Weihnachten daheim ...

Kindheitserinnerungen: Weihnachten bei uns daheim, wo ich einst glücklich war; es war so und es war wunderbar!

Wir Kinder fieberten an den Adventsonntagen
alle wie aufgefädelt sitzend am großen Esstisch
um den immer heller brennenden Kerzenkranz;
dem heiligen Abend entgegen.

Es waren die Nachkriegsjahre
und wirtschaftlich erholten sich langsam
das Land und die Menschen.
Es wurde durch Fleiß und Arbeit möglich gemacht,
was möglich zu machen war.

Aber um das Geld machte ich mir,
damals als Kind, natürlich keine Gedanken;
denn Geschenke zum Fest brachte ja das Christkind.

Weihnachten bei uns daheim!

Die Wünsche an das Christkind,
in unserer schönsten Schrift,
schön und fehlerfrei geschrieben und mit Zeichnungen ergänzt;
mit Mama und großer Schwester
all die Weihnachtsbäckereien bereitet.
Die Brüder mit Vater hämmerten und sägten möglichst leise
und zeigten oftmals den blauen Fingernagel verschämt,
für alle Kinder musste ein Geschenk bereit sein!

DAS IST DIE WEIHNACHTSZEIT, DIE MAN NIE VERGISST;
DIE BRENNT SICH IN DIE HERZEN
UND DAS IST DIE LIEBE - DIE MAN NIE VERGISST !

Und alle Jahre wieder kam die Weihnachtszeit!
Diese Weihnachten wünschte ich mir so sehr
ein " Liegewagerl für mein Pupperl".
Diesen Wunsch teilte ich mit meiner kleineren Schwester,
denn auch ihr sollte das Christkind ein Wagerl bringen.

Endlich hatte für uns Kinder das Warten ein Ende
und heiliger Abend war.
Nach dem Besuch der Christmette
ließen wir uns das traditionelle Weihnachtsessen schmecken:
Würstchen mit pikanten Nudelsalat.

Dann endlich hatte das Warten ein Ende
und es fand die Weihnachtsbescherung statt.

Nach hellem Glöckchenklang
betraten wir Kinder gemeinsam mit unseren Eltern
das verdunkelte Zimmer
und sangen voller Inbrunst die vertrauten Weihnachtslieder.
Dabei wanderten meine Augen vor dem hell erleuchteten Christbaum
unruhig suchend umher, hoffend, meinen Puppenwagen zu erblicken.
Dann sah ich ihn, halb verdeckt hinter dem Weihnachtsbaum,
einen kleinen Sitzwagen;
ein Modell so gar nicht nach meinen Vorstellungen.
Aber dann auch noch zu sehen,
dass die Puppe meiner Schwester darin saß,
trieb mir die Tränen in die Augen und ich verstummte.

Meine kleine Schwester dagegen nahm jubelnd ihren Puppenwagen entgegen.
Ich konnte mich nicht mit ihr freuen,
musste ich doch glauben,
vom Christkind vergessen worden zu sein.

Der große rechteckige Esstisch war, wie all die Jahre zuvor
festlich mit bodenlangen weißen Tüchern gedeckt,
auf denen wir Kinder alle unsere gefüllten Weihnachtsteller
inmitten all der liebevoll verpackten kleinen Geschenke hatten.

Die Teller waren aus Pappmaschee mit schönen, farbigen Weihnachtsmotiven.
Gefüllt waren sie mit Weihnachtsbäckereien, Nüssen
und köstlichen Schokoladenkonfekt, das in buntes Stanniolpapier gewickelt war
und der Duft von Lebkuchen, brennenden Kerzen,
Äpfeln und Tannenreisig erfüllte das Weihnachtszimmer stimmungsvoll.

Wie ich nun so enttäuscht und traurig inmitten meiner jubelnder Geschwister
und all dem Papiergeraschel stand,
verspürte ich gegen meine Beine einen Stoß
und unter dem Tischtuch beulte sich etwas Großes ab,
und neugierig schaute ich schnell nach.

Meine Mutter, die mir am Tisch gegenüber stand,
versetzte meinen Puppenliegewagen,
der auf Wunsch meiner älteren Geschwister, unter dem Tischtuch versteckt stand,
einen kleinen Stoß, so dass er auf meiner Seite für mich sichtbar wurde.

Gerade noch zutiefst betrübt dürfte nun auch ich mich
von Herzen freuen und glücklich sein.

Es war so, und es war wunderbar; bei Eltern & Geschwister daheim!
Die unerschütterliche Liebe der Eltern für uns Kinder,
die nie erlöschende Liebe der Geschwister,
füreinander da zu sein;
wenn auch mit kleinen Bosheiten!

Die Liebe brennt sich in die Herzen
und das ist die Liebe, die man nie vergisst!

FAMILIE, DAS IST DIE WEIHNACHTSZEIT!

Hildegard Stauder