Bau-Projekt Tiroler Straße
"Zweifel an Gutachten sind berechtigt"
Gibt es die Gutachten oder gibt es sie doch nicht? Während Anrainer immer mehr Zweifel hegen, entschärft Stadtrat Harald Sobe, spricht von einem "intelligenten" Projekt.
VILLACH. Rund um das Bauprojekt in der Tiroler Straße, gegenüber dem ehemaligen Oetker-Gebäude, spitzt sich der Widerstand zu. Rund 700 Personen unterzeichneten die Online-Petition gegen das Wohnprojekt auf der grünen Wiese. Rund 17.500 Quadratmeter sollen verbaut werden. Geplant sind Shops, ein Supermarkt, Wohnungen im Obergeschoss.
Wachsender Wohnraum-Bedarf
Die Stadt Villach spricht sich indes für den Wohnungsbedarf in Villach aus. Die Stadt wachse alle zwei Jahre um tausend Einwohner, heißt es. Die Sorgen um ein Verkehrs-Chaos entschärft Stadtrat Harald Sobe (SPÖ) mit "ausführlichen Verkehrsgutachten". Auch gibt es ein Mobilitätskonzept seitens des Bauwerbers.
"Wenig aussagekräftig"
Letzteres hält Gerald Dobernig, Sprecher "Verantwortung Erde" und Initiator der Online-Petition, für wenig aussagekräftig: "Das Konzept besagt, dass auf dem Projekt kein Verkehr zu erwarten sein wird. Mit den Auswirkungen darüber hinaus befasst es sich nicht." Er kritisiert neben dem Verbau der Grünflächen und der damit einhergehenden Bodenversiegelung auch den wahrscheinlich zunehmenden Verkehr.
Gibt es die Gutachten?
Auch darum haben mehrere Anrainer inzwischen Rechtsbeistände hinzugezogen. Eine davon ist Maria Schöffmann-Schloßstein. Sie stört sich vor allem auch an der lückenhaften Kommunikation, weshalb sie einen Rechtsanawalt (Anmerkung: Kanzlei Schlösser & Partner Rechtsanwälte) hinzuzog. "Mein Rechtsanwalt urgiert bereits einen längeren Zeitraum, um die Gutachten einsehen zu können. Bisher leider ohne jeden Erfolg."
Der Rechtsbeistand eines Nachbarn habe indes, erzählt Schöffmann-Schloßstein, aus dem Büro für Stadt- und Verkehrsplanung die Auskunft erhalten, dass es keine Gutachten gibt. Schöffmann-Schloßstein: "Die Zweifel an der Existenz der Gutachten sind berechtigt. Darüber hinaus finde ich es fragwürdig, dass ich aus Zeitungen erfahren muss, dass es in der Gemeinderatssitzung am 6. November zu Beschlussfassungen kommen soll. Dabei läuft die Einspruchsfrist bis 15. November." Auch kritisiert werden die Informationen zu Boden- und Untergrundbeschaffenheit, so Schöffmann-Schloßstein.
Angeblich gab es vor Ort schon Probleme bei extremen Regenfällen, erzählt die Anrainerin. "Schließlich will man sicher gehen, dass wir hier nicht alle unter Wasser stehen."
Es gibt die Gutachten
Stadtrat Sobe entschärft die Gerüchte, er betont: "Natürlich gibt es die Gutachten." Noch seien diese jedoch nicht einsehbar. Erst ab der Einspruchsfrist, die dann einen Monat dauern werde, könne man Gebrauch hiervon machen "und alle rechtlich möglichen Mittel einbringen".
Sollte es berechtigte Gründe gibt, die gegen das Projekt sprechen, werden diese natürlich berücksichtigt werden. "Nur ein einfaches "ich will das nicht", wird halt nicht gehen", sagt Sobe und ergänzt: "Ich persönlich halte es für ein intelligentes Projekt, das detailliert geplant wurde". Auch nehme der Bauwerber viel Rücksicht auf die Wünsche der Anrainer und hätte sogar auf einige Zentimeter mehr an Grund verzichtet, um den ästhetischen Ansprüchen gerecht zu werden.
Bebauungsplan
In der nächsten Gemeinderatssitzung am 6. November soll der Beschluss fallen, ob denn ein integrierter Flächenwidmungs- und Bebauungsplan erlassen wird.
Das Büro für Stadt- und Verkehrsplanung wollte keine weiteren Auskünfte zu den Gutachten geben. Günter Wanner, Geschäftsführer des Bauträgers, wurde angefragt, weitere Informationen zu den Gutachten sollen folgen.
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Zur Sache
Geplant ist der Verbau von 17.500 Quadratmetern Fläche. Im Obergeschoss des Hauptgebäudes sollen zirka 40 Wohnungen und Büros entstehen, darunter Shopflächen, unter anderem ein Supermarkt. Zudem sieht der Projektplan die Errichtung von Stadtvillen, Mikrowohnungen und eine Tiefgarage vor.
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