Graue Energie

So viel Energie kostet unser Konsumverhalten wirklich

Äpfel aus Chile, alle Jahre ein neues Telefon und zumindest alle vier Jahre ein neues Auto - unser Konsumverhalten hat längst Ausmaße erreicht, mit denen unserer Planet nicht mehr mithalten kann. Nachhaltigkeit ist ein Schlagwort, das mittlerweile gern verwendet wird. Die Frage ist aber, wie können wir unser Konsumverhalten nachhaltig gestalten? Eine Möglichkeit dazu bietet das Konzept der "Grauen Energie". 

Graue Energie - was ist das?

Graue Energie ist ein Begriff, der veranschaulicht, welche Summen an Energie ein Produkt oder eine Dienstleistung benötigt - von Anfang bis zum Ende. Zum Beispiel: Ein fertiger Tisch hat mehr graue Energie in sich als ein Baumstamm, der im Sägewerk auf die Verarbeitung wartet. Wenn man graue Energie in Endpreise miteinrechnet, könnte das zu einer Änderung des Verhaltens von Konsumenten führen: Äpfel aus Neuseeland oder Papierdekoration aus China würden der Vergangenheit angehören - mit weitreichenden Folgen. Für Konsumenten wird nachhaltiges Einkaufen leichter möglich.

Höchste Zeit für Nachhaltigkeit

Zur Zeit ist es oft schwierig umweltbewusst einzukaufen: Was ist nachhaltiger - die Bio-Tomaten aus Italien oder das konventionelle Produkt aus Österreich? Die Kennzeichnung von grauer Energie könnte den Konsumenten die Entscheidung erleichtern. Aber Vorsicht: Neben den Energiekosten ist auch die Nutzungsdauer eines Produkts wichtig. Renate Hübner von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt veranschaulicht das am Beispiel eines Autos: Wenn man sich nach 200.000 Kilometer "Dienstzeit" einen neuen PKW zulegt, der einen Liter weniger Treibstoff auf 100 km verbraucht, ist das, wenn man die graue Energie miteinrechnet erst sinnvoll, wenn man mit dem neuen Auto 380.000 Kilometer fährt. Wenn man das erste Auto schon nach 100.000 Kilometer austauscht, muss man mit dem zweiten 480.000 Kilometer fahren. 

Längerer Gebrauch ist besser für die Umwelt

Was für das Auto gilt, gilt eigentlich für alle Dinge: Ein längerer Gebrauch ist nachhaltig. Besser die alte Waschmaschine wieder flott bekommen als eine neue anschaffen - mit dem Reparaturbonus wurde bereits ein erster Schritt gemacht, dem weitere folgen sollten. Das führt zu weniger Konsum, zu weniger Energieverbrauch und zu neuen Möglichkeiten für die Wirtschaft, in dem man sich auf Reparatur spezialisiert. Es wäre an der Zeit, dass Politik und Unternehmen neue Wege für einen nachhaltigeren Umgang mit unserem Planeten beschreiten - das Konzept der grauen Energie könnte einen Pfad dafür öffnen.