Obstbauern kämpfen
Wetterkapriolen werden immer mehr

- Auch tagsüber schmolz das Eis nicht von Innerhofers Bäumen - eine unangenehme Neuheit
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Villachs einziger Obstbauer, Hans Innerhofer vlg. Veidlbauer, bekämpfte den Frost der vergangenen Nächte mit Eis. "Das war hoffentlich die Rettung", sagt er. Frost ist nicht das einzige Problem. Auch in Velden kämpft man.
VILLACH/VELDEN. Als Obstbauer ist man der Witterung schonungslos ausgesetzt: Hagel, Frost, Trockenheit – viele Faktoren beeinflussen die Ernte. Große Sorge haben Innerhofer die frostigen Nächte der vergangenen Woche beschert. Schon vor Jahren hat er in eine Frostberegnung investiert – diese kam seither schon oft zum Einsatz, denn: "Die Wetterkapriolen und der Frost im Frühling nehmen zu." Ob er seine Apfelbäume vollkommen schützen konnte, steht noch nicht fest. "Vorerst war es aber eine Rettung der Blüten. Man muss die ganzen Nächte hindurch beregnen. Beim richtigen Gefrierprozess durch die Frostberegnung entsteht Wärme und schützt die Blüten so vor Verlust", sagt der Villacher Obstbauer. Dieser Vorgang muss immer wiederholt werden – bis die Gefahr durch die tiefen Temperaturen vorbei ist.
Eis auch tagsüber
Eine absolute Novität gab es während dieser vergangenen Tage: "Ich habe während meiner gesamten, jahrzehntelangen Zeit als Obstbauer noch nie erlebt, dass das Eis im April tagsüber nicht mehr geschmolzen ist, so entstanden auch die 'Eisbäume' die für Aufsehen sorgten", so Innerhofer. Dafür verantwortlich war auch der kalte Wind. Schmilzt das Eis tagsüber nicht – dann wird es gefährlich, etwa könnten Äste ob der schweren Last abbrechen. Glücklicherweise schmolz das Eis gegen Ende der vergangenen Woche doch noch. "Sonst wäre die Ernte trotz der Frostberegnung kaputt gewesen, wir hatten – hoffentlich – Glück. In der Steiermark habe ich so ein Phänomen im vergangenen Jahr gesehen, da ist aufgrund der Schwere die ganze Anlage niedergegangen. Da geht einem als Obstbauer ein Schaudern über den Rücken, vor allem da ich es jetzt selbst erlebt habe. Gut geschlafen habe ich vergangene Woche nicht. Wenn alle Stricke reißen muss man einfach sagen, die Natur war stärker", sagt Innerhofer. Ein paar Schäden habe er wohl, aber diese seien überschaubar. Innerhofer: "Es gibt auch Sekundärschäden optischer Natur. Wir müssen für den Verkauf ja makellose Früchte produzieren."

- Obstbauer Hans Innerhofer versucht mit Eis die Bäume vor Frost zu schützen.
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Die Natur hat eigene Regeln
Wie schwer ist das Leben als Obstbauer, wie motiviert man sich immer wieder? "Letzte Woche hatte ich wirklich einen Tiefpunkt. Es wird einem nichts geschenkt. Es muss jedem bewusst sein, dass wir nicht in extrem guter Obstbaulage leben, auch wenn uns da der Klimawandel fast zu Gute kommt. Allerdings nehmen auch die Wetterkaprioloen im Frühling zu. Etwa 2015 hat es mit den starken Hagel angefangen, ab 2016 kam der Frost. Die Trockenheit im Sommer nimmt zu. Es ist ein Kampf, so etwas muss man erstmal finanziell überstehen", sagt der gebürtige Südtiroler, der trotzdem Obstbauer aus Leidenschaft ist und seinen Beruf liebt. Die Zukunft des Obstbaues liege im Wasser. "Ich brauche das als Frostschutz im Winter und zum Gießen im Sommer. Ich bin in der sehr glücklichen Lage, genug Wasser zu haben, bei Kollegen in der Steiermark schaut es da manchmal schlecht aus", so Innerhofer.

