Einwohnerzahl, nicht Fläche
Villach wäre ohne Migration um ein Drittel kleiner
- Ohne Migranten wäre Villach deutlich kleiner – nicht von der Fläche her, aber was die Einwohnerzahl anbelangt.
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Der Migrationsbericht 2025 ist da. Und ohne Migration wäre nicht nur Österreich kleiner, sondern auch Villach. MeinBezirk.at hat mit den Integrations-Experten der Draustadt über Migration und Integration gesprochen.
VILLACH. Seit etlichen Jahren werden in Österreich jedes Jahr weniger Kinder geboren, als Menschen sterben. "Ohne Zuwanderung würde die österreichische Bevölkerung auf das Niveau der 1950er-Jahre schrumpfen", war unlängst im Standard zu lesen. Die Krone brachte zeitgleich auf den Punkt, dass immer mehr Menschen das Zusammenleben als schlecht bewerten, sich aber drei Viertel der Migranten Österreich zugehörig fühlen. Der ORF prognostizierte "über zehn Millionen Einwohner bis 2080". Im Gespräch mit MeinBezirk.at werfen Integrationsreferentin Vizebürgermeisterin Gerda Sandriesser (SPÖ) und Integrationsbeauftragter Kristijan Miksche einen Blick auf die Integration in der Draustadt.
Treffpunkt der Nationen
"In Villach haben 25,19 Prozent der Bevölkerung eine ausländische Staatsbürgerschaft. Die meisten kommen aus Deutschland, gefolgt von Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Slowenien, Italien, Syrien, Ungarn, Rumänien, Afghanistan und der Russischen Föderation. Insgesamt leben in Villach Menschen mit 128 verschiedenen Staatsangehörigkeiten", verrät Sandriesser. "Österreichweit haben insgesamt 20,2 Prozent (1,86 Millionen) eine ausländische Staatsbürgerschaft, wobei auch hier die zahlenmäßig stärksten Gruppen Personen aus Deutschland, Rumänien, Türkei, Serbien und Ungarn sind. Kärnten ist nach dem Burgenland das Bundesland mit dem niedrigsten Anteil an Personen mit Migrationshintergrund (16,9 Prozent), geht Miksche ins Detail.
- Integrationsbeauftragter Kristijan Miksche und Integrationsreferentin Vizebürgermeisterin Gerda Sandriesser (SPÖ) nehmen im Namen der Stadt Villach sowohl "echte" Villacher als auch "Zugereiste" in die Pflicht.
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Wie läuft die Migration?
"Die Herausforderungen, die mit der Migration von Menschen aus vielen unterschiedlichen Ländern nach Villach einhergehen, sind die gleichen, wie sie auch in anderen Städten und Regionen zu beobachten sind. Unterschiedliche Sprachen, Religionen und Wertesysteme, verschiedene Auffassungen von Familie, Freundschaft und der Nutzung des öffentlichen Raumes", so Sandriesser: "Aber nicht nur Zugewanderte finden sich in einer neuen Umgebung wieder, auch längst Ansässige finden Situationen und Orte vor, die mitunter neuartig auf sie wirken." "Zusammenleben wird in einem Prozess ständig neu ausgehandelt. Die Menschen in Villach sind offen, gleichzeitig darf aber nicht vergessen werden, dass die letzten Jahrzehnte sehr viel Wandel gebracht haben", wirft Miksche ein: "Dadurch entstand die Notwenigkeit, den ungeschriebenen Gesellschaftsvertrag und die Werte auf denen er basiert, etwas expliziter zu formulieren. Das Integrationsleitbild wird aktuell überarbeitet."
"Villacher", oder nicht?
Fühlen sich die "Zugewanderten" eher ihren Herkunftsländern oder Villach/Kärnten/Österreich zugehörig? Sandriesser: "Ich glaube, es ist nicht übertrieben, zu sagen, dass die meisten Zugewanderten sich Villach zugehörig fühlen. Eine Lokalidentität, wie sie Villach zweifelsohne lebt, ist oft viel inklusiver als Nationalitäten-Zuschreibungen." In vielen Fällen existieren Mehrfachzugehörigkeiten. "In den letzten 15 Jahren haben wir darüber hinaus einen Trend dahin gesehen, dass die Rolle von Herkunftsländern wieder wichtiger wurde – aufgrund von billiger Mobilität, der Allgegenwärtigkeit des Internets und damit Nachrichten- und Unterhaltungsinhalten aus den jeweiligen Ländern", ergänzt Miksche.
Villach wie in den 50ern
Übrigens steht Villach als solches heute nur dank der Migration so da, wie es ist. "Statt einer Bevölkerung von 65.750 gäbe es ohne Menschen mit Migrationshintergrund wohl bis zu ein Drittel weniger Menschen in der Stadt, also nur rund 45.000 – wie in den 1950ern. Noch viel deutlicher wäre der Rückgang bei den jüngeren Alterskohorten", heben Sandriesser und Miksche abschließend hervor.
- Deutschkenntnisse sind in Villach Grundvoraussetzung für Integration. Jüngere "Zugereiste" sprechen auch in den eigenen vier Wänden immer häufiger Deutsch beziehungsweise Kärntnerisch.
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Deutsch am Vormarsch
Die Stadt Villach hat früh erkannt, dass das Thema Integration nicht einfach nur so nebenbei behandelt werden kann. Deshalb wurde ein Leitbild festgelegt. "Als Grundvoraussetzung für Integration gilt, dass die Mehrheitsgesellschaft auch zur Aufnahme bereit ist. Hier hat die Stadt Villach immer versucht, den inklusiven Weg zu gehen. Das Motto lautet 'grenzenlos Villach, Villach grenzenlos'. Und Villach kennt keine Grenzen", stellt Integrationsreferentin Vizebürgermeisterin Gerda Sandriesser (SPÖ) klar.
Villacher Voraussetzungen
- Zugewanderte, die Wohnungen brauchen und alle Voraussetzungen erfüllen, müssen in Villach eine kleine Schulung absolvieren, damit ein harmonisches Zusammenleben forciert wird.
- Kinder, deren Deutschkenntnisse ausbaufähig sind, können vor dem Eintritt in die Volksschule mit der Pre-Summer-School starten. Diese beginnt immer kurz vor Schulbeginn.
- Lehrkräfte, Migranten und Vereine bekommen Fortbildungen zu unterschiedlichen Themen aus dem Gebiet Migration/Integration.
- Es werden Vernetzungstreffen mit in der Integration tätigen Vereinen (etwa PIVA, Anm.) durchgeführt
- Extremismuspräventionsprojekte werden von der Stadt Villach ermöglicht beziehungsweise unterstützt.
- Vereine, die Deutschkurse anbieten, werden gefördert, Menschen zu allen möglichen Fragen rund um den Bereich Integration beraten.
Und die Deutschkenntnisse?
Sprechen Migranten zu Hause eigentlich mittlerweile eher Deutsch oder wird primär die Muttersprache benutzt? "Es gibt viele Möglichkeiten, Deutsch zu lernen. Die Menschen müssen sich aber auch trauen, das Gelernte anzuwenden", unterstreicht Sandriesser: "Jeder, der mit Sprachen zu tun hat, weiß, wie groß der Schatten sein kann, über den es zu springen gilt. Man sieht aber gut, dass heranwachsende Generation vermehrt auf Deutsch setzen."
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