Amt
Urfahraner Bürgermeisterinnen gehen mit Herz an die Sache heran

- Von links: Daniela Durstberger, Maria Hagenauer & Doris Leitner (oben), Karin Kampelmüller und Katharina Kaltenberger (unten).
- Foto: Gemeinde; ÖVP; Hermann Wakolbinger
- hochgeladen von Veronika Mair
Fünf Frauen führen in Urfahr-Umgebung die Geschicke ihrer Gemeinden – und das mit viel Leidenschaft.
BEZIRK. In Österreich gibt es 2.092 Gemeinden. 241 davon haben eine Bürgermeisterin – ein neuer Rekord. Oberösterreich befindet sich mit 50 Ortschefinnen auf Platz zwei hinter Niederösterreich (95). In den 27 Gemeinden im Bezirk Urfahr-Umgebung stehen fünf Frauen an der Spitze.
Doris Leitner, Schenkenfelden
"Ich möchte etwas bewegen", sagt Doris Leitner aus Schenkenfelden. Sie ist seit 2019 Bürgermeisterin und hat sich davor jahrelang in der Gemeinde politisch engagiert. "Es ist der Dienst am Menschen, der die Arbeit besonders schön macht", meint sie, denn als Ortschefin könne man den Bürgern immer wieder helfen. Die Herausforderung dabei: viele Menschen, viele Meinungen. "Man kann es leider nicht immer allen recht machen." Warum es nicht mehr Bürgermeisterinnen gibt, erklärt sie sich folgendermaßen: "Leider wagen es Frauen oft nicht, einen Schritt aus der zweiten Reihe nach vorn zu machen." Im Amt haben die Bürgermeisterinnen natürlich dieselben Aufgaben wie ihre männlichen Kollegen. "Aber Ortschefinnen haben eine andere Perspektive bei der Herangehensweise", meint Leitner.
Karin Kampelmüller, Reichenthal
Karin Kampelmüller ist über ihr Amt als Bezirksbäuerin in die Politik gekommen. 2009 stieg sie in den Reichenthaler Gemeinderat ein. Nur fünf Jahre später wurde sie Bürgermeisterin. "Das Schönste ist, wenn man gemeinsam etwas erreicht, gut zusammenarbeitet – wie etwa kürzlich bei unserem Marktfest – und man dann positive Rückmeldungen erhält", sagt sie. Als Oberhaupt einer Gemeinde bräuchte man aber eine gute Zeiteinteilung, um die Balance zwischen Amt und Privatleben zu finden. "Glücklicherweise begleitet mich mein Mann auf viele Veranstaltungen. Auch meine Kinder sind im Ortsleben sehr engagiert." Ob Bürgermeisterinnen anders an das Amt herangehen, kann Kampelmüller nicht sagen. "Mit Frauen redet man aber anders. Alle sind bemüht, niemanden zu beleidigen. Ich versuche auch immer, mit Herz an die Sache heranzugehen", so die Reichenthalerin.
Katharina Kaltenberger, Ottenschlag
Katharina Kaltenberger ist 2003 nach Ottenschlag gezogen und wurde dann schnell von Kommunalpolitikern umworben. "Die haben nicht locker gelassen, also bin ich Gemeinderätin und schließlich Vizebürgermeisterin geworden." Zwei Wochen vor dem ersten Lockdown übernahm sie schließlich den Chefsessel der kleinsten Gemeinde des Bezirks. Seither versucht sie, Ottenschlag zu gestalten. "Besonders liegt mir der Kontakt mit den Bürgern am Herzen." Bürgermeisterinnen würden laut Kaltenberger das ein oder andere näher an sich heranlassen. "Was sowohl gut als auch schlecht sein kann. Vieles ist jedenfalls echter", meint Kaltenberger. Braucht sie mal eine kurze Auszeit, holt sie sich Kraft beim Spazieren in der Ottenschläger Natur. Jungen Frauen, die sich ebenfalls in der Kommunalpolitik engagieren wollen, rät Kaltenberger: "Unbedingt ausprobieren, mit anderen reden und sich dem Club der Gemeinderätinnen anschließen."
Daniela Durstberger, Lichtenberg
Daniela Durstberger steht den Lichtenbergern schon 17 Jahre vor. "Es ist kein Tag wie der davor. Als Bürgermeisterin kann man somit viel Lebenserfahrung sammeln und ein großes Netzwerk aufbauen. Man lernt aber auch, mit Enttäuschungen umzugehen", sagt sie. Wichtig sei, dass die Familie das Ganze mitlebt, denn: "Als Ortschefin hat man so gut wie kein Privatleben – man lebt den Beruf." Frauen würden laut Durstberger ein Stück mehr Herz mit ins Amt bringen. "Da kommt das Mütterliche durch. Bei mir ist es jedenfalls so." Sie möchte andere motivieren, sich ebenfalls in der Politik zu engagieren: "Es ist sehr spannend und man kann sich sehr viel selbst einteilen." Für Mütter mit Kleinkindern wäre das Bürgermeisteramt jedoch nicht ganz optimal. "Man kann nicht immer genau sagen, wann man nach Hause kommt und für Notfälle sollte man immer erreichbar sein." Unmöglich sei aber nichts. "Wer gut organisieren kann und Menschen hat, die einem den Rücken frei halten, ist auch das möglich."
Maria Hagenauer, Ottensheim
In das Amt hineingewachsen ist Maria Hagenauer: zuerst Ersatz-Gemeinderätin, dann Gemeinderätin, Vizebürgermeisterin und nun seit zweieinhalb Jahren Bürgermeisterin von Ottensheim. "Es ist schön, Dinge umsetzen zu können, die man für wichtig hält." Wobei es heute nicht mehr ganz so leicht sei, alle geplanten Projekte durchzubringen – unter anderem aus finanziellen Gründen. "Ottensheim ist mir sehr wichtig und ich versuche, die Gemeinde trotzdem weiter zu gestalten." An ihrer Arbeit schätzt sie besonders den Kontakt zu den Menschen. Hagenauer denkt, dass Frauen für den Job als Bürgermeisterin sehr gut geeignet sind. "Wir arbeiten lösungsorientiert, haben eine vielfältige Denkweise und viel Weitblick. Auch der Zusammenhalt und das Miteinander Reden sind Stärken."
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