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Marillenbaum schützen
Auch Privatpersonen fürchten frostige Nächte. Welche Tipps gibt es etwa für den sensiblen Marillenbaum? "Wenn man nur wenige Bäume hat und sich die Mühe antut, hilft das Abdecken der Bäume auf jeden Fall. Die Plane muss nach oben hin zu sein. Dann unten an den Stamm Parafinkerzen (Anm. auch als Frostkerzen bekannt) hinstellen und die ganze Nacht brennen lassen. Damit kann man schon einiges retten."
Sorge auch in Velden
Auch Brigitte Fischer vom Fischerhof in Velden kennt das Dilemma um den späten Frost. "Das ist leider ein Problem, welches in den vergangenen Jahren immer präsenter geworden ist und auch in Zukunft wohl jedes Jahr begleiten wird", sagt sie. Die Gründe dürfen in den lauen Winter und dem früher werdenden Frühling zu finden sein, "dann ist es im Februar einfach schon sehr warm, bevor der Frost noch einmal zuschlägt", weiß sie.

- Brigitte Fischer vom Fischerhof in Velden mit ihrem Lebensgefährten Gerhard Kampitsch.
- Foto: Foto: KK
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Mit Sortenvielfalt gegensteuern
Selbst hat sie an ihrem Hof mit Sortenvielfalt und Spätblühern vorgesorgt. "Wir haben eine alte Zwetschke gesetzt, die später blüht. Und auch sonst für eine größtmögliche Sortenvielfalt gesorgt, so dass eigentlich immer etwas blüht", sagt Fischer. An ihrem Hof stellt Fischer hauptsächlich hochwertige Edelbrände, Liköre, Säfte und Marmeladen (viele wurden prämiert) her. Ihr Obst erstreckt sich von Beeren, zu Steinobst wie Marillen und Zwetschken, Kirschen oder Weichseln aber auch Walnussbäume hat sie. "Hier habe ich zum Beispiel 40 Bäume der Sorte "Geisenheim 120" gesetzt, eine spezielle spätblühende Nusssorte, die den Frost gut übertaucht", erzählt die Unternehmerin. Zusätzlich versieht sie ihre Bäume im Herbst mit einer weißen Kalkschicht, "das hilft, weil die Sonne anders auf die helle als auf die dunkle Fläche wirkt und so die Blüte – zumindest ein wenig – hinausgezögert werden kann."

- Der weiße Kalkanstrich soll die blühenden Bäume schützen.
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Richtige Lage
Und so pocht Fischer auf ihrem Hof vor allem auf vorbeugende Maßnahmen. Auch achtet sie stets darauf wo sie ihre Bäume pflanzt. "Marillen stehen gerne geschützt, es ist ratsam sie in einem Hang zu setzen, so dass die kalte Luft darübergleiten kann." Schützend kann man sich zudem eines Flies bedienen, rät Fischer. Aktive Schutz-Mechanismen wie das Frostberegnen setzt Fischer nicht ein, "wir sind hier recht kleinstrukturiert, außerdem sind die Bäume weit versetzt, das wäre so kaum umsetzbar". Die Umhüllung der Blüten mit einer zarten Eisschicht sei nichtsdestotrotz eine gute Methode, um die Blüten zu schützen, ergänzt die Landwirtin. Auch Parafinkerzen, die zwischen den Bäumen platziert werden, würde mancher Landwirt gerne gegen Frostschäden einsetzen. Summa summarum aber, so reüssiert Fischer, "Kann man mit ganz vielen Sachen dagegen abreiten, zu hundert Prozent aber hilft freilich nichts. Es ist auch eine Glückssache." Nun bleibt für sie abzuwarten. "Die kritische Phase ist zumeist Anfang Mai bis Mitte Mai kann es noch heikel werden."






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