Gastronomie
"Gäste müssen sich auf Ruhetage einstellen"
Wirtesprecher Stefan Sternad über Öffnungsschritte und Mitarbeitermangel in der Gastronomie.
Draustädter WOCHE: Seit zwei Wochen hat die Gastronomie wieder geöffnet. Ihr Resümee?`
Stefan Sternad: Das schönste für einen Gastronomen sind offene Wirtshaustüren. Auch wenn manche Kollegen enttäuscht sind, von meiner Warte aus muss ich sagen, es exakt das war, was ich mir erwartet habe. Es war ein verhaltener Start, die Auflagen und das Wetter haben dazu beigetragen. Wir blicken jetzt frohen Mutes in Richtung 10. Juni, wo wir ja jetzt wissen, dass die nächsten Lockerungsschritte kommen. Das ist extrem notwendig, das muss man sagen.
Wie geht es den Wirten mit den Drei-G-Regeln?
Es geht darum, Cluster im eigenen Betrieb zu vermeiden. Ein Beispiel, das kürzlich passierte: Gäste wollten sich in einem Hotel nicht testen lassen, dann haben sie sich doch getestet und prompt war einer positiv. Wenn der Gast später drauf gekommen wäre, wäre das Hotel vermutlich gesperrt worden. Hier muss man auch klar sagen, dass die Verantwortung auch beim Gast liegt. Wir müssen uns auf gewisse Dinge verlassen können. Die Selbsttests waren hier ein wichtiger Schritt. Das war eine Punktlandung für Kärnten.
Alles spricht über fehlende Mitarbeiter im Tourismus
Ich bin der Meinung, dass die Gastronomie und Hotellerie nicht zugesperrt hätte brauchen, weil wir unter den Sicherheitsauflagen auch über die schwere Zeit drüber gekommen wären. Jetzt haben wir einige Mitarbeiter. verloren, die sich umschulen haben lassen. Ergo ist es jetzt für uns noch herausfordernder Mitarbeiter zu generieren.
Sie haben am Sternberg in Wernberg selbst einen Betrieb. Wir geht es dort mit dem Personal?
Es war die richtige Entscheidung, alle Stammmitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Aber auch wir suchen noch Mitarbeiter und es ist herausfordernd, auch für unseren Betrieb mit einer Vier-Tage-Woche.
Woher sollte man die Mitarbeiter nehmen?
Es wird nicht zu hundert Prozent zu besetzen sein. Man braucht sich heuer nich wundern, sollten viele Betriebe heuer Ruhetage haben. Das muss man einfach so sagen. Uns ist allen bewusst, dass keiner mehr sieben Tage die Woche durchschöpft, weil man es weder kann, noch ist es gescheit. Ich glaube, dass sich das anpassen wird. Wir müssen uns auf die Mitarbeitersituation einstellen. Grundsätzlich sagen wir: Lasst Aushilfen ordentlich verdienen, ohne dass sie bei der Steuernachzahlung draufzahlen. Lasst die Leute arbeiten und entsteuert die Überstunden, weil das ist in der Gastronomie ein tolles Mittel um ordentlich Kohle zu verdienen.
Betriebe werben erfahrene Mitarbeiter untereinander ab. Eine Situation wie am Fußballtransfermarkt?
Der Vergleich nicht so weit hergeholt. Ein guter Mitarbeiter kann sich den Betrieb aussuchen, aber das ist schon seit Jahren so. Wir müssen aufhören uns schlecht zu reden. Das ist das, was ich auch der Gewerkschaft immer wieder ein bisserl vorhalte. In der Gastronomie gibt es gewisse Grundsatzentscheidungen, wie etwa die Arbeit am Wochenende. Mit einer österreichischen Gastroausbildung kann man aber auf der ganzen Welt erfolgreich sein. Das ist ein Vorteil. Wir werden auch eine Lehrlingsplattform errichten, die die Lehrlinge mit den Betrieben verbindet und die Gastrolehre ins Schaufenster stellt.
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