Vom Pferdefutter zum Venenheilmittel
Rosskastanie – Aesculus hippocastanum
Venenerkrankungen zählen zu den häufigsten Krankheitsbildern in der mitteleuropäischen Bevölkerung.. Tagsüber kommt es zu Schwellungen an den Knöcheln und Unterschenkeln, die Beine schmerzen und fühlen sich schwer an.
Wissenswertes über die Rosskastanie
Die Rosskastanie ist eine der wenigen Pflanzen, die diesen Beschwerden entgegenwirken können. Der riesige und schön anzusehende Baum lädt nicht nur Kinder im Herbst ein, seine Kastanienfrüchte zu sammeln und daraus lustige Figuren herzustellen.
Die Inhaltstoffe dieser Samen haben es in sich. Zwar sind die frischen Rosskastaniensamen für uns Menschen ungenießbar, ihre Extrakte sind jedoch von hoher medizinischer Bedeutung. Vor allem das Saponin mit dem Namen Aescin kann dazu beitragen, dass das Gewebe entwässert werden kann. Außerdem kann es Entzündungen der Blutgefäße entgegenwirken. Erschlaffte Venen werden wieder gestrafft, die Bildung von Blutgerinnseln können verhindert werden und das Blut fließt schneller.
Dabei wurde die Rosskastanie zunächst wegen Ihrer schattenspendenden Eigenschaft und ihrer Eignung als Park- und Alleenpflanze zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Deutschland eingeführt. Etwa zeitgleich erfolgten auch erste Aufzeichnungen zu den medizinischen Wirkungen des Baumes, der auch Pferdekastanie, Foppkastanie, Gemeine Rosskastanie, Saukastanie, Vixirinde, Wildi Kest(ene) oder wilde Kastanie genannt wird.
Botanik der Rosskastanie
Die Rosskastanie ist ein bis zu 35 Meter hoch wachsender Baum, der zu der Familie der Rosskastaniengewächse (Hippocastanaceae) gehört. Selten wird der Baum in der Literatur auch in die Familie Seifenbaumgewächse (Sapindaceae) eingeordnet. Diese Zuordnung ist aber nicht sehr gebräuchlich.
Verwendete Pflanzenteile und Inhaltstoffe der Rosskastanie
Zu medizinischen Zwecken werden die Samen des Rosskastanienbaums eingesetzt. Ihre Wirkung ist offiziell anerkannt. In der traditionellen Medizin und Volksmedizin finden zudem auch Rosskastanienblätter, Rosskastanienblüten und Rosskastanienrinde Einsatz.
Die wichtigsten Inhaltstoffe in den Rosskastaniensamen sind Triterpensaponine (3 bis 5%) mit seiner wichtigen Komponente, dem Aescin, Flavonoide, Oligo- und Polysaccaride (Zuckerverbindungen), Gerbstoffe, Cumarine und fettes Öl.
Die Zusammensetzung der Inhaltstoffe der Rosskastanienblätter ähnelt denen der Früchte stark. Sie enthalten ebenfalls Triterpensaponine, Cumarine, Flavonoide und Gerbstoffe.
Rosskastanienblüten enthalten Saponine (Triterpensaponine), Cumarine und Flavonoide.
Auch die Rosskastanienrinde enthält das Triterpensaponin Aescin, ist aber besonders reich an Cumaringlycoside (Aesculin ca. 3%) und enthält weiterhin Gerbstoffe, Harz, fettes Öl und Stärke.
Medizinische Wirkungen
Die Rosskastaniensamen werden vor allem wegen ihrer nachweißlichen gefäßabdichtenden, entzündungshemmenden und venenstärkenden Effekte geschätzt. Sie werden daher offiziell bei unzureichender Leistung der Venen verwendet, die sich beispielsweise durch Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, Wadenkrämpfen, Juckreiz und Beinschwellungen äußern können.
Aufgrund klinischer Studien wurde weiterhin die Wirksamkeit der Samen bei Krampfaderleiden, Spätfolgen eines Gefäßverschlusses (Thrombose), Gefäßbeschwerden durch Stoffwechselerkrankungen und Schwellungen der Muskeln und Sehnen belegt (Quellen zu diesen Studien: Schilcher, Kammerer 2000; Jänicke et al. 2003).
Die Kommission E des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte empfiehlt den Einsatz von Rosskastaniensamen-Extrakten „zur Behandlung von chronisch venöser Insuffizienz unterschiedlicher Genese“. Weiterhin befürwortet der europäische Dachverband der nationalen Gesellschaften für Phytotherapie (ESCOP) die Anwendung „bei chronisch venöser Insuffizienz und Krampfadern“.
Die Anwendung der übrigen Wirkstoffe (Blätter, Blüten und Rinde) fällt in den traditionellen und volksmedizinischen Gebrauch. Ihre Wirkungen sind nicht offiziell anerkannt.
Studienquellen:
• Schilcher H, Kammerer S: Leitfaden Phytotherapie. München & Jena 2000
• Jänicke C, Grünwald J, Brendler T. Handbuch Phytotherapie. Stuttgart 2003
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