Klimaveränderung
Als sich der Schnee in Urfahr-Umgebung noch türmte

Christian Nimmervoll bei seiner Wetterstation. | Foto: Nimmervoll
  • Christian Nimmervoll bei seiner Wetterstation.
  • Foto: Nimmervoll
  • hochgeladen von Veronika Mair

Das Wetter und das Klima verändern sich über die Jahre. Dies macht sich in Urfahr-Umgebung bemerkbar.

URFAHR-UMGEBUNG. Auch in Urfahr-Umgebung machen es sich Hobby-Meteorologen zur Aufgabe, das Klima zu beobachten und vorherzusagen. Einer dieser regionalen Wetterexperten ist Christian Nimmervoll aus Kirchschlag. Bereits seit 1988 führt er Aufzeichnungen über die Witterung im Mühlviertel. In den 90ern schuf er schließlich wetter-muehlviertel.at, eine Plattform, die er seither mit interessanten Infos, Aufzeichnungen und Prognosen füllt.

Die Natur leidet unter der Wärme

"2020 gab es in Urfahr-Umgebung kaum Ausschläge bei den Temperaturen", weiß Nimmervoll. Mit plus 28,9 Grad am 21. August und minus 9,4 Grad am 22. Jänner war es ein relativ normales Jahr. "Im Durchschnitt gesehen fiel es aber trotzdem zu warm aus“, so der Kirchschlager. Dieser Trend sei etwa seit den 1980ern bemerkbar. „Anfangs war es nur minimal, seit 2000 ist es aber um bis zu vier Grad zu warm“, weiß der Hobby-Meteorologe. Auch wenn es immer wieder Kälteperioden gibt, merke man die Erwärmung zum Beispiel an der Schneelage: Am 5. März 2006 maß er in Kirchschlag 1,70 Meter der weißen Pracht. „Früher war das in unserer Umgebung normal, heute kommt das kaum mehr vor“, so Nimmervoll. Auch wenn sich die Menschen schnell daran gewöhnen, leidet doch die Natur darunter. Vor allem dem Wald im Bezirk setzt die Klimaveränderung zu, er wird immer anfälliger für Schädlinge wie den Borkenkäfer.

Raues Klima im Mühlviertel

Laut Nimmervoll ist in Urfahr-Umgebung der böhmische Einfluss eine Besonderheit. „Der tschechische Nordwind bringt uns eine rauere Wetterlage als in vielen anderen Regionen in Oberösterreich“, so der Kirchschlager. Gerade das mache sein Hobby so spannend. „Man muss sich für das Wetter Zeit nehmen, rausgehen, beobachten und bewusst erleben. Besonders faszinierend ist, dass in Kirchschlag beispielsweise ein anderes Klima als in Liebenau (Bezirk Freistadt) oder in Linz herrscht.“

Minus 30 Grad in Herzogsdorf

Johann Mair aus Herzogsdorf beschäftigt sich ebenso hobbymäßig mit dem Wetter. Die heißeste Temperatur, die er mit seiner Wetterstation bisher gemessen hat, waren 36,8 Grad im Sommer 2018. Besonders interessiert ihn auch die Wettergeschichte in seinem Heimatort. „Den kältesten Winter hatten wir 1985 mit fast minus 30 Grad“, weiß der Herzogsdorfer. Außergewöhnlich waren auch die minus vier Grad am Morgen des 1. Juni 1998. Laut Überlieferungen gab es im Jahr 1949 eine extreme Dürre-Periode. Rund ein halbes Jahr hat es keinen einzigen Liter Wasser geregnet. In der Umgebung war nur noch der "Altreiter-Teich" die einzige Wasserstelle. In Holzfässern brachte man dieses wertvolle Gut dann mit einem Pferdefuhrwerk zu den einzelnen Brunnen. Im Winter 1990/91 musste hingegen der Schnee von der Straßenmeisterei mit einer Fräse beseitigt werden, da der Schneepflug die Massen von rund zwei Metern nicht mehr bewältigen konnte.

