Flüchtling in der Lehre
Der eigene Friseur-Salon ist sein Traum
Ali Beza Ibrahimi hat eine weite Reise hinter sich. Von Afghanistan floh er in den Iran und schließlich nach Österreich. In Paternion macht er nun eine Lehre zum Frisör.
PATERNION. Hinter der Kirche gelegen, im Salon "da friseur in Paternion", trifft man Ali Beza Ibrahimi an. Auf den ersten Blick würde man ihn nicht als Flüchtling identifizieren, modisch gekleidet, die Haare sitzen, das Lachen verschmitzt. Cool oder schüchtern? Nein, "leise" sei sein Spitzname, erzählt Salon-Inhaberin Marion Zauchner. Verhalten erzählt uns der Jugendliche von seiner Reise, die ihn alleine nach Österreich, erst nach Wien, dann nach Kärnten führte. Das Leben hier sei schön, ruhig, manchmal aber auch anstrengend. Besonders in einer Stadt, wie Villach. "Die Menschen hier sind oft voreingenommen", meint er.
Der Beginn der Lehre
In seiner Arbeit merkt der 17-Jährige das "zum Glück" nicht. Die Kunden mögen den Burschen, der hier vor drei Wochen eine Lehre begonnen hat. Friseur will er werden, "von ganzem Herzen". Ibrahimi lächelt. Zum ersten Mal scheint er gelöst. Erzählt, dass er derzeit zwar nur die Haare wäscht, aber sie auch bald schneiden wird dürfen. "Ich wollte immer schon Friseur werden, meinen eigenen Salon zu haben, das wäre mein Traum."
Berufsschule
Dass er momentan der einzige Bursche unter den Lehrlingen in der Berufsschule ist, stört ihn nicht wirklich. Außer, dass Mädchen manchmal schon "anstrengend sind". "Sie reden so viel", sagt Ibrahimi mit einem Schmunzeln. Aber er mag Mädchen "natürlich" trotzdem, und hat auch einen Freundeskreis hier in Paternion.
Dieser bestehe vorläufig vorwiegend aus Flüchtlingen. Gemeinsam sind sie im Wohnheim des Samariterbunds in Feistritz untergebracht. Viele teilen eine ähnliche, einige beinahe dieselbe Geschichte. Eine Flucht von Afghanistan in den Iran und hierher. Die Familie Ibrahimis lebt im Iran, nachzukommen käme für sie nicht in Frage, zu groß seien die kulturellen Differenzen. Geplaudert werde einmal monatlich, "aber wir vermissen uns schon sehr", sagt er.
Einen 14-jährigen Bruder hat Ibrahimi und eine sechsjährige Schwester. Als er herkam, war sie drei Jahre alt.
Wiedersehen mit der Familie
Wann er sie wiedersehen wird, ist noch ungewiss. Vorläufig habe er Asylstatus bis 2019. "Dann muss ich es neu beantragen." Dass er hierbleiben will, steht für ihn aber fest. "Ich finde es schön hier, die Menschen sind nett. Und die Chance, die ich von Marion bekommen habe, ist für mich eine unglaublich große. Ich will mein Bestes tun, ich will ein guter Lehrling sein", sagt er.
Eine Chance, die ihm Zauchner gerne und vor allem selbstverständlich gibt. "Ali ist ein fleißiger Lehrling, ich habe vollstes Vertrauen, dass er das packt."
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