Viele Wege führen in die Ferne

BEZIRK (sc). „Ich habe jetzt Freunde in ganz Europa. Der Kontinent kommt mir dadurch kleiner vor“, sagt Prisca Ebner. Die 20-jährige Seewalchenerin ist vor drei Wochen vom Europäischen Freiwilligendienst in der Türkei zurückgekommen. Doch damit nicht genug: Im April geht sie mit dem Programm „Leonardo Da Vinci“ für fünfeinhalb Monate nach Granada in Spanien.

Pause nach der Matura
„Ich wollte nach der Matura ein Jahr Pause machen, um herauszufinden, was ich machen will“, erzählt Ebner, die die HTL für Grafik und Kommunikationsdesign in Linz besuchte. So kam ihr der Europäische Freiwiligendienst (EFD) gerade recht. „Man bekommt dabei alles bezahlt: Reisekosten, Unterkunft, Verpflegung und Taschengeld“, erklärt Ebner.
Das Projekt habe sie sich selbst ausgesucht: „Die Türkei durch die Augen der Freiwilligen“. „Ich durfte herumreisen, Fotos machen und Artikel auf Deutsch und Englisch schreiben, die auch auf Türkisch übersetzt wurden“, schildert sie ihre Arbeit. Herausgekommen ist ein dreisprachiges Magazin mit mehr als 200 Seiten und vielen Bildern (zu finden auf der Website www.lostinturkey.org). Gewohnt hat Ebner in Bursa, der viertgrößten Stadt der Türkei, rund drei Autostunden südlich von Istanbul. „In einer WG mit anderen Freiwilligen.“

Organisation hilft
Vor ihrem Einsatz und auch während des Aufenthalts fanden Trainings statt. „Unterstützung ist da – man ist nicht auf sich alleine gestellt“, will sie anderen Mut machen, den Traum vom Auslandsaufenthalt zu verwirklichen. Sie selbst kam ohne landessprachliche Vorkenntnisse in Bursa an. „Nur wenige Leute konnten Englisch. So lernte ich Türkisch – ich kann mich in dieser Sprache unterhalten“, ist Ebner stolz.
Was hat ihr im Ausland am Besten gefallen? „Eine neue Kultur und viele Einheimische kennenzulernen.“ Eines ihrer schönsten Erlebnisse sei gewesen, als sie eine türkische Freundin mit zu ihrer Familie aufs Land genommen habe. „Die Gastfreundschaft der Türken ist groß – und auch ihre Hilfsbereitschaft“, hat Ebner gelernt. Besonders gut gefallen hat es ihr in Mardin, einer Stadt im Süd-Osten: „Wie in 1001 Nacht“, schwärmt sie.
Sie habe viel mit den Menschen diskutiert, erklärt Ebner: über Politik, Menschen- und Frauenrechte.

Die Grenzen ausloten
„Man lernt viel über sich selbst, kann seine Grenzen ausloten. Es hat mir sehr gut getan, im Ausland zu sein“, ist ihr Resümee. In Spanien wird Ebner mit ihren Grafikkenntnissen eine Organisation unterstützen, die gegen Diskriminierung kämpft. „Ich freue mich darauf“, sagt sie. Und was rät sie anderen Jugendlichen, die mit einem Auslandsaufenthalt spekulieren? „Macht das einfach.“

Zur Sache:

Der Europäische Freiwilligendienst (EDF) ist Teil des EU-Programms „Jugend in Aktion“ und bietet jungen Menschen die Möglichkeit, bis zu einem Jahr ins Ausland zu gehen und sich dort in einem gemeinnützigen Projekt zu engagieren. Infos auf www.jugendinaktion.at und bei Susanne Rosmann in der Regionalstelle OÖ. (Tel. 0732/77103012).
Das EU-Programm „Lebenslanges Lernen“ umfasst Schulbildung (Comenius), Hochschuldbildung (Erasmus), Berufsaus- und Weiterbildung (Leonardo da Vinci) und Erwachsenenbildung (Grundtvig). Weiters gibt’s Au-Pair, Schüleraustausch, Praktika im Ausland und Workcamps.
Einen guten Überblick findet man auf der Seite des Jugendservice (www.jugendservice.at). Dort kann man die Broschüre „Einfach weg!“ bestellen. Beratung gibt’s auch beim Jugendservice Vöcklabruck in der Parkstraße 2, dienstags und donnerstags von 14 bis 17 Uhr.