Weitere Wetterdaten und geschichtliche Wetteraufzeichnungen

Alle Aufzeichnungen von der Wetterstation im Süden von Herzogsdorf.

TEMPERATUREN

  • Die beiden heißesten Tage seit 2011: 9. August 2018 mit 36,8 Grand und 26. Juli 2019 mit 36,8 Grad
  • Die beiden kältesten Tage seit 2011: 6. Februar 2012 mit minus 16,0 Grad und 7. Jänner 2017 mit minus 15,8 Grad
  • der wärmste Jännertag: 6. Jänner 2018 mit 15,5 Grad

LUFTDRUCK

  • Im Jänner 2015 hat die Wetterstation in Herzogsdorf den niedrigsten und im Jänner 2020 den höchsten Luftdruck gemessen.
  • Im heurigen Jänner hatten wir einen extrem niedrigen Durchschnittswert beim Luftdruck. Normalerweise sind die meisten Unterschiede beim Luftdruck zwischen Hoch und Tief in den Wintermonaten.

WINDGESCHWINDIGKEIT UND -RICHTUNG

  • Im Herbst und im Frühjahr misst man normalerweise die höchsten Windgeschwindigkeiten, wobei die Windrichtung im Herbst eher von Westen her ist und im Frühjahr vom Osten.
  • Beim Standort der Wetterstation im Süden von Herzogsdorf ist die meist aufgezeichnete Windrichtung Nordwesten (315°)
  • Der von der Station höchste abgespeicherte Wert der Windböen ist 54 km/h am 9. Jänner 2018 (der Standort der Station ist ein vom Wind relativ geschützter Bereich)

NIEDERSCHLÄGE

  • Johann Mair zeichnet seit Juli 2003 die Niederschlagsmengen auf.
  • Die wenigsten Niederschläge gab es 2015 mit 688 Litern im Jahr, die meisten 2009 mit 1041 Litern im Jahr.
  • 2009 war Hochwasser im Juni. Hier gab es einen Juni-Höchstwert mit 238 Litern. Zum Vergleich: im November 2011 hatten wir den ganzen Monat nur einen Liter Regen.
  • Die trockensten Wintermonate (Jänner bis März) hatten wir im Jahr 2014 mit nur 78 Litern (im Vergleich dazu hat es im heurigen Jänner 82 Liter Niederschläge gegeben – gemessen mit Schnee und Regen)
  • Der jährliche Niederschlagsdurchschnitt (seit 2004) beträgt 880 Liter/Jahr und der monatliche liegt bei etwa 73 Liter.
  • Laut Aufzeichnung gibt es in Herzogsdorf im Durchschnitt ca. 140 Regen-Tage im Jahr und rund 37 Tage mit Schneefall. Die meisten Schneefalltage gab es im Jahr 2010 mit 54.

SCHNEE

  • 13. März 2005: Schneehöhe ca. 40 bis 60 Zentimeter
  • Neuschneemengen vom Jänner bis März 2005 etwa 120 Zentimeter und von November bis Dezember rund 50 Zentimeter. Neuschneemenge 2005 gesamt: rund 170 Zentimeter.
  • 9. Februar 2006: Schneehöhe ca. 50 bis 60 Zentimeter.
  • Neuschneemengen vom Jänner bis März 2006: ca. 180 Zentimeter
  • Neuschneemenge Winter 2005/2006 gesamt: ca. 230 cm = 368 Liter Niederschlag (Regen + Schnee)

GEWITTER

  • 17 Tage pro Jahr mit Gewitter ist der Durchschnitt seit der Aufzeichnung im Jahr 2004.
  • Im Jahr 2012 gab es seither die meisten Gewittertage mit 27 Tagen, wo es ein oder mehrere Gewitter pro Tag hatte (von Juli bis August hatte es alleine schon 16 Tage mit Gewitter gegeben). 
  • Im Jahr 2009 sind von Mai bis August sehr viele starke Gewitter aufgezeichnet.

