KOLUMNE: Man will uns ein i für ein ü vormachen!
Seit Tagen gibt es Nachrichten, wonach die EU mit Libyen in der Flüchtlingsfrage kooperieren will. Abgesehen vom inhaltlichen Irrsinn (ausgerechnet Libyen!), fällt bei Radio- und TV-Berichten vor allem eines auf: die Aussprache: Man hört Lübien. Oder Libüen. Oder auch Lübüen. Ganz wurlat wird man da. Und ist direkt froh, wenn die Lieübüien-Meldungen vorbei sind und endlich die nächste Nachricht verlesen wird. Außer man hat Pech. Weil dann handelt diese von – richtig: Sürien. Oder Sirüen. Oder Sürüen.
LESER-REAKTION
Der Sprachwissenschafter Univ.-Prof. i.R. Heinz-Dieter Pohl hat mir folgende Reaktion auf diese Kolumne zukommen lassen:
Ich habe heute Ihren Beitrag in "Meine Woche" gelesen. Wie recht Sie doch haben! Leider sind falsche Aussprachen in Radio und TV recht häufig.
Libyen als [lübien] zu sprechen reiht sich mit mehreren anderen Fällen in eine Gruppe von Wörtern und Namen ein, in denen auf eine Silbe mit i ein y [ü] folgt. Statt der korrekten Aussprache [i-ü] hört man meist [ü-i], abgesehen von Libyen auch bei Sibylle > [sybille], Erinnyen > [erynnien], umgekehrt bei Ypsilon, wenn es es auf dem i betont wird, dann [ipsýlon]. Letzteres habe ich in meiner Schulzeit selbst von Lehrern gehört.
Falsche Aussprachen hört man leider auch sonst oft, z.B. Monáco statt Mónaco, Caórle statt Cáorle, Landéck statt Lándeck usw., oder Zagreb mit [ts-] statt [s] sowie [w] statt [f] in Namen wie Vomp, Veltliner, Virgental usw., in Deutschland z.T auch bei Villach und Velden. Bei Familiennamen aus anderen Sprachen ist es noch ärger, aber wenn ich weiterschreibe, wird's zu wissenschaftlich...
Danke für Ihren Beitrag!
Liebe Grüße H.D. Pohl
Herr Kofler schreibt regelmäßig Kolumnen für die WOCHE. Sie behandeln die kleinen Dinge des Lebens und sind nicht ganz ernst gemeint. Oder doch? Man weiß es nicht.
Lesen Sie hier, wie man auch mit Glücksbringern Pech haben kann
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