ReVilla in Villach
Nachhaltig schenken mit Re-Use Weihnachtsgaben
In der ReVilla in Villach findet man tausenderlei Dinge, fast alles davon ist Gebrauchtware, die Menschen oft kostenlos zur Verfügung stellen.
VILLACH. Ein bisschen wie in einer Zwickmühle empfindet es Renate Schlatter, Obfrau vom Verein UnruhestandAtkiv und Geschäftsführerin des Re-Use Kaufhauses "ReVilla" in Villach. "Einerseits brauchen wir mehr Frequenz, um zu überleben, andererseits wollen wir niemanden ermutigen, sich unter Menschen zu begeben, wo es nicht sein muss", sagt sie.
ReVilla in Villach ist ein einzigartiges Kaufhaus-Konzept in Kärnten, verkauft wird Gebrauchtes beziehungsweise nicht mehr Benötigtes. Vieles wird restauriert oder ummodelliert und – zu einem niedrigen Preis – an den Kunden gebracht. Es gehe um ein sinnvolles Wirtschaften, ein nachhaltiger Kreislauf entsteht, erläutert Schlatter. Ein Kreislauf, der mit viel Freude und Kreativität aber nicht zuletzt auch mit viel Mühe am Leben erhalten wird. Besonders dieses Jahr war für sie – wie für alle –herausfordernd.
40.000 Artikel
Denn, "wenn man schon im ersten Jahr monatelang schließen muss, hat das Konsequenzen", sinniert Schlatter. Mit ihren 1.400 Quadratmetern Verkaufsfläche hat sie zwar Platz, genügend für immerhin 40.000 Artikeln, benötigt aber auch einige Mitarbeiter. Neun sind es derzeit. Kurzarbeit ist natürlich ein Thema, "wir wollen ja jeden behalten", sagt Schlatter.
Seit einem Jahr besteht die ReVilla in Villach. Vergleichsumsätze aus dem Vorjahr fehlen ihr. Dazu kommen enorme bürokratische Hürden, um Förderungen zu beantragen. Sie nimmt´ s noch mit Humor, "anders gehts wohl kaum", lacht sie. Die Zeit nichts desto trotz würde Schlatter lieber anders verbringen, wie sie betont. Denn die ReVilla sei nicht nur Kaufhaus, sondern Inspirationsquelle für "so viele Ideen".
Eine jede Sache ist anders
Auch sozialer Treffpunkt sei "ReVilla". Ältere Menschen kommen her, verbringen ihren Vormittagsspaziergang schlendernd durch die sorgfältig gestalteten Regale. Ein jedes wird individuell nach Ideen, Lust und Laune gestaltet. Kein Gegenstand gleicht dem anderen. Vom Retro-Schianzug, zur Zinnvase bis zum Hochzeitskleid. Ein Segen sei diese Vielfalt, sagt sie, ebenso wie Arbeit. "Ja, wir bekommen vieles geschenkt, jedoch ist die Aufarbeitung der Dinge ein Hordenaufwand", erzählt sie. Ein jeder Teller werde überprüft, die Zinnfiguren sorgfältig poliert, vieles gar restauriert oder "zweckentfremdet". Denn vieles was sich hier findet, erzählt Schlatter, war mal gar etwas ganz anderes. Jener Paravan zum Beispiel wäre zuvor vorher ein Lattenrost gewesen. Restauriert werden die Gegenstände soweit möglich "im Haus". Viele flinke Hände hätten viele kreative Ideen, weiß Schlatter.
Kurse und Führungen
Aber auch anderes kann und macht die ReVilla. Backstage-Führungen für Schüler gibt es ebenso wie den Nähmaschinen-Führerschein. Charity steht dabei stets ganz weit vorne auf der Agenda. Erst letztens wurde warme Kleidung und Schlafsäcke der Westbahnhoffnung (Anm. Mission am Westbahnhof) gebracht, täglich gibt es einen gratis Fundus an warmen Sachen und Büchern wie Spielzeug vor der Türe zur freien Entnahme."Die Sachen sind nach 15 Minuten weg", weiß Schlatter. Der Wille zu "helfen" sei hier ganz groß und festgeschrieben. Dennoch sei es nicht leicht zu "überleben", seufzt sie. Dankbar ist sie für die Bemühungen der Stadt, bei der Kommunikation zu helfen.
Schüler sind die erste Zielgruppe für enkelgerechtes Arbeiten. Renate Schlatter
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