WETTERGESCHICHTE

  • Anfang März 1985 war der kälteste Winter mit bis zu minus 30 Grad.
  • Am 1. Juni 1998 wurden am Morgen minus 4 Grad gemessen (beim 1. Zeltfest des Musikvereins beim Wirt hinter der Hütte)
  • Leichten Schneefall (Schneeregen) gab es am 23. Mai 2004
  • Laut Erzählungen hat es im Jahr 1949 vom Februar bis August keinen Liter Wasser geregnet – in der Umgebung war nur noch der „Altreiter-Teich“ die einzige Wasserstelle, wo das Wasser mit den Holzfässern (Pferdefuhrwerk) dann zu den einzelnen Brunnen gebracht wurde.
  • Die stärksten Überschwemmungen im Mühlviertel gab es im Jahr 2002: In Rottenegg mussten einige Personen per Hubschrauberbergung gerettet werden.
  • Hochwasser an der Donau: 2009, 2012 und 2013
  • Im Winter 1990/1991 gab es etwa zwei Meter hohe Schneewände bei der südlichen Ortseinfahrt von Herzogsdorf . Die Schneemengen wurden mit einer Schneefräse von der Straßenmeisterei weggebracht, weil der Schneepflug schon zu klein war.

STÜRME 

  • Anfang September 1972 gab es in der Nacht seit langem das schwerste Gewitter: Es hat mehr als drei Stunden immer wieder von neuem extreme Blitzschläge in der Nähe gegeben. In Eidendorf und Koth hat es gleich in drei Häuser eingeschlagen.
  • 1929: Der heftigste Windsturm nach Erzählungen seither – die neue Hütte vom Wirt (Gahleitner) wurde weggerissen.
  • August 1985 am Abend: Gewitter, Starkregen und starker Hagel (besonders im nördlichen Teil von der Gemeinde). Teile von Wäldern und von vielen Obstgärten wurden vernichtet, schwere Überflutungen (Rodl, Pesenbach und sämtliche kleine Bäche sorgten für Überschwemmungen), vor dem Sturm schlug der Blitz in die neue noch nicht eröffnet Aufbewahrungshalle am Friedhof in Herzosgdorf ein.
  • 16. Juni 1991: Nachmittag starker Windsturm von Westen mit Hagel – im nördlichen Ortsteil und Koth wurden sämtliche Hausdächer abgedeckt und zum Teil die Felder vernichtet.
  • 13. August 2004: Schwerer Windsturm in der Nacht – die Dorflinde in Herzogsdorf wurde umgerissen.
  • 19. Jänner 2007: Orkan „Kyril“ sorgte für extreme Schäden in den umliegenden Wäldern (das Bundesheer half tagelang bei den Aufräumarbeiten) – das Kirchendach in Herzogsdorf wurde beschädigt.
  • 1. März 2008: Orkan „Emma“ sorgte wieder für viele Schäden in den Wäldern und zum Teil bei Häusern.
  • 26. Mai 2009: Starkes örtliches Gewitter – der Blitz schlug in die „Schierzn-Pappel“ ein.
  • 5. Juli 2009: Starkes Gewitter – ein Blitz schlug in das Wohnhaus der Familie Friedl in Wigretsberg ein.
  • 31. März bis 1. April 2015: Sturm „Niklas“ mit Gewitter verursachte einige Schäden.
  • 25. Juni 2016: Schwerer Sturm in Niederwaldkirchen und St. Ulrich (viel Schaden in den Wäldern).
  • 27. Juli 2016: Starker Regen und Gewitter (mehrere Überflutungen)
  • 10. März 2019: Sturm „Eberhart“ richtete mehrere Schäden an.
  • 10. Februar 2020: Sturm "Sabrina" sorgte im oberen Mühlviertel für extreme Schäden
  • 11. August 2020: Gewitter mit Starkregen im Süden von Herzogsdorf – in Hilkering und Bogendorf viele Überflutungen

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Urfahr-Umgebung auf MeinBezirk.at/Urfahr-Umgebung

Neuigkeiten aus Urfahr-Umgebung als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk Urfahr-Umgebung auf Facebook: MeinBezirk Urfahr-Umgebung

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Veranstaltungs-Tipps, Partyfotos und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.