Seelsorge
Aus Verunsicherung wächst Mut
Impuls zu Pfingsten von Kaplan Daniel Weber, Pfarre Vöcklamarkt
Zur Lesung Apostelgeschichte 2,1-11. Zu Pfingsten rappelt es im Karton in der Bibel. Es geht um den Heiligen Geist, das ist der Muntermacher in unserem heiligen Buch. Die Apostel und Jünger Jesu sind nach dem Tod Jesu verängstigt und beten hinter verschlossen Türen. Jesus ist nicht mehr da. Alle Sicherheiten sind weggebrochen. Wie soll es weitergehen?
Vielleicht geht es Ihnen, lieber Leser und liebe Leserin, auch so. Vor ein paar Monaten waren wir noch der Kapitän auf unserem Lebensschiff, aber die Wellen und der Wind haben alles verändert. Wir kannten den Weg und das Ziel. Heute, im Jahr 2020, sind wir auch von Unsicherheit betroffen. Wie sieht unsere Zukunft aus?
Menschen waren verwandelt
Die Apostelgeschichte erzählt, wie die Versammlung der Jünger vom Kommen des Heiligen Geistes überrascht wird. Ein heftiger Sturm, Zungen von Feuer und plötzliches Sprachtalent verblüffen. Diese "Special Effects" sind nicht schlecht für die alte Bibel. Petrus verlässt das Meeting und spricht zu einer großen Menge, ohne Furcht, und am Ende des Kapitels hören wir, dass die Jünger eine Community bilden, miteinander teilen, was sie haben, und in der Gunst des Volkes wachsen. Was geschah mit den Menschen? Sie waren verwandelt. Sie treffen sich nicht mehr hinter verschlossenen Türen, sondern reden mutig in der Öffentlichkeit. Einige von Ihnen erinnern sich sicher noch an den Firmunterricht. Dort hieß es, die Gaben, die Geschenke des Heiligen Geistes sind Weisheit, Einsicht, Rat, Erkenntnis, Mut, Frömmigkeit und Gottesfurcht.
Was genau ist Mut eigentlich? Vielleicht hilft uns ein Blick auf das, was es nicht ist. Es ist nicht „Angsthasentum“. Manchmal hat man gute Gründe, Angst zu haben, zu zögern. Aber das meine ich nicht. Angsthasentum ist eine überzogene Ängstlichkeit. Es ist auch nicht ein fahrlässiges Verhalten, leichtsinniges Auftreten und grundloses Riskieren auf der anderen Seite des Spektrums. Irgendwo zwischen dem Angsthasentum und dem fahrlässigen Verhalten finden wir den Mut.
Ich glaube, wir brauchen Mut, um unser gesellschaftliches Leben wieder zu beginnen. Wir alle müssen wieder zu einem normalen Leben zurückfinden. Die Kinder gehen wieder in die Schule, Gaststätten haben geöffnet und auch in den Kirchen halten wir wieder öffentliche Gottesdienste.
Bei einigen Menschen haben die letzten Monate Spuren hinterlassen. Haben wir das Lächeln verlernt? Es sind schlimme Dinge passiert, eine Pandemie hat das Land und Teile der Welt fast ganz stillgelegt, Menschen sind krank geworden und einige sind daran gestorben. Wie gehen wir damit um?
Ein Licht leuchten lassen
Da denke ich an die Worte von Albus Dumbledore, dem Schulleiter aus den Harry-Potter-Romanen: „Glück und Zuversicht vermag man selbst in Zeiten der Dunkelheit zu finden. Man darf bloß nicht vergessen, ein Licht leuchten zu lassen“. Mir gefällt dieser Satz, weil wir nicht auf die Schulterklopfer warten, die uns Mut zusprechen, sondern selber erst mal ein Licht anzünden. Über das zu schreiben ist einfach, aber ein mutiges Leben zu führen ist gar nicht so einfach.
Ein offenes, wohlwollendes Wesen kann viel verändern. Beginnen wir mit einem Lächeln. Wenn ich Kindern erkläre, was ein Segen ist, dann sage ich, der Segen Gottes ist das Lächeln Gottes. Wenn wir segnen, lächelt uns Gott an. Die Kinder verstehen das sofort.
Lächeln kann Mut machen
Ich lade Sie ein, Ihren Mitmenschen einmal am Tag ein Lächeln zu schenken. Ich denke, dass Lächeln eine Art von Mut verströmen kann. Gute Laune wirkt Wunder. In Ihrem Leben und im Leben der Menschen, denen Sie begegnen. Es soll kein aufgesetztes Lächeln sein, sondern aus dem Inneren leuchten. Schauen Sie doch in das Innere Ihres Herzens. Was bewegt Sie? Was erfreut Sie? Wenn ich aus meinem Nähkästchen plaudern darf, dann stärkt mich der Gedanke, dass Gott mich liebt, dass ich tolle Eltern und Geschwister habe, die hinter mir stehen, dass ich eine wunderbare Arbeit habe, die mich erfüllt. In Ihrem Herzen gibt es bestimmt auch einen Schatz, der glänzt.
Machen Sie das Beste aus diesem Geschenk des Mutes. Manchmal können wir mutig, sein, wenn wir über unseren Schatten springen. Manchmal brauchen wir Hilfe, um mutig zu sein. Die Kirchen stehen offen und Sie können jederzeit eine Kerze anzünden und ein Gebet sprechen, dass Gott Ihnen hilft.
Christus spricht diese schönen Worte, bevor er in den Himmel auffährt: „Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Diese Worte können ein guter Begleiter sein auf unserem Weg in die Normalität.
Daniel Weber, Kaplan von Vöcklamarkt
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