SVE-Teams Urfahr-Umgebung
Wenn die Helfer nach Einsätzen Hilfe brauchen

Nicht jeden Unfall kann man leicht wegstecken. Für die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettung stehen SvE-Teams bereit. | Foto: Fotokerschi.at
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  • Nicht jeden Unfall kann man leicht wegstecken. Für die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettung stehen SvE-Teams bereit.
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Nach belastenden Situationen stehen Einsatzkräften speziell geschulte Kollegen zur Verfügung.

URFAHR-UMGEBUNG. Vom Flammenmeer, über verletzte Kinder, Unfälle mit Toten, panischen Angehörigen, bis hin zum Suizid – Rettungskräfte müssen oft hart im Nehmen sein. Dennoch geht nicht jeder Einsatz spurlos an ihnen vorüber. "Solch belastende Ereignisse liegen außerhalb der alltäglichen menschlichen Erfahrung und sollten daher unbedingt aufgearbeitet werden", sagt Rosemarie Kaiser. Sie ist selbst Feuerwehrfrau in Kronabittedt und leitet seit 2018 das SvE-Team des Bezirksfeuerwehrkommandos Urfahr-Umgebung. Die Abkürzung SvE steht für "Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen".

Sinnvolle Bewältigungsstrategien erarbeiten

SvE-Mitarbeiter sind speziell ausgebildet und geschult, um Kameraden dabei zu unterstützen, das Erlebte möglichst gut zu verarbeiten und die Einsatzfähigkeit wieder herzustellen. "Nach belastenden Situationen gehen wir den Einsatz chronologisch durch und versuchen so, alle Beteiligten in das Gespräch einzubinden", sagt Kaiser. Dies sei aber keine Besprechung, wo abgearbeitet wird, was während des Einsatzes gut und schlecht gelaufen ist. "Es geht darum, den Kameraden die Möglichkeit zu geben, über das Erlebte zu sprechen und gemeinsam sinnvolle Bewältigungsstrategien der Belastungsreaktionen zu erarbeiten", so Kaiser.

Reaktionen unterschiedlich

Einen besonders schweren Einsatz mussten beispielsweise die Kameraden der Feuerwehr Vorderweißenbach vor genau einem Jahr ertragen. Ein 32-Jähriger Familienvater, der vielen im Ort bekannt war, krachte mit seinem Pkw gegen einen Baum und verstarb noch an der Unfallstelle. "Die Reaktionen nach solchen Situationen sind sehr unterschiedlich. In der Erstphase verspürt man oft Wut und Zorn, weil man nicht mehr helfen konnte. Manche brechen in Tränen aus. Die SvE-Mitarbeiter versuchen hier nicht nur zuzuhören, sondern vor allem hinzuhören", weiß die Kronabittedterin. Denn nicht jeder erlebe die Einsätze gleich. Manche können solche Ereignisse gut wegstecken. Andere hätten schon einmal etwas Schlimmes erlebt, das dann wieder hochkommt. "In solchen Fällen stehen wir natürlich ebenso für weitere Termine zur Verfügung", sagt Kaiser, die auch Ausbildungen in der Trauerbegleitung, Notfallseelsorge, Krisenintervention und Feuerwehrseelsorge absolviert hat. Das Angebot wird bei den Urfahraner Feuerwehren mittlerweile gut angenommen. "Früher hieß es oft 'wir brauchen das nicht'. Hier gibt es zum Glück einen Wandel", meint Kaiser.

Alpträume und Schlaflosigkeit

Etwa drei bis fünf Mal im Monat wird auch das SvE-Team des Roten Kreuzes Urfahr-Umgebung alarmiert. Der Koordinator Christoph Kaindl weiß: "Die Momente nach belastenden Einsätzen sind oft von Selbstvorwürfen, Zweifeln oder aufwühlenden Bildern geprägt. Doch gemeinsam das Erlebte zu reflektieren hilft." Alpträume, Schlaflosigkeit und Lustlosigkeit seien in den ersten Tagen normal, weist Kaindl hin. Bei den Gesprächen wolle er vor allem Sicherheit geben und für seine Kollegen da sein. Doch wie geht es einem selbst als SvE-Mitarbeiter? "Ich kann das Ganze gut trennen. Nach dem Gespräch ist es für mich abgeschlossen", so der Waldinger Rettungssanitäter. Dies sei auch eine Fähigkeit, die all jene mitbringen sollten, die zukünftig in einem SvE-Team mitarbeiten wollen.

Wichtige Anlaufstellen

Auch Menschen, die einen schweren Einsatz miterlebt haben, stehen nicht allein da. Wichtige Anlaufstellen sind unter anderem:

  • Die Krisenhilfe OÖ bietet Unterstützung nach traumatischen Ereignissen. Sie steht unter Tel. 0732/2177 rund um die Uhr zur Verfügung.
  • Die TelefonSeelsorge OÖ ist ein telefonisches Beratungs-, Gesprächs- und Informationsangebot für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder Krisen. Sie ist unter der Notrufnummer 142 rund um die Uhr zu erreichen.
  • Die Notfallseelsorge betreut Menschen, die unerwartet einen Angehörigen oder andere nahestehende Menschen durch den Tod verloren haben. Infos dazu auf dioezese-linz.at/notfallseelsorge.
  • • Rat auf Draht bietet eine kostenlose Telefonberatung für Kinder, Jugendliche und deren Bezugspersonen, für alle Themen, die Kinder und Jugendliche betreffen. Zu erreichen ist das Angebot unter der Notrufnummer 147.

Kommentar von Veronika Mair:

Springen die Urfahraner Einsatzkräfte nach Alarmierung ins Feuerwehr- oder Rettungsauto, wissen sie oft noch nicht, was sie genau erwartet. Gerade in unserer ländlichen Gegend ist es aber leider oft so, dass die Bewohner eines brennenden Hauses oder die Opfer eines Verkehrsunfalles den Helfern bekannt sind. Solche Einsätze können extrem belastend für die Retter sein. Hilfe bekommen die Mitglieder von Feuerwehr und Rotem Kreuz bei ihren Kollegen des SvE-Teams. Dabei kann allein das Reden über den Einsatz zur Verarbeitung des Stresses beitragen. Wichtig: Sich nicht schämen und das Angebot annehmen. Nur so können sie wieder mit voller Kraft den nächsten Einsatz bewältigen.

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