KSV-Statistik Bezirk Vöcklabruck
Mehr Insolvenzen, aber keine Panik

2022 nahm die Zahl der Insolvenzen zwar deutlich zu, die Entwicklung war aber weniger dramatisch als vielfach befürchtet. | Foto: PantherMedia/filmfoto
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  • 2022 nahm die Zahl der Insolvenzen zwar deutlich zu, die Entwicklung war aber weniger dramatisch als vielfach befürchtet.
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Laut Kreditschutzverband von 1870 schlitterten 2022 im Bezirk 37 Unternehmen in die Insolvenz.

BEZIRK VÖCKLABRUCK. 37 Unternehmens- und 69 Privatinsolvenzen weist die Statistik des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV1870) für das Jahr 2022 aus. Nach pandemiebedingt eher ruhigeren Jahren in puncto Insolvenzen wurden im Bezirk Vöcklabruck damit wieder deutlich mehr Firmenpleiten verzeichnet. 22 eröffnete Unternehmensinsolvenzen sind um elf mehr als 2021 – und damit doppelt so viele.

Darüber hinaus wurden weitere 15 Insolvenzanträge von Unternehmen mangels Kostendeckung nicht eröffnet. In diesen Fällen waren im insolventen Betrieb nicht einmal mehr 4.000 Euro verfügbar, um die Gerichtskosten zu finanzieren. In weiterer Folge verlieren diese Unternehmen ihre Gewerbeberechtigung und müssen liquidiert werden. „Das ist der ,Worst case’ für alle Beteiligten. Die Mitarbeiter verlieren ihre Jobs, und auch die Gläubiger sehen keinen Cent mehr. Geld, das ihnen aufgrund erbrachter Leistungen eigentlich zusteht“, erläutert Petra Wögerbauer, Insolvenzexpertin des KSV1870 am Standort Linz.

Chance auf Neubeginn nutzen

Die während der vergangenen beiden Pandemiejahre teilweise Usus gewordene Handhabe, Insolvenzen auf die lange Bank zu schieben, nehme den Unternehmern vielfach die Chance auf einen nachhaltigen Neubeginn, so Wögerbauer. Zudem würden dadurch auch Vermögensschäden auf Gläubigerseite zunehmend vergrößert, wodurch weitere Unternehmen mit ihrer Liquidität ins Straucheln geraten. Ein Teufelskreis, der frühzeitig gestoppt gehöre. Der KSV1870 rät daher allen Unternehmen, die in wirtschaftliche Schieflage geraten sind, rechtzeitig Insolvenz zu beantragen, um die Chance auf einen Neubeginn und eine nachhaltige Sanierung zu nutzen. „Wir sprechen uns klar für die gezielte Unterstützung von Unternehmen mit reellen Überlebenschancen, die sich in einer Sanierung befinden, aus“, betont Wögerbauer. Nicht umsonst münde etwa ein Drittel aller eröffneten Unternehmensinsolvenzen in einer erfolgreichen Sanierung. Ein Wert, der auch international seinesgleichen suche.

Trotz aller aktuellen Herausforderungen erwartet man beim KSV1870 auch im Jahr 2023 keinen „Insolvenz-Tsunami“. Zwar würden die Firmenpleiten aus heutiger Sicht weiter steigen, doch von einem echten Insolvenzschock könne angesichts dessen, dass die Zahl der Fälle in etwa auf Vorkrisenniveau oder leicht darüber liegen wird, nicht gesprochen werden.

Privatinsolvenzen über Bundestrend

69 Privatinsolvenzen 2022 bedeuten ein Plus von 40,8 Prozent zum Vergleichszeitraum des Jahres 2021 mit 49 Fällen. Damit liegt der Bezirk Vöcklabruck über dem bundesweiten Trend, der laut KSV-Hochrechnung für das Gesamtjahr 2022 ein Plus von etwa 23,5 Prozent ausweise. Nach den Herausforderungen der Corona-Krise mit Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit sind viele Haushalte nun zusätzlich mit den Auswirkungen von Inflation, steigenden Zinsen und höheren Lebenshaltungskosten belastet. In welchem Umfang diese finanziellen Belastungen zu vermehrten Privatkonkursen führen, wird laut der Insolvenzexpertin des KSV auch davon abhängen, welche nachhaltige Entlastung die Hilfspakete der Politik und etwaige betriebliche Unterstützungsmaßnahmen den Haushalten bringen.

Zur Sache

„Ein Privatkonkurs benötigt bis zur tatsächlichen Insolvenzeröffnung zwar in der Regel eine längere Vorlaufzeit, doch die massiven Teuerungen und die anhaltend hohe Inflation können insbesondere Menschen mit niedrigen Einkommen rasch in finanzielle Schwierigkeiten bringen“, erläutert Petra Wögerbauer (KSV1870). Die jüngste Insolvenznovelle im Juli 2021 brachte wesentliche Erleichterungen. So ist es seither möglich, sich innerhalb von drei Jahren, und nicht wie bisher innerhalb von fünf Jahren, zu entschulden. „Rechtzeitig ein Schuldenregulierungsverfahren zu beantragen, kann den Teufelskreis der Verschuldung frühzeitig unterbrechen und die Chance auf einen Neubeginn deutlich erhöhen.“ Im Schnitt wurden in „Vorkrisen-Jahren“ in OÖ rund 1.200 bis 1.300 Privatinsolvenzen pro Jahr eröffnet. Mit einer ähnlichen Zahl rechnet der KSV1870 auch für 2023.

2022 nahm die Zahl der Insolvenzen zwar deutlich zu, die Entwicklung war aber weniger dramatisch als vielfach befürchtet. | Foto: PantherMedia/filmfoto
Petra Wögerbauer, Insolvenzexpertin des KSV1870 am Standort Linz. | Foto: Sabine Starmayr
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