Fall von Bischof Jakob Frint", erzählt Andreas Bohnec. 1924 kam die Kirche von Abstetten dann auch in den Besitz eines Kreuzpartikels.
Bedeutende Knochenstücke
Obwohl für den Bau des Stupas am Wagram erst die Vorbereitungen laufen, wurden bereits besondere Reliquien übergeben. Der Dalai Lama überbrachte Überreste von Buddha Shakyamuni. "Chetsang Rinpoche hat eine makellose Reliquie, die aus der Schatzkammer von König Bhumibol aus Thailand stammte, für den Stupa in Grafenwörth überbringen lassen", freut sich Elisabeth Lindmayer vom Stupa Insitut außerdem. "Für Gläubige hat das eine sehr große Bedeutung, die Überreste sind wie wunscherfüllende Edelsteine."
Auch in der katholischen Kirche spielen Reliquien eine wichtige Rolle. "Der gläubige Mensch kann mit ihnen eine Grenze zwischen der sichtbaren und unsichtbaren Welt durchschreiten", so Pfarrer Krzysztof Kowalski. Der Zusammenhang zwischen der „Gemeinschaft der Heiligen“ und der irdischen Kirche werde durch die Reliquien versinnbildlicht.
Zur Sache
Reliquien, das sind materielle, sterbliche Überreste nach dem Tod eines heiliggesprochenen Menschen. Im Laufe der Zeit hat die Kirche entschieden, dass es drei Stufen von Reliquien gibt. 1. Stufe: Sterbliche Überreste vom Körper eines Heiligen, wie zum Beispiel Blut, Haare, Knochen. 2. Stufe: Reste von Kleidungsstücken und direkten Gebrauchsgegenständen der Heiligen. 3. Stufe: Materielle Gegenstände, die die Reliquien der ersten Stufe berührt haben. Wie zum Beispiel ein Stück Stoff, in dem ein Knochen eingewickelt war